

Rüstung – ein unmoralisches Investment?
Investments in Militärausrüstung zählten lange Zeit zu den umstrittensten Anlagemöglichkeiten. Durch den Krieg in der Ukraine haben viele Menschen ihre Haltung zu Waffen allerdings grundsätzlich überdacht.
Vor dem Hintergrund der „Zeitenwende“ in der europäischen Sicherheitspolitik sehen sich auch viele Asset Manager mit einem ethischen Dilemma konfrontiert. Galt die Rüstungsindustrie bisher als Tabu für nachhaltige Investments, wird nun zunehmend argumentiert, dass Verteidigungstechnologien eine Schlüsselrolle beim Schutz demokratischer Werte spielen könnten.
Die zuständige EU-Kommissarin Mairead McGuiness machte im September 2023 deutlich, dass Initiativen zur nachhaltigen Finanzierung mit den Bemühungen der EU im Einklang stehen müssten, „der europäischen Verteidigungsindustrie den Zugang zu Finanzmitteln und Investitionen zu erleichtern“.
Und auch der Deutsche Fondsverband BVI ließ verlauten, es sei ein wichtiger Schritt, das bisherige „Nein“ zur Verteidigungsindustrie aufzugeben.
Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Waffen im Falle eines tatsächlich eintretenden Krieges immer viel Leid und Zerstörung mit sich bringen, sodass die ethische Haltung hier weiter elementar bleibt.
Am Ende müssen Sie für sich selbst entscheiden, ob die Rüstungsindustrie für Sie eher der Verteidigung und der nationalen Sicherheit dient, Sie sich wie bei anderen Investments pragmatisch auf die zu erwartenden Gewinne konzentrieren oder das zu erwartende Leid für Sie im Vordergrund steht, das Waffen, die aufs Töten ausgelegt sind, mit sich bringen können.
Fazit: Ist Rüstung ein chancenreiches Investment?
Von den moralischen Aspekten abgesehen, lässt sich sagen, dass die Rüstungsindustrie angesichts der steigenden Verteidigungsausgaben der westlichen Länder und neuer geopolitischer Spannungen definitiv Wachstumspotenzial bietet. Das gilt auch im Hinblick auf die zweite Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident. Die deutsche und europäische Rüstungsindustrie stellt sich deshalb auf weiter steigende Aufträge ein.
Ein weiterer Grund dafür ist auch die Unsicherheit über den weiteren Umgang Amerikas mit der Ukraine. Trump hat oft genug angekündigt, dass es nicht sein kann, dass hauptsächlich amerikanische Steuerzahler für die Sicherheit Europas sorgen. Der alte Kontinent müsse also unabhängiger werden, sind sich viele Experten einig.
Als Anleger sollten Sie sich allerdings darüber im Klaren sein, dass die Abhängigkeit der Rüstungsindustrie von der staatlichen Nachfrage auch ein Nachteil sein kann. Denn in Friedenszeiten fragen die Länder automatisch weniger Rüstungsgüter nach. Sollte der Ukraine-Krieg enden, würde sich das höchstwahrscheinlich negativ auf die Kurse der Rüstungs-ETFs und Rüstungs-Aktien auswirken.
Und auch jetzt, wo viele Länder ihre Verteidigungsausgaben erhöhen wollen, stellt sich teilweise die Frage, woher das Geld dafür kommen soll. So haben viele Nato-Mitglieder wegen knapper Kassen aktuell schon Probleme, das 2-Prozent-Ziel zu erreichen.
Ein weiterer Nachteil ist die Konzentration auf US-Aktien und die daraus folgende Abhängigkeit von der geo- und außenpolitischen Situation der USA. Diese kann sich insbesondere dann negativ auswirken, wenn Ihr restliches Depot durch Anlagen in global anlegende Fonds und ETFs bereits einen US-Bias aufweist.
Beachten sollten Sie dabei außerdem, dass auch in breit diversifizierten Weltportfolios bereits Rüstungstitel enthalten sind. Folglich profitieren Sie bereits hier von der steigenden Nachfrage nach Verteidigungsgütern und müssen für sich entscheiden, ob Sie wirklich eine Übergewichtung in Form eines Themen-ETFs eingehen wollen.
Denn: In ETFs zu investieren, die auf nur ein Thema setzen, ist in der Regel risikoreicher, da ihre Entwicklung stark von den Trends in diesem bestimmten Bereich beeinflusst wird. Wenn ein ETF also ausschließlich in Unternehmen investiert, die auf Rüstung spezialisiert sind, und es kommt zu einem Einbruch der Branche, dann wird der ETF davon stärker betroffen sein als ein breiter diversifizierter ETF, der auch in andere Branchen investiert.
Auf der anderen Seite kann ein Rüstungs-ETF, wenn die Branche gut läuft, aber auch eine höhere Rendite erzielen als ein breiter diversifizierter ETF.