Vermögensverwalter Wolfgang Juds Volatilität – Freund und Feind des Anlegers
Wolfgang Juds, Geschäftsführer von Credo Vermögensmanagement
Der August 2015 war aus Anlegersicht nichts für schwache Nerven! Der DAX schloss 9,3 Prozent schwächer als zum Schluss des Vormonats. Begleitet wurde diese Talfahrt von enormen Tagesschwankungen. Die Gefahr von Fehlentscheidungen ist in diesen Tagen hoch. Manche Anleger haben Angst bekommen, verloren die Nerven und haben schließlich Bestände verkauft. Andere haben Aktien zugekauft, aber vielleicht war es noch zu früh? Welche Orientierung gibt es für die Investoren?
Auch wenn auf Jahressicht das Ergebnis für viele Anleger insgesamt gar nicht so dramatisch ausfallen dürfte, sind es vor allem die hohen Schwankungen sowohl bei den Einzeltiteln als auch beim Gesamtmarkt, die die Psyche der Investoren strapazieren. Die Unsicherheiten über die künftige Entwicklung in China belasten besonders die exportorientierten Titel im Automobilsektor, bei den Zulieferern und im Maschinenbau.
Dramatische politische Herausforderungen kommen in diesem Jahr hinzu: Neben den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und dem Rettungspaket in Griechenland beschäftigen uns jetzt die Flüchtlingssituation in Europa und die schwierige Lage in Syrien. Es bleibt kaum Zeit zum Luftholen. Die Angst vor schwächeren Konjunkturerwartungen ist bei Finanzexperten spürbar.
Der ZEW-Index musste im September in Bezug auf die Zukunftserwartungen einen unerwarteten Rückgang hinnehmen. Dennoch sehen die meisten befragten Finanzexperten die aktuelle Lage in Deutschland bislang weiterhin positiv. Allerdings sollten Investoren die Stimmungsindikatoren durchaus kritisch betrachten. Die tatsächliche Lage in Deutschland ist deutlich besser als die Stimmung der Investoren. Dafür sprechen der niedrige Euro-Kurs, der günstige Ölpreis und eine hervorragende Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen mit erstklassigen Produkten und stabilen Rahmenbedingungen.
Volatilität – kurzfristig eine Bürde ...
Der Blick vieler Investoren ist immer wieder auf die kurzfristige Lage an den Kapitalmärkten gerichtet. Dabei sollten Anleger beachten, dass die Wirtschaft nicht linear verläuft, obwohl das emotional viel angenehmer wäre. Die Konjunktur verläuft in Zyklen – und die Börse reagiert entsprechend darauf.
Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, die Wendepunkte zu erkennen, denn wo „oben“ und „unten“ ist, lässt sich erst im Rückblick feststellen, wenn die Wende bereits vollzogen ist. Typischerweise nimmt die Börse die realwirtschaftlichen Zyklen vorweg und Aktien können in unsicheren Marktphasen besonders heftig schwanken. Ziel vieler Anleger ist es, mit möglichst geringen Schwankungen eine attraktive Rendite zu erwirtschaften. Leider funktioniert dies nicht immer. Schwankungen an den Kapitalmärkten gehören zur Erfahrung der Anleger wie das Wetter zu unserem Leben!
... langfristig eine Chance!
Über Warren Buffett wird gern erzählt, dass er sich durchaus freue, wenn die Aktienkurse einbrechen. So könne er gute Unternehmen noch günstiger kaufen, lautet die Begründung. Anleger, die diesem antizyklischen, aber auch sehr erfolgreichen Ansatz folgen, brauchen starke Nerven und einen festen Blick auf die langfristige Zukunft. Gerade wenn kurzfristig die Wolken und der Regen überwiegen, wird in Zukunft auch die Sonne wieder scheinen. Momentan sehen viele Analysten die Schwellenländer besonders kritisch.
Dennoch ist die langfristige Perspektive für die asiatischen Tigerstaaten weiterhin positiv. Die demografische Entwicklung, die steigende Binnennachfrage nach Konsumgütern in Asien und der Umbau der Industrie bieten insbesondere in China langfristig erhebliche Chancen, die momentan nur wenige Analysten sehen.
Für den antizyklisch handelnden Investor eine erstklassige Gelegenheit, sich hier einzudecken. Dieser Mut mag kurzfristig noch unruhige Tage und Wochen bringen, langfristig wird der Mut belohnt werden! Börsenaltmeister André Kostolany hat es einst treffend ausgedrückt: „Gewinne an der Börse sind Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen und dann das Geld.“
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