Beitragseinnahmen, Profite, Digitalisierung, Cyber-Kriminalität und Künstliche Intelligenz (KI): Das waren die Themen, um die sich die jährliche Umfrage der Managementberatung Horvath unter Vorstands- und Geschäftsführungsmitgliedern großer Versicherungsunternehmen drehte.

Das Ergebnis: Die digitale Transformation führt die Liste der Top-Management-Prioritäten an. „Von digitalen Fortschritten und Innovationen erhoffen sich die Unternehmen von Service über Sales bis IT weitere bedeutende Vorteile im Wettbewerb“, heißt es in der Studie. Doch bis es so weit ist, muss die Branche nach Ansicht der Befragten noch einiges in Ordnung bringen. Den größten Nachholbedarf sehen sie dabei bei Backend-Optimierungen beziehungsweise bei der Weiterentwicklung des Daten-Ökosystems.

An der zweiten Stelle der Prioritäten-Liste stehen Personalthemen: Der Fachkräftemangel zwingt die Gesellschaften, einiges zu unternehmen, um Top-Talente zu gewinnen und ans Unternehmen zu binden.

Unterdessen hat der hohe Digitalisierungsgrad der Versicherer auch eine Kehrseite: Cyber-Kriminalität macht den Versicherern schwer zu schaffen und landet daher an dritter Stelle ihrer Management-Prioritäten. Laut einer anderen Studie, dem „Allianz Risk Barometer“, halten deutsche Risikoexperten Cyber-Attacken sogar für die größte Bedrohung für Unternehmen.

Im Branchenvergleich hat es die Assekuranz bei der Cyber-Kriminalität besonders schwer: Laut Horvath-Studie erleiden Versicherer am häufigsten Hackerangriffe. 

KI wird Versicherungsservice revolutionieren

Auch Künstliche Intelligenz (KI) und ihre Anwendungsfelder waren Gegenstand der Umfrage. In Sachen Versicherungsservice gehen 94 Prozent der Befragten davon aus, dass Chat GPT & Co. diesen sehr stark beeinflussen oder sogar revolutionieren kann. Auch bei der internen Administration messen die befragten Vorstände und Geschäftsführer der KI eine sehr hohe Bedeutung bei.

Anders sieht es bei Geschäftsmodellen und Produkten aus: Jeweils 70 Prozent der Umfrageteilnehmer glauben, dass Anwendungen wie Chat GPT keine oder nur geringe Auswirkungen auf diese Unternehmensbereiche haben werden.

 

Beitragssteigerungen von rund 4 Prozent

Zu den Geschäftsaussichten ihrer Branche äußern sich die Befragten unterdessen so optimistisch wie noch nie nach der Corona-Pandemie. Sie erwarten sowohl für das Gesamtjahr 2023 als auch 2024 Beitragssteigerungen von jeweils rund 4 Prozent. Dieses Wachstum würde hauptsächlich auf inflationsbedingt höheren Preisen beruhen. Die Anzahl der Verträge dürfte aber ebenfalls leicht steigen.

Auch im Hinblick auf Gewinnmargen sind die Umfrageteilnehmer positiv gestimmt: 75 Prozent gehen von einer Steigerung im Jahr 2023 aus. „Spartenübergreifend soll der Jahresüberschuss 2023 höher ausfallen als in 2022 prognostiziert“, sagt Martin Müller, Partner und Versicherungsexperte bei Horvath. Ursache hierfür seien bessere Ergebnisse an den Kapitalmärkten und höhere Prämien.

„Innerhalb der einzelnen Sparten kann sich natürlich eine differenzierte Entwicklung zeigen“, räumt Müller ein. So prognostiziert der Versichererverband GDV der Schaden- und Unfallversicherung sehr gute Bruttobeitragseinnahmen. Für Lebensversicherungen einschließlich Pensionskassen und Pensionsfonds erwartet der GDV hingegen einen Beitragsrückgang um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

„Vor allem die schwache Entwicklung der Einmalbeiträge belastet das Geschäft“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Jörg Asmussen. Auch das Analysehaus Assekurata berichtet in seinem „Marktausblick zur Lebensversicherung“ über abfließende Einmalbeiträge.


Über die Studie:

Für die Horvath-Studie „Assekuranzen 2023“ wurden rund 40 Geschäftsführer und Vorstandsmitglieder aus Versicherungsunternehmen befragt.