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Vermögensverwalter zur Situation an der Börse Georg von Wallwitz über den August-Crash

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Aktienmärkte leben vom billigen Geld und von den Gewinnaussichten der Unternehmen. Die Weltsicht (den Glauben, das Narrativ), welches man zu diesen beiden Themen hat, gilt es permanent zu überprüfen – und in einem Markt wie diesem allemal. Dabei unterscheiden wir die ökonomische, die technische und die große Perspektive.
1. Die ökonomische Perspektive

-    Die Zinsen werden in den USA vielleicht zum Jahresende minimal erhöht, aber vielleicht auch nicht. Derzeit dreht sich der Konsens gegen eine Erhöhung und die letzten Verlautbarungen der Zentralbank waren unentschieden. Die Gründe, die im Frühjahr noch für eine Erhöhung gesprochen haben, werden jedenfalls immer weniger bedeutend. In der Eurozone geht die Quantitative Lockerung weiter, das Geld wird hier zweifellos billig bleiben.
-    In den USA geht es der Wirtschaft gut, der billige Ölpreis hilft den Konsumenten. Der Zuwachs im produzierenden Gewerbe hat sich zuletzt in der Eurozone und Japan beschleunigt, in den USA ist er sowieso auf gutem Niveau. Dort waren zuletzt auch die Einzelhandelsumsätze und die Daten der Immobilienwirtschaft gut, und für Donnerstag sollte ein Wachstum von 3,3 Prozent  p.a. für das zweite Quartal berichtet werden. Es herrscht Vollbeschäftigung. -    Die Risikoaufschläge bei Unternehmensanleihen sind weit davon entfernt, eine Rezession zu signalisieren. -    China ist zweifellos wichtig für die Weltwirtschaft (15 Prozent  der Wirtschaftsleistung), aber es exportiert bekanntlich mehr als es importiert. Exporte nach China machen für die USA und den größten Teil der Eurozone weniger als 1 Prozent  der Wirtschaftsleistung aus, nur für Deutschland und Japan liegt der Anteil höher, bei 2,6 Prozent  bzw. 2,7 Prozent. Wirklich getroffen werden von einer Wachstumsschwäche in China hauptsächlich die Rohstoffexporteure: Araber, Russen und Brasilianer. -    Es wird gerne der Vergleich mit der Asienkrise von 1997/98 herangezogen, die einen schweren Einbruch an den Börsen in Europa und den USA verursacht hat. Aber dies mag auch Mut machen, denn wirklich geschadet hat die Schwellenländerkrise den westlichen Unternehmen nicht und die damaligen Kurse haben sich als Ausdruck einer unbegründeten Panik herausgestellt.
Für einzelne Schwellenländer sieht es derzeit unschön aus, aber in Europa und den USA gibt es weder bei den Zinsen noch bei der konjunkturellen Entwicklung Grund zur Verzweiflung. Bullenmärkte enden normalerweise, wenn die Zentralbank die Party beendet und die Zinsen deutlich anhebt, oder mit einem externen Schock, etwa einer Finanzkrise. Beides ist nicht in Sicht.
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