Die Nachricht hätte man glatt übersehen können: „Zwei Standorte, eine Vision: Versicherungsforen Leipzig stellen neue Weichen für die Zukunft“. So lautete der Titel einer Pressemitteilung des Branchendienstleisters Versicherungsforen Leipzig am Mittwoch dieser Woche.

Auch der Inhalt ließ die Brisanz der Neuigkeit nicht sofort erkennen. So heißt es: „Die Versicherungsforen Leipzig stellen die Weichen für die Zukunft neu. In einer Weiterentwicklung der bisherigen Pläne werden Justus Lücke und Jens Ringel dem Unternehmen als Geschäftsführer erhalten bleiben und gemeinsam mit dem engagierten Team die erfolgreiche Entwicklung am Standort Leipzig vorantreiben.“

Zuvor noch unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung 

Tatsächlich ist der Sachverhalt aber höchst bemerkenswert, denn erst am 18. Juni hatte das Unternehmen den Abschied von Lücke und Ringel zum Monatsende bekanntgegeben. Damals hieß es, dass die beiden das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen würden. Markus Rosenbaum, Co-Gründer und seit Ende 2024 wieder in der Geschäftsführung tätig, werde das Unternehmen zunächst alleinverantwortlich leiten. Die Geschäftsführungspositionen der Schwestergesellschaften, Bankenforen und Maklerforen Leipzig, würden zeitnah neu besetzt und interimsmäßig ebenfalls von Rosenbaum übernommen werden. Der Entscheidung vorausgegangen seien „unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige strategische Ausrichtung des Unternehmens“.

Lücke und Ringel hätten ihren Entschluss intern bereits im vergangenen Herbst mitgeteilt, schrieben die Versicherungsforen Leipzig in ihrer Mitteilung Mitte Juni weiter. „Wir haben die letzten Monate intensiv miteinander gesprochen, um einen Verbleib doch zu ermöglichen. Bis zuletzt war ich optimistisch, dass wir eine Lösung finden. Dem ist nun leider nicht so“, sagte Rosenbaum und fügte an: „Natürlich sind wir durch den Wechsel nun in einer gewissen Umbruchphase“.

Doch der genannte Wechsel ist zwei Wochen später wieder Geschichte und es stellt sich die Frage, nachdem monatelang erfolglos verhandelt wurde, wie es so kurzfristig zu der Rolle rückwärts kommen konnte? Nachfragen dazu von DAS INVESTMENT beantworteten die Versicherungsforen Leipzig bis zur Veröffentlichung dieses Beitrags jedoch nicht.

Harmonische Gespräche nach monatelangem Streit? 

In Medienberichten ist aktuell von einem „Machtkampf“ zwischen Lücke und Ringel mit Rosenbaum die Rede. Doch nachdem die Versicherungsforen Leipzig vor zwei Wochen noch selbst die Differenzen eingeräumt hatten, will man davon jetzt scheinbar nichts mehr wissen. Das Unternehmen schreibt: „Dieser strategischen Neuausrichtung gingen harmonische und höchst konstruktive Gespräche zwischen allen Beteiligten voraus.“ 

Dennoch scheint klar zu sein, dass ein gemeinsames Miteinander der Beteiligten nicht mehr möglich ist. So habe es auch eine Vereinbarung über die künftige Eigentümerstruktur gegeben, nach der Rosenbaum anbietet, seine Gesellschaftsanteile an den Versicherungsforen Leipzig perspektivisch an Lücke und Ringel zu übertragen. Die Frage unserer Reaktion, bis wann damit zu rechnen ist, blieb ebenfalls unbeantwortet.

Für die personelle Neuausrichtung spricht auch, dass laut Mitteilung die Geschäftsleitung um eine erweiterte Geschäftsführung mit Carolin Böhler und Kai Wedekind aus den eigenen Reihen ergänzt wird.

Rosenbaum gründet eigene Gesellschaft in Köln 

Rosenbaum verfolgt derweil neue Pläne. Er werde eine eigenständige Gesellschaft in Köln gründen, die sich laut der Versicherungsforen Leipzig auf Vernetzung und Begleitung von Top-Führungskräften in der Assekuranz spezialisieren will. Erste Formate seien bereits in Vorbereitung beziehungsweise gestartet. Unklar ist, ob dies alles in den vergangenen zwei Wochen passiert sein soll, denn von diesen Plänen war am 18. Juni noch nicht die Rede.

Markus Rosenbaum, @ Versicherungsforen Leipzig

Die Versicherungsforen Leipzig und die neu entstehende Einheit in Köln sollen nach eigenen Angaben eng zusammenarbeiten, „um gemeinsam relevante Themen zu entwickeln und diese in zielgerichteten Angeboten für die Branche aufzubereiten.“ Das Unternehmen spricht von zwei sich ergänzenden Säulen, „indem sie bewährte Formate für den Gesamtmarkt mit exklusiven Angeboten für Top-Führungskräfte verbindet“. Insbesondere mit der Vernetzung von Versicherern auf C-Level-Ebene schließe man damit marktseitig eine wesentliche Lücke.

Wie eng werden die Unternehmen verzahnt sein? 

Spannend dürfte die Antwort auf die Frage sein, was die erwähnte enge Zusammenarbeit in diesem Fall bedeutet. Werden die Unternehmen einen gemeinsamen Marktauftritt haben, die Verbindung auch aus den Namen hervorgehen und auch das Dienstleistungsangebot aufeinander abgestimmt sein? Auch hierzu hat DAS INVESTMENT Fragen an die Versicherungsforen Leipzig gerichtet, ohne eine Antwort zu erhalten.