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Vermögensverwalter Wolfgang Juds „Von der Achterbahnfahrt an der Börse sollte man sich nicht irritieren lassen“

Wolfgang Juds, Geschäftsführer von Credo Vermögensmanagement: „Daher steht EZB-Chef Mario Draghi oft zu Unrecht in der Kritik“.
Wolfgang Juds, Geschäftsführer von Credo Vermögensmanagement: „Daher steht EZB-Chef Mario Draghi oft zu Unrecht in der Kritik“.
Es war eine turbulente Berg- und Talfahrt, die die Anleger in den ersten Monaten dieses Jahres aushalten mussten. Sorgen um China und um den Ölpreis haben die Märkte zum Jahresbeginn kräftig durchgeschüttelt. Als Gründe für den Kurseinbruch wurden immer wieder eine mögliche Wachstumsschwäche in China und der niedrige Ölpreis genannt. Doch diese Argumente haben mich nicht wirklich überzeugt.

Seit längerer Zeit ist klar, dass Chinas Wirtschaft nicht ständig in dem Tempo der Vergangenheit wachsen kann und dass die Zuwachsraten künftig geringer werden, das absolute Wachstum aber weiterhin hoch bleiben dürfte. Der Ölpreis hat ebenfalls eine Berg- und Talfahrt hinter sich. Erst lag der Preis für die Sorte WTI Mitte Februar mit rund 26 Prozent  im Minus und Ende April etwa 26 Prozent im Plus, bei rund 45 US-Dollar pro Barrel. Somit ist dieses Argument ebenfalls nicht stichhaltig.

Das eigentliche Problem liegt in einer strukturellen Wachstumsschwäche in den entwickelten Volkswirtschaften. Sowohl in den USA als auch in Europa befinden wir uns auf einem Niveau mit niedrigen Zuwachsraten – trotz aller geldpolitischen Maßnahmen. Zwar befinden wir uns auch nicht in einer Rezession, aber starkes Wachstum sieht anders aus. Man gewinnt den Eindruck, dass die Politik des billigen Geldes zunehmend an ihre Grenzen stößt.

Das andere grundlegende Problem ist die hohe Staatsverschuldung, die die entwickelten Volkswirtschaften über Jahrzehnte angehäuft haben. Es mangelt besonders in den südeuropäischen Staaten an der Bereitschaft zu unangenehmen Strukturreformen. Die EZB kann mit ihren Maßnahmen lediglich Zeit kaufen, aber selbst keine Reformen herbeiführen.

Daher steht EZB-Chef Mario Draghi oft zu Unrecht in der Kritik. Mit Hilfe der lockeren Geldpolitik konnte die EZB ein Auseinanderbrechen des Euro vermeiden. Zwar hat Draghi hat sein Mandat stark ausgedehnt und die Zinsen in nie gekannte Tiefen gedrückt, aber die eigentliche Ursache für diese Maßnahmen liegen woanders.

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