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Vermögensverwalter Uwe Zimmer „Es gibt keine Weltformel, um Marktentwicklungen vorherzusagen“

Uwe Zimmer

An der Börse laufen alle Informationen zusammen, werden gewichtet und in Handlung umgesetzt. Aus einem wilden Mix wird ein binärer Code generiert: Daumen hoch oder runter, Kauf oder Verkauf. Wer die Börse versteht, muss die ultimative Weltformel gefunden haben. Davon sind wir aber weit entfernt.

Denn wie so oft sind die meisten Dinge gar nicht so eindeutig zu gewichten. Und vor allem: es hängt alles mit allem zusammen – wenn man es so sehen will. So könnte etwa ein Anstieg des Ölpreises am Anfang der Argumentationskette stehen und bis zum Ende der Kette wieder zu einem sinkenden Ölpreis führen. Über Umwege zwar, aber immer schlüssig. Oft wird der Ölpreis nämlich als Barometer der Weltkonjunktur angesehen. Argumentation: Wenn die Wirtschaft boomt, wird mehr Öl benötigt, die Nachfrage steigt und damit der Preis.

Hängt alles mit allem zusammen?

Derzeit sehen wir steigende Ölpreise. Es ist demnach schlüssig zu argumentieren, dass die Weltwirtschaft gut läuft und vielleicht sogar schon in einer Phase der Überhitzung eintreten könnte. Das ist in der Denkweise der Notenbanker und anderer, die glauben die Welt mit wirtschaftlichen Instrumenten steuern zu können, der Zustand der Konjunktur, wenn es langsam unheimlich wird, wie gut alles läuft. Und was einem unheimlich ist, macht einem Angst, also bekämpft man die Ursachen. Schließlich könnte ja Inflation entstehen und die ist, wenn sie zu schnell zu hoch klettert, schädlich. Im Falle der Notenbanker wird dann gerne mit einem Dreh an der Zinsschraube gegengesteuert. Und bei einer drohenden Überhitzung und damit drohender Inflation drehen die Notenbanker gerne die Zinsen nach oben.

Damit wird erreicht, dass das Geld etwas teurer wird, Unternehmen also bei ihren Investitionsentscheidungen zurückhaltender agieren. Dabei sind die Investitionen eine wesentliche Säule der Wirtschaft, Milliarden über Milliarden fließen in neue Fabriken oder ganz neue Firmen, schaffen Arbeitsplätze und Nachfrage und verhelfen der Wirtschaft damit zu Wachstum. Brechen die Investitionen weg, verliert die Wirtschaft an Schwung – und das ist ja gewünscht.

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Jetzt geht es weiter, denn wenn der Ölpreis ein Indikator für den Zustand der Weltwirtschaft ist, dann müsste er ja sinken, wenn die Wirtschaft stottert. Wird er auch und damit schließt sich hier erst einmal der Kreis der Argumentation. Positiv ausgedrückt wurde das Gleichgewicht bewahrt, negativ gesehen wurden die Kräfte des Marktes ausgehebelt von denen, die sie immer hochhalten.

Die Börse ist nicht eindeutig

Dass aber Argumente immer auch anders gedeutet werden können, zeigt das Gold. Im gerade vollzogenen Kreis müsste Gold sowohl steigen als auch fallen. Denn in der Theorie sind steigende Zinsen schlecht für das Edelmetall oder vielmehr seinen Preis, da Gold ja keine Zinsen bringt und deshalb weniger attraktiv wird. Gleichzeitig wird Gold aber ebenfalls theoretisch gekauft, wenn die Wirtschaft auf Talfahrt geht, als sicherer Hafen. Hier steht der Investor jetzt vor einer Entscheidung: Kaufen oder nicht kaufen?

Die Börse ist eben nicht eindeutig in ihren Wirkungen, sie ist nicht klar in ihren Auswirkungen, viel zu viel muss berücksichtigt werden. Computer haben in den vergangenen Jahren immer mehr Rechenarbeit übernommen, trotzdem sind die umfassenden Modelle nicht wirklich besser geworden. Irrtum ist weiterhin an der Tagesordnung.

Was allerdings gut funktioniert, ist die Berechnung von Firmenwerten. Dank der gewachsenen Rechnerkapazitäten lassen sich immer mehr Daten einzelner Unternehmen, aber auch von deren Mitbewerbern, Konkurrenten und Abnehmern analysieren und in die Rechnung einbeziehen. Anhand solcher fundamentaler Analysen lassen sich zwar nicht die Marktbewegungen vorhersagen oder gar die Weltformel berechnen. Es lässt sich aber sehen, welche Unternehmen auch in den kommenden Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit Gewinne für ihre Anteilseigner erzielen werden. Und das ist schon mal ein großer Schritt.

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