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Künstliche Intelligenz
Wie Kriminelle Chat GPT für Versicherungsbetrug einsetzen
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Künstliche Intelligenz Wie Kriminelle Chat GPT für Versicherungsbetrug einsetzen

Zerstörter Fernseher
Zerstörter Fernseher: Moderne IT-Systeme wie Chat GPT bringen auch ganz neue Gefahren beim Thema Versicherungsbetrug mit sich, warnt aktuell Neodigital-Chef Stephen Voss. | Foto: cottonbro studio / Pexels

Versicherungsbetrug ist kein Kavaliersdelikt. Doch 5 Prozent der rund 1.000 erwachsenen Teilnehmer einer Umfrage gaben zu, ihren Versicherer schon einmal betrogen zu haben. Weitere 10 Prozent haben zumindest darüber nachgedacht, zeigte die im Oktober 2017 von Statista in Zusammenarbeit mit Yougov durchgeführte Studie (siehe unten). 

Infografik: 15 % sind Versicherungsbetrug nicht abgeneigt | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Am ehesten glauben die Befragten demnach, dass der Betrug bei der privaten Haftpflichtversicherung unentdeckt bleibt (35 Prozent), gefolgt von der Hausratversicherung (34). Unterhaltungs- und Haushaltselektronik sind dabei jeweils diejenigen Gegenstände, bei denen die Befragten einen Versicherungsbetrug am ehesten okay finden. 

Harte Strafen für Versicherungsbetrüger 

Auch wenn es vielen Tätern an Einsicht fehlen dürfte: Betrug wird mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft oder mit einer Geldstrafe geahndet. Und: „Die Strafe für schweren Betrug kann bei bis zu zehn Jahren liegen“, berichtet das Justiz-Portal Anwalt.de. Als besonders schwer gilt ein Betrug, der gewerbsmäßig oder von einer Bande ausgeübt wird. 

Die 4 klassischen Formen von Versicherungsbetrug: 

Schaden Beschreibung Beispiel
fingiert Es ist ein realer Schaden eingetreten, der nicht versichert ist. Der Schadenhergang wird so gemeldet bzw. konstruiert, dass ein versichertes Schadenereignis angenommen werden muss. Geschädigter hat sein Smartphone selbst beschädigt. Für die Schadenmeldung wird eine weitere Person vorgeschoben, die nicht verantwortlich für den Schaden war, aber dessen private Haftpflichtversicherung soll den Schaden bezahlen
fiktiv Der fiktive Schaden wird von Fachleuten auch als „Papierschaden“ bezeichnet. Die angegebenen Schäden hat es in Wirklichkeit nie gegeben. Betrüger behauptet ihm sei sein Fahrrad gestohlen worden. Tatsächlich hat er nie ein Fahrrad besessen, die eingereichte Rechnung ist eine Fälschung.
provoziert Der Schaden wird von dem oder den Geschädigten vorsätzlich herbeigeführt. Der Versicherungsnehmer hat darüber keine Kenntnis und ist in diesem Fall das Opfer. Betrüger tritt als vermeintlicher Geschädigter auf. Er provoziert einen Verkehrsunfall und nutzt dazu die Unachtsamkeit eines arglosen Verkehrsteilnehmers bewusst aus. Dessen Kfz-Haftpflichtversicherung soll den Schaden bezahlen.
ausgenutzt Ein realer Schaden wird ausgenutzt, um die tatsächlich entstandene Schadenhöhe vorsätzlich zu erhöhen. Nach einem tatsächlich stattgefundenen Einbruch werden z. B. Gegenstände angegeben, die nicht Eigentum des Geschädigten sind oder einfach erfunden wurden.
Quelle: GDV Gesamtverband der Versicherer e.V.

Künstliche Intelligenz gegen Kriminelle 

Stephen Voss, Mitgründer des Versicherungs-Start-ups Neodigital
Stephen Voss © Neodigital

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Um Schummlern das Handwerk zu legen, setzen Deutschlands Versicherer nun aber verstärkt auf Hightech: Künstliche Intelligenz soll schwarze Schafe unter den mehrheitlich ehrlichen Kunden erkennen – beispielsweise anhand der eingereichten Fotos. Mitunter verzeichnen deren Metadaten ein Aufnahmedatum vor dem angemeldeten Schadenfall. 

Doch auch manipulierte Bilder können von der Software der Ermittler aufgespürt werden. Das Gleiche gilt für Fotos, die einen vermeintlichen Schaden in den eigenen vier Wänden sollen. Mehrere Betrüger schickten beispielsweise das Foto eines zerstörten Cerankochfelds, das auf einem Webportal für Kochen und Backen zu finden ist. 

Ein weiteres Beispiel für dreiste Betrugsversuche ist das Bild einer kaputten Brille von Jürgen Klopp, Cheftrainer des FC Liverpool. Das berichtet Stephen Voss, Vorstand des 2017 von ihm mitgegründeten Insurtech-Unternehmens Neodigital, in einem aktuellen Beitrag im Handelsblatt. Demnach biete die digitale Betrugsabwehr große Chancen. 

Neue Gefahren durch Chat GPT befürchtet 

Allerdings könne Künstliche Intelligenz bald womöglich auch zum Hilfsmittel von Kriminellen werden: „Die neuen Möglichkeiten rund um Chat GPT werden auch dazu führen, dass Betrugsfälle zunehmen“, zitiert die Zeitung Voss. Denn der neue Chatbot des US-Unternehmens Open AI erstellt Texte, die denen menschlicher Autoren ähneln. 

Jüngere Täter nutzen vor allem digitale Technik: 

Versicherungsbetrug: jüngere Täter nutzen vor allem digitale Technik
Quelle: infas quo GmbH, repräsentative Umfrage zum Versicherungsbetrug, 2020 © GDV Gesamtverband der Versicherer e.V.

Chat GPT sammelt dazu Daten aus dem Internet von verschiedenen Websites und Plattformen wie zum Beispiel Twitter. Die neue Technik hat somit laut Experten das Potenzial, viele herkömmliche Berufsbilder stark zu verändern. Die Künstliche Intelligenz kann nämlich viel schneller einen spezifischen Content produzieren, den der Mensch dann nur noch leicht anpassen muss. 

 

Dadurch könnten aber auch Kriminelle zukünftig noch leichter einen Schadenfall plus passendem Foto konstruieren: „Je besser die Künstliche Intelligenz hierbei wird, desto schwerer werden es Schadensachbearbeiter bei Versicherungen haben, diese Fälle als Betrug zu erkennen.“ Voss erwartet daher, dass entsprechende Betrugsversuche bald rasant zunehmen. 

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