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Vermögensverwalter warnt Anleger sind zu emotional und haben falsche Erwartungen

Der Mensch ist ein sonderbares Wesen. Für Anleger gilt das ganz besonders. Da geht jemand jahrelang hart arbeiten, lernt, ist kreativ und konzentriert - um dann bei der Investition des erwirtschafteten Vermögens immer wieder in die starken Muster, Triebkräfte und Verhaltensweisen der steinzeitlichen Vorfahren zurückzufallen.

Uwe Günther von Berlin Portfolio Management
Foto: Berlin Portfolio Management

Spätestens seit dem Entstehen der Verhaltensökonomie, besser bekannt als Behavioral Finance, wissen wir, dass Anleger in der Regel irrational handeln. Selbst diejenigen, die das wissen, agieren gegen ihren Verstand. Denn Wissen auf der einen und entsprechendes Handeln auf der anderen Seite sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Einige Beispiele gefällig?

Ohne Sinn und Verstand an die Börse

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Der Wertpapiermarkt ist vielleicht der einzige Gütermarkt, in dem Menschen auf steigende Preise mit verstärktem Kaufinteresse reagieren. Sind die Deutschen sonst ein Volk von Schnäppchenjägern, Sparern und Rabattfeilschern, setzt dieser Instinkt in puncto Wertpapieranlage scheinbar mit konstanter Regelmäßigkeit aus. Vielmehr führen steigende Kurse in kürzester Zeit zu vermehrtem Kaufinteresse, obwohl sich die objektiven Bewertungskennzahlen verschlechtert haben. Der Schmerz, aus der Zeitung oder von Freunden von Gewinnen zu hören, ohne „dabei“ zu sein, lässt rationale Überlegungen schnell verblassen.

Die Vermeidung von Schmerz ist beim Verdrängen von Verlusten und dem sehr zügigen Mitnehmen selbst kleinster Gewinne die entscheidende Triebfeder. Das empfundene Leid, eine getroffene Entscheidung durch Verkauf zur Verlustbegrenzung zu revidieren, wiegt mindestens genauso schwer wie die Angst, auch nur Teile eines erreichten Kursgewinns abzugeben. Psychologen sprechen hier von der Auflösung einer kognitiven Dissonanz, um einen als unangenehm empfundenen Gefühlszustand zu beenden. Um das psychologische Dilemma komplett zu machen, reinvestieren Anleger Gewinne in oftmals ebenfalls teure Wertpapiere.

Hinzu kommt eine unheilvolle psychologische Konditionierung breitester Anlegerkreise aus den Erfahrungen des zurückliegenden Jahrzehnts. Durch beispiellose Buchgeldschöpfungen der Notenbanken zur Stabilisierung des Wirtschafts- und Finanzsystems entstand mehr und mehr der Eindruck einer Finanzmarktordnung, bei der Zyklen, stark fallende Wertpapierkurse oder Ausfallrisiken der Geschichte angehören.

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