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Globale Fondsmanager über die USA „Viel mehr als nur Bleib-zu-Hause-Aktien“

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Zusätzlich wirkt sich das Wahlergebnis positiv auf die Themen Klimawandel und erneuerbare Energien aus. Die Regierung Biden verspricht, zum Pariser Klimaabkommen zurückzukehren und die Subventionen für Wind- und Sonnenenergie auszuweiten. Ich erwarte auch eine weitere Demokratisierung des Gesundheitssystems, ähnlich wie unter der Obama-Regierung, und dass sich Einkommens- und ethnische Unterschiede weiter aufheben.

Brent Puff: Unter der Annahme, dass die Republikaner die Kontrolle über den Senat behalten, macht es das Wahlergebnis mit einer geteilten Regierung für beide Seiten viel schwieriger, Gesetze zu erlassen. Es bleibt zu hoffen, dass das beide Seiten des politischen Spektrums in die Mitte zwingen wird. Das Wahlergebnis ist insofern gut für Unternehmen und Wirtschaft, als es die Gefahr verringert, dass eine neue Regierung die Unternehmenssteuern aggressiv erhöht. Es wird auch Gesetze erschweren, die Wettbewerbsumfeld oder Chancen für bestimmte Branchen und Unternehmen verändern könnten.

Didier Saint-Georges, Mitglied des strategischen Investmentkomitees bei Carmignac

Didier Saint-Georges: Unsere Ansicht hat sich kaum verändert. Wir werden erst im Januar wissen, ob die Demokraten eine absolute Mehrheit im Senat erreichen. Aber selbst wenn das der Fall ist, wird diese Mehrheit so gering sein, dass die ehrgeizigsten Ausgabenpläne der Demokraten nur sehr schwerlich eine Mehrheit finden werden. Das liegt auch daran, dass etliche Demokraten alles andere als radikal sind.

Johan Swahn: Ganz allgemein ist es jetzt weniger wahrscheinlich, dass sich die Politik in Bezug auf Regulierung, Infrastrukturausgaben oder Steuerreform umfassend ändert. Das könnte gut sein für steuerinländische Unternehmen und Unternehmen, die Ziel von Regulierungen sind. Zum Beispiel aus Gesundheitswesen, Telekommunikation, Banken und Technologie. Andererseits könnte eine weniger expansive Fiskalpolitik bei unverändertem Umfeld für Industrie, Grundstoffe und Banken schädlich sein.

Angesichts eines Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 31 und eines Kurs-Buchwert-Verhältnisses von 3,5 wirkt der US-Aktienmarkt nicht gerade billig. Einzelne Aktien erinnern gar an die Hightech-Blase zur Jahrtausendwende. Sollte man da nicht mal verkaufen?

Shaunak Mazumder: Das zur Berechnung des KGV verwendete aktuelle Ergebnis ist wegen Lockdowns und schwacher Wirtschaft gesunken. Nach der gleichen Methode sind die europäischen KGVs für den Dax bei 66 und den Euro Stoxx bei 57 sogar noch höher. Um das zu messen, sollte man sich auf ein normalisiertes Einkommensniveau konzentrieren. Weitgehend wird angenommen, dass es im Jahr 2022 liegt. Das KGV liegt für den US-Markt dann bei 18 und für Dax und Euro Stoxx bei 13 und 15. Aus absoluter Sicht stimmen die Bewertungen der Aktienmärkte weitgehend mit der Historie überein, insbesondere wenn der sehr niedrige Zinssatz für 10- und 30-jährige Staatsanleihen und Abzinsungssätze berücksichtigt wird.

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