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Vermögensverwalter Uwe Günther Streit im Lager der Pessimisten

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Der sarkastische Betrachter könnte nun sagen, dass diejenigen, die die Zeichen der Zeit nicht erkennen, die Konsequenzen für ihr Handeln eben allein tragen müssen. Und jemand muss ja durch seine Sorglosigkeit dafür sorgen, dass disziplinierte Investoren zu attraktiven Kursen de-investieren können.    

Doch so einfach ist es scheinbar nicht. Vielmehr breitet sich unter den „realistischen Pessimisten“ eine interessante und sehr praktische Diskussion aus. Einig ist man sich darüber, dass durch die exzessive Liquiditätsflut eine gigantische Summe ungedeckten Papiergeldes in den Kursen von Anleihen und Aktien enthalten ist.

Im Fall der klassischen Substanzwerte kauft ein Investor also neben der zweifelsfrei vorhandenen Substanz (Vermögenswerte und stabile Umsätze) eine kräftige Portion heiße Luft gleich mit. Und da beginnt der feine, aber wichtige Unterschied in der Annahme zweier unterschiedlicher Fraktionen unter den Bären.

Fraktion A erwartet, getreu dem klassischen Boom-and-Bust-Zyklus, eine massenhafte Vernichtung unproduktiven Kapitals, sprich Kreditausfälle, Umsatzeinbrüche, Konkurse, Konsumabstinenz und konsequenterweise fallende Kurse von Aktien und Unternehmensanleihen. Dies würde wieder zu einem konzertierten zusätzlichen Fluten der Märkte mit billigster Liquidität durch die Notenbanken führen.

Da diese Fraktion oft bereits weit im Vorfeld Aktien und Anleihen mittlerer oder schwächerer Qualität reduziert hat, ist dies dann der Zeitpunkt, Aktien und Unternehmensanleihen zu deutlich günstigeren Preisen zu kaufen. Fraktion A geht von einem weitgehenden Bestand des derzeitigen Finanzsystems aus und denkt weiterhin in den Kategorien von attraktiven Investitions- und De-Investitionsfenstern sowie realer Positivperformance.                    

Mitglieder der Fraktion B waren früher auch in der A Fraktion. Heute glauben sie jedoch, dass aufgrund der weltweit völlig neuen politischen, wirtschaftlichen und Schuldensituation ein Kollaps des gesamten Systems wahrscheinlicher ist als ein halbwegs kontrolliertes Gesundschrumpfen. Deshalb würden die Notenbanken bereits viel früher fluten und die Preise von Substanz- und Sachwerten somit auf noch höhere Bewertungsniveaus heben, um die Wohlstandsillusion und den Kollaps so lange wie möglich aufzuschieben.

Deshalb setzt Fraktion B schon heute und oft vollständig und trotz teils inflationärer Preisniveaus auf Aktien, Edelmetalle und Immobilien. Mögliche Korrekturen von 50 Prozent oder mehr werden dabei in Kauf genommen, da die Alternative (Anleihen/Geldwerte/Forderungen) einem Totalverlust sehr nahekäme. Man denkt hier in der Kategorie des realen Erhalts und der Verhinderung zerstörerischer Verluste.          

Beide Denkrichtungen ähneln sich in der Zustandsanalyse der aktuellen Welt- und Finanzwirtschaft, aber unterscheiden sich massiv in den daraus abzuleitenden Konsequenzen, der passenden Anlagestruktur und -strategie.   

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