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Versicherungsmarkt: Fünf brennende Fragen zum Umbruch

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„Ein weiterer Faktor, der die Konsolidierung im Versicherungsmarkt beschleunigen wird, ist der regulatorische Druck durch Solvency II“, sagt Carsten Zielke, Versicherungsanalyst bei der Société Générale.

Solvency II ist ein ehrgeiziges EU-Projekt, das Versicherungen krisensicherer machen soll. Dazu werden die Eigenkapitalanforderungen deutlich verschärft. „Schon alleine der Verwaltungsaufwand überfordert kleine Versicherer“, so Zielke. Das werde Spuren hinterlassen: „Ich denke, dass wir in fünf Jahren noch 70 Gesellschaften von den derzeit rund 100 haben werden.“ Größere Anbieter wie die Allianz sind vorbereitet: Allianz-Chef Michael Diekmann kündigte an, pro Jahr rund eine Milliarde Euro für Übernahmen ausgeben zu wollen.

Die Marke meines Versicherers ist verschwunden, welche Auswirkungen hat das?

Die reine Aufgabe einer Marke berührt bestehende Verträge nicht. Ein Beispiel hierfür ist die Umbenennung der Hamburg- Mannheimer Lebensversicherung in Ergo Lebensversicherung. Die Verträge laufen unter neuem Namen unverändert weiter, Neugeschäft wird unter der neuen Marke geschrieben.

Für den Vertrieb bedeutet eine neue Markenstrategie etwas Aufwand: Er muss eventuell Roadshows besuchen und Fragen von verunsicherten Kunden beantworten, die neue Strategie erklären – oft macht das aber der Versicherer selbst.

Die Ergo zum Beispiel hat 7,5 Millionen Kunden direkt über Änderungen bei den Risikoträgern informiert, weitere 8 Millionen Kunden durch Flyer oder Ähnliches. Darüber hinaus hat die Gesellschaft 2.130 Unterlagen umgestellt und 16,2 Millionen Broschüren gedruckt, 1.740 Ladengeschäfte und 1.000 Kleinstagenturen erhielten ein neues Unternehmens- Design. Was eine Markenumstellung also vor allem verursacht, sind Kosten.

Der Versicherer hat das Neugeschäft eingestellt. Mit welchen Änderungen muss ich rechnen?

In der Branche bezeichnet man diesen Vorgang als Run-off. Im Jahr 2010 waren davon rund 3,5 Millionen Verträge betroffen. Die Versicherungen verwalten die bestehenden Verträge oder verkaufen sie gegebenenfalls an die Konkurrenz weiter.

Für die Kunden gilt: Der Vertrag bleibt bestehen, sie zahlen Beiträge, die Überschüsse gibt es weiterhin. Darüber wacht auch die Bafin. „Ein Run-off muss für den Kunden nicht zwangsläufig zum Problem werden“, erklärt Reiner Will von Assekurata. „Abschluss- und Marketingkosten fallen bei einem Run-Off zum Beispiel nicht mehr an. Vorfinanzierungen dafür bleiben im Unternehmen. 50 Prozent dieser Kostenüberschüsse müssen an den Kunden weitergegeben werden, dadurch kann die Überschussbeteiligung unter Umständen steigen.“
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