Versicherungsmakler braucht Geld „Würde in das Fintech Clark keinen Cent investieren“
Das vor kurzem gegründete Fintech-Unternehmen Clark will in den kommenden Wochen drei bis vier Millionen Euro einsammeln. Das ist eine klare Aussage. Überhaupt scheint Clark Wert auf Transparenz zu legen: Das Institut für Transparenz (ITA) hat das Fintech-Start-up mit einem „sehr gut“ in Sachen Transparenz ausgezeichnet.
Allerdings ist die Auszeichnung nicht unumstritten. Und selbst wenn Clark zu den transparentesten Fintech-Firmen Deutschlands gehören würde: Transparent bedeutet nicht automatisch gut.
Wie der E-Commerce-Hype im Jahr 2000
„Ich würde bei Clark keinen Cent investieren“, sagt Unternehmensberater Christian Müller. Im Gespräch mit dem Versicherungsboten erklärt er warum. Dafür greift er auf seine Erfahrungen aus dem E-Commerce-Hype im Jahr 2000 zurück und zieht Parallelen zu heutigen Fintechs. Damals sei er bei der Unternehmensberatung Cap Gemini für Due Dilligence, also die Prüfung von Geschäftsmodellen verantwortlich. Dabei stellte er Start-up-Unternehmern fünf Fragen. Wurde auch nur eine Frage mit „nein“ beantwortet, kam die Firman für die Risikokapital-Finanzierung nicht in Frage.
Diese Fragen lauten:
1. Ist das Geschäftsmodell nachhaltig?
2. Haben die Gründer genug Erfahrung und Kontakte in der Branche?
3. Sind die kostenintensiven Reverse-Logistic-Prozesse definiert (Call Center, Storno)?
4. Sind die Marktannahmen korrekt?
5. Sind die regulativen Anforderungen bekannt?
„Von dem was ich im dem Clark-Papier gelesen habe, würde mich keine Antwort überzeugen“, erklärt Müller. Die Technologien von Clark seien nicht ausreichend. So existieren zum Beispiel keine Schnittstellen mit der IT der Versicherer, so dass der gesamte Datentransfer zwischen der Kunden-App und den Versicherern manuell erfolgen muss. Auf das Unternehmen kämen hohe Investitionen in IT zu.
Außerdem seien Clarks Annahmen über potenzielle Klienten - Bestandskunden mit Hausrat- und Haftpflichtpolicen, die mit der Betreuung durch ihren Makler unzufrieden sind - nur schwer nachvollziehbar. Auch die bei seinem Geschäftsmodell zu erwartenden hohen Stornoquoten habe Clark nicht ausreichend berücksichtigt.
Mit seinem Geschäftsmodell hätte Clark im Jahr 2000 kein Kapital bekommen, schlussfolgert Müller. Das Gleiche gelte auch im Jahr 2015. „Ok, heute sind die Folien hübscher und es gibt Smartphones. Aber an den grundsätzlichen unternehmerischen Fragen ändert sich nichts.“
>> Müllers Kommentar in voller Länge finden Sie hier