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in DAS INVESTMENT ArtikelLesedauer: 10 Minuten

Vertrieb und Asset Management Wie Deutschlands Fondsbranche wieder beim Endkunden punktet

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Skalen statt Text

„Die wichtigsten Zahlen auf einem KIID müssen auf Skalen dargestellt werden“, folgert Johanning. „Ein Anleger muss das Blatt nach fünf bis zehn Minuten verstehen können.“ Die Risikoskala von 1 bis 7 ist für den Professor schon ein Schritt in die richtige Richtung.

Ganz glücklich ist er dennoch nicht mit ihr. „Es passt einfach nicht, dass ein normaler, global gestreuter Aktienfonds in bestimmten Marktphasen so risikoreich eingestuft ist wie ein Optionsschein“, erklärt er. Also am oberen Ende der Skala. Den mittleren Risikobereich fände er da eher angemessen.

Und Johanning hätte gern noch mehr Skalen. Zum Beispiel darüber, wie liquide oder handelbar eine Anlage ist. So könnte es etwas werden: die Leitplanken des Branchenverbands BVI (siehe unten) nutzen und möglichst häufig in Skalen umsetzen, immer von 1 bis 7. Der Rest sollte in verständlicher Sprache geschrieben sein.

Doch auch um laienfreundliche Beschreibungen verstehen zu können, braucht es im Volk eine deutlich bessere Finanzbildung. Denn in finanzieller Hinsicht scheinen die Deutschen komplette Analphabeten zu sein. „Selbst für die grundlegendsten Dinge wie Zinseszins-rechnung reicht es bei den wenigsten“, räumte jüngst Sven Giegold, Europa-Abgeordneter der Grünen, gegenüber dem „Handelsblatt“ ein.

Hier ist der Staat gefragt. So fordert Hochschulprofessor Stotz eine finanzielle Ausbildung für den Bürger. Das müsse ja gar nicht mal ein eigenes Fach sein. „Man muss die Materie aber mindestens in ein anderes Fach einbetten“, schlägt er vor.

Björn Drescher geht noch weiter. Für den Chef und Gründer der Beratungs- und Analysegesellschaft Drescher & Cie. gehört das Wissen über Geldanlagen in den Lehrplan von Schulen und Universitäten. „Aufklärungseinheiten über wirtschaftliches Grundwissen, die Alters-vorsorge und den Versicherungsbedarf müssen mit Anlegerseminaren verbunden werden, in denen erklärt wird, auf welche Aspekte bei der Auswahl der Lösungen zu achten ist“, sagt er.

Doch Bildung ist nicht die einzige Forderung, die die Branche an den Staat stellt. Auch steuerliche Anreize könnten das Anlegerinteresse für Fonds wecken. „Es wird keine Aktienkultur geben, solange sich der Staat der gesellschaftlichen Akzeptanz selbst in den Weg stellt und steuerliche wie auch ideologische Fehlanreize und Signale setzt“, sagt Drescher.


Regeln für den Beipackzettel

Angaben, die Informationsblätter für finanz- und kapitalbildende Versicherungsprodukte enthalten müssen

Warnhinweis
  • Für komplexe Produkte: „Sie sind dabei, ein Produkt zu kaufen, das nicht einfach ist und das schwer verständlich sein kann.“
Allgemeine Angaben
  • Name des Produkts, Emittent (Name, Kontaktdaten), Name und Kontaktdaten der zuständigen Regulierungsbehörde des Produkts, Datum des Informationsblatts
Ziele und Anlagepolitik
  • Gattung, Ziele und eingesetzte Mittel
  • Zielmarkt mit Beschreibung der Anleger, für die das Produkt bestimmt ist
  • Laufzeit des Produkts, falls bekannt
Risiken und Erträge
  • Synthetischer Gesamtrisiko-Indikator mit Erläuterung
  • Beschreibung relevanter Risiken, die nicht adäquat vom Indikator erfasst sind
  • Angabe des maximalen Verlusts des investierten Kapitals
Wertentwicklung
  • Künftige Wertentwicklungsszenarien mit Erläuterung der Hauptrisiken
  • Voraussetzungen für die Rendite, gegebenenfalls maximale Wertentwicklung
  • Hinweis, dass steuerrechtliche Anforderungen Auszahlungsbeträge mindern können
Schutz vor Verlusten
  • Angabe, ob der Verlust durch Garantie oder Entschädigungssystem gesichert ist, kurze Beschreibung
Kosten
  • Angaben zu Gesamtkosten einschließlich aller indirekten und direkten Kosten
  • Einmalige und laufende Kosten
  • Hinweis, dass der Vertrieb die nicht aufgeführten Vertriebskosten separat ausweist
Haltedauer
  • Angabe zur erforderlichen und empfohlenen Mindesthaltedauer, Bedingungen für Entnahmen vor Fälligkeit
Praktische Informationen
  • Beschwerdeverfahren, andere relevante Informationen
(Quelle: BVI)
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