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Verrückte neue Welt Welche Anleihen besonders stark auf Zinsen reagieren

Michael Krautzberger, Leiter des europäischen Anleiheteams beim US-Vermögensverwalter Blackrock.
Michael Krautzberger, Leiter des europäischen Anleiheteams beim US-Vermögensverwalter Blackrock.

Unternehmens- und Schwellenländeranleihen sind üblicherweise auch in Zeiten steigender Zinsen gesucht. Denn die Risikoaufschläge dieser Papiere im Vergleich zu Bundesanleihen, auch Spreads genannt, bieten einen gewissen Puffer gegenüber Kursrückgängen. Das macht Corporate- und Emerging-Market-Bonds üblicherweise relativ widerstandsfähig, wenn steigende Zinsen die Kurse klassischer Staatspapiere wie Bundesanleihen belasten. Grund dafür ist, dass die Rendite von Unternehmens- und Schwellenländeranleihen neben der Zinskomponente, die in Zeiten steigender Zinsen abnimmt, eine davon weitestgehend unabhängige Bonitätskomponente als weitere Ertragsquelle enthält.

Auf das aktuelle Marktumfeld lässt sich das jedoch nicht eins zu eins übertragen. Denn die Kursbewegungen der sonst recht widerstandsfähigen Anleihesegmente ähneln denen von Bundesanleihen im Falle von Zinsveränderungen momentan stärker als üblich, sprich, die Korrelationen sind erhöht. Grund dafür sind die deutlichen Kurszuwächse, die Corporate- und Emerging-Market-Bonds in den vergangenen Jahren erzielt haben, weil Anleger auf der Suche nach Rendite und angesichts niedriger Zinsen vermehrt in diese Papiere investiert haben. Diese höhere Nachfrage hat die Risikoaufschläge und damit die Puffer gegenüber Kursrückgängen bei steigenden Zinsen schmelzen lassen: In vielen Marktsegmenten liegen die Spreads im Verhältnis zur Gesamtrendite aktuell auf dem niedrigsten Stand der vergangenen zehn Jahre.

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Für Anleger bedeutet das: Unternehmens- und Schwellenländeranleihen bieten im aktuellen Zyklus nicht unbedingt den üblichen Schutz gegen steigende Zinsen. Das bedeutet nicht, dass sie uninteressant sind. Anleger sollten im momentanen Umfeld jedoch besonders darauf achten, in welche Papiere sie investieren, und gesteigerten Wert auf professionelles Portfolio- und Risikomanagement legen: Bei Unternehmensanleihen lohnt aus unserer Sicht vor allem ein Blick auf qualitativ hochwertige Papiere, Emerging-Markets-Bonds sind wegen der höheren Spreads und möglicher Währungsgewinne vor allem in Lokalwährungen interessant. Darüber hinaus tragen kurze Restlaufzeiten bei Anleihen allgemein dazu bei, das Zinsänderungsrisiko zu reduzieren.

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