Der Bund der Versicherten stellt laut Medienberichten seinen Negativpreis „Versicherungskäse des Jahres“ ein. Damit kürte der Verbraucherschutzverein seit 2015 jährlich das vermeintlich schlechteste Versicherungsprodukt eines Jahres. Das geht aus einem Medienbericht des Fachmagazins „Procontra“ hervor. Wie es zu der Entscheidung kam, ist unklar.

Schnellere Orientierung statt jährlicher Auszeichnung 

Zu den Gründen sagte die Sprecherin: „Unser Ziel ist es, noch schneller und effektiver auf problematische Entwicklungen im Versicherungsmarkt hinzuweisen und Verbraucher gezielt zu informieren. Dies erfordert neue Ansätze, die über eine jährliche Auszeichnung hinausgehen und die wachsende Vielfalt und Dynamik des Marktes berücksichtigen.“ Man entwickele „kontinuierlich neue Wege, um verlässliche Orientierung zu bieten und Fehlentwicklungen rechtzeitig zu benennen“. Die Begründung ist insoweit bemerkenswert, als die Zahl der Produktneueinführungen im Markt in den vergangenen Jahren keinesfalls zugenommen hat.

Der Negativpreis ging an Produkte, die als besonders sinnlos, intransparent oder teuer gelten und aus Sicht des BdV keinen echten Kundennutzen bieten. Vorschläge konnten von Verbrauchern, Journalisten sowie Versicherungs- und Finanzexperten eingereicht werden. Eine Fachjury wählte aus allen Vorschlägen drei Produkte für die Endauswahl aus und kürte daraus den „Versicherungskäse des Jahres“. 2023 kam eine Publikumsabstimmung dazu.

Früher wurden große Anbieter „ausgezeichnet“

Der Schmähpreis erfreute sich stets großer medialer Beachtung. Namhafte Versicherer mussten die Auszeichnung über sich ergeben lassen, unter anderem Allianz („Rund um den Arenabesuch“), Axa („Relax-Rente“), Ergo („Kidspolice“) und Helvetia („Geräteversicherung Easy All@Home“). Zumeist wehrten sie sich gegen die Kritik. Dass es nachträglich zu Änderungen an den Produkten kam, ist jedenfalls nicht bekannt.

Kritik am „Versicherungskäse“ nahm zuletzt zu 

Kritik am Schmähpreis des BdV gab es schon immer, vor allem wegen der aus Sicht betroffener Versicherer einseitig zusammengestellte Jury und der Art und Weise der vorgebrachten Kritik. Zuletzt war aber auch die Bedeutung des „Versicherungskäse“ vermehrt infrage gestellt worden. Ein Grund dürfte gewesen sein, dass sich unter den Nominierten zunehmend absolute Nischenprodukte fanden. 

So gewann 2024 die am Markt kaum bekannte Astra Versicherung mit einer Nachhilfe-Versicherung für 30 Euro Prämie im Jahr. Ein Produkt, dessen Absatz im Markt bis zur Nominierung laut Anbieter im zweistelligen Bereich lag und auch nicht aktiv über Vermittler beworben wurde. Allerdings spielte die Frage, wie viele Verträge bisher abgeschlossen wurden, laut einer BdV-Sprecherin damals gegenüber DAS INVESTMENT gar keine Rolle.