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Vertriebsleiter von T. Rowe Price im Interview „Das Bild der Aktienanlage als Glücksspiel hält sich hartnäckig“

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Würden Sie Ihr Haus als Nettoprofiteur der Niedrigzins-Phase betrachten?

Kutschera: Tendenziell schon, da wir zum jetzigen Stand mehr Aktien- als Rentenfonds anbieten und innerhalb des Rentensegmentes ebenfalls kompetitive Alternativen im Niedrigzinsumfeld offerieren. Zudem können wir beobachten, dass mehr und mehr Investment-Grade-Anleger sich auf der Suche nach Renditen in den High-Yield-Markt wagen. Das High-Yield-Segment ist von Natur aus volatiler und weniger liquide als Investment-Grade-Anleihen, daher wird die Verwaltung  dieser Gelder häufig ausgewiesenen High-Yield-Experten ausgelagert – wovon wir profitieren.
 
Quo vadis Aktienfonds: Der oft unter dem Titel „Große Rotation“ vorhergesagte starke Shift von Anleihen in Aktien ist bisher ausgeblieben. Warum ist das so?

Kutschera: Der durchschnittliche deutsche Anleger wird vermutlich auch in Zukunft eher risikoavers investieren. Ich denke, dass die starken Mittelzuflüsse in Multi-Asset-Fonds in den vergangenen Jahren indirekt den Großteil der Rotation widerspiegeln und deren Grenzen aufzeigen.
 
Ist der Sturm auf Aktien nur verschoben?

Kutschera: Aktien waren und werden auch weiterhin eine attraktive Anlageklasse fuer Anleger mit ausreichendem Anlagehorizont und entsprechender Risikotoleranz bleiben.
 
Nicht einmal 15 Prozent der Deutschen im Alter von über 14 Jahren besitzen Aktien oder Aktienfonds. Worauf führen Sie das zurück? Und wie müssen die Vertriebsansätze der Fondsbranche angepasst werden, um diesen Zustand zu ändern?

Kutschera: Das Bild der Aktienanlage als Glücksspiel hält sich hartnäckig in Deutschland. Die Fondsbranche hat viel unternommen, um die Aktienquote in der breiten Bevölkerung zu erhöhen, jedoch waren diese Versuche offensichtlich wenig erfolgreich. Bildungspolitisch könnte vermutlich mehr getan werden, um schon früh das Grundverständnis für Anlageformen zu fördern. Wissen muss vermittelt werden, mit nicht interessengesteuerten Fakten hinterlegt. Zudem wäre ein regulatorischer oder steuerrechtlicher Anreiz vermutlich effektiver als Vertriebsstrategien von Produktanbietern, zumal es um den möglicherweise leidenden Wohlstand und die Altersvorsorge einer ganzen Nation geht.
 

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