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Vermögensverwalter „Wir glauben, dass der Dax übertreibt“

Stephan Albrech, Vorstand der Albrech & Cie Vermögensverwaltung
Stephan Albrech, Vorstand der Albrech & Cie Vermögensverwaltung
Anlegern bleibt in diesem Sommer wenig erspart: Nach dem griechischen Drama macht nun China Sorgen, denn das Land hat seine Währung vom stärker gewordenen US-Dollar entkoppelt und mehrfach abgewertet. In der Folge ging vor allem der exportlastige DAX in die Knie. Dass der Index es damit übertreibt, glauben nur wenige – wir schon!Ein Bonmot an den Finanzmärkten besagt, dass man Volkswirte zu vielem gebrauchen könne, aber nicht zur Prognose von Aktienkursen. Das mag sein, doch wenn die Anleger kopflos agieren wie derzeit, kann es helfen, nüchtern die wirtschaftlichen Fakten zu analysieren. In der Aufregung rund um China scheint ein solch distanzierter Blick jedenfalls geboten. Abwertung war wegen starkem Dollar notwendig China hatte den Yuan lange Zeit an den US-Dollar gekoppelt, doch seit Anfang 2014 hat die amerikanische Währung im Wert erheblich zugelegt. Das verteuerte auch Chinas Exportartikel spürbar, und da diese vor allem über den Preis und nicht über die Qualität verkauft werden, steht die dortige Exportwirtschaft unter Druck. Um diesen Druck zu mildern, hat die Notenbank nun eine Abwertung zugelassen, zu der es in einem System freier Wechselkurse längst gekommen wäre. Verläuft die Entwicklung wie nach der Währungsabwertung in der Euro-Zone und Japan, ist mit höherem Wachstum in China zu rechnen – und folglich mit höheren Einkommen! Deutsche Exporteure könnten sogar profitieren Viele Anleger befürchten jedoch, dass die Exportchancen deutscher und europäischer Unternehmen nach China wegen der Abwertung massiv beeinträchtigt werden und haben entsprechende Aktien auf Talfahrt geschickt. Hauptleidtragende sind bislang die Autobauer, die einen nicht unerheblichen Teil ihres Umsatzes in China machen. Das ist unseres Erachtens zwar nachvollziehbar, aber kurzsichtig. Denn insbesondere deutsche Unternehmen liefern Produkte, die nicht in erster Linie wegen ihres Preises, sondern der Qualität wegen gekauft werden. Bei einem Wachstumsschub in China durch die Währungsabwertung könnte es sogar zu einem höheren Absatz und damit zu höheren Margen für die Exporteure kommen als bislang. Pessimismus trotz steigender Firmengewinne Auch ist zu bedenken, dass sich die Aktienmärkte in den entwickelten Ländern seit längerem seitwärts bewegen (USA) oder nach vorherigem Anstieg in einer Korrektur stecken (Euro-Zone, Japan) – in einem solchen Umfeld "schlagen" Nachrichten wie die aus China heftiger ein als in einem stabilen Aufwärtstrend. Jedoch dürfte diese Korrektur nicht mehr lange dauern, wie der Pessimismus der Anleger zeigt: So erzielen drei Viertel der US-Unternehmen im S&P 500 höhere Gewinne als erwartet, doch die Anleger honorieren das kaum durch Aktienkäufe – eine Diskrepanz, die nicht allzu lang bestehen bleiben wird. Ähnlich ist die Lage in Europa, wo die Exportunternehmen von einem schwachen Euro profitieren. Wer querdenkt, sieht auch Chancen durch China Unter dem Strich stellt sich die Situation für uns positiver dar als für die Masse der Anleger. Die Abwertung der chinesischen Währung interpretieren wir als notwendigen Schritt zu mehr Wachstum, von dem die deutsche und europäische Exportwirtschaft potenziell profitieren kann. Anleger sollten sich daher von der schlechten Stimmung nicht verunsichern lassen und einen kühlen Kopf bewahren. Wer noch Pulver trocken hält, kann schlechte Tage nutzen, um insbesondere die gebeutelten Exportwerte günstig einzusammeln.

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