Unternehmen spüren, dass sich der Arbeitsmarkt gewandelt hat – von einem Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmermarkt. Sie suchen sich nicht mehr ihre Mitarbeitenden aus, sondern eher umgekehrt. Arbeitgeber merken, dass sie neue und andere Wege gehen müssen – um potenzielle Bewerberinnen und Bewerber auf sich aufmerksam zu machen und von sich zu überzeugen, aber auch, um die bestehenden Mitarbeitenden weiter an sich zu binden

Dabei wird sich das Problem weiter verschärfen. Die geburtenstarken Jahrgänge – die sogenannten Babyboomer – gehen in den kommenden Jahren in Rente. Gleichzeitig folgen zu wenig junge Mitarbeitende nach, um die Lücke zu schließen. Der Wettbewerb um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wird deutlich zunehmen. Wir stehen hier gerade am Anfang. 

bKV als Mittel zur Mitarbeitendengewinnung 

Elisa Albers
Elisa Albers © AXA

Bereits seit einigen Jahren bieten Versicherer die betriebliche Krankenversicherung (bKV) als Mittel zur Mitarbeitendengewinnung an – mit Erfolg. Laut Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) haben Ende 2023 knapp 39.000 Unternehmen ihren Mitarbeitenden eine bKV angeboten. Rund 2 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind so zusätzlich über ihren Arbeitgeber versichert. Diese Zahl steigt kontinuierlich an. Gleichzeitig zeigt sie aber auch: Erst vergleichsweise wenige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland haben Zugang zu einer bKV. 

Dabei würden es gemäß einer repräsentativen Umfrage des PKV-Verbandes fast zwei Drittel (63 Prozent) der Beschäftigten in Deutschland begrüßen, wenn ihr Arbeitgeber eine betriebliche Krankenversicherung anbieten würde. In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen ist die Zustimmung mit 71,9 Prozent besonders hoch. Besonders spannend: Fast ein Viertel der Befragten (23,5 Prozent) bewertet eine bKV sogar wertvoller als eine Gehaltserhöhung. Auch hier ist die Zustimmung bei den jungen und besonders begehrten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit 29,4 Prozent überdurchschnittlich groß. 

Die bKV ist nicht nur ein weiteres „Goodie“ 

Es stellt sich die Frage: Wenn die betriebliche Krankenversicherung so attraktiv für viele Beschäftigte ist, warum setzen nicht mehr Unternehmen auf das Angebot? Ich bin der Überzeugung, dass viele Arbeitgeber die Wirkkraft einer bKV noch unterschätzen. Die bKV ist eben nicht nur ein weiteres der bereits etablierten „Goodies“ – wie etwa ein Jobticket oder eine vergünstigte Mitgliedschaft im Fitnessstudio. Die bKV kann einen echten Unterschied für Unternehmen und Mitarbeitende machen – bei richtiger Ausgestaltung des Angebots. 

Manche Unternehmen betrachten die betriebliche Krankenversicherung noch ausschließlich als Personalmarketing-Instrument und blenden die Vorteile aus, die die bKV darüber hinaus für sie haben kann. Klar ist: Weniger Mitarbeitende, alternde Belegschaften und gleichzeitig steigende und sich ständig wandelnde Anforderungen an Arbeitskräfte sind eine heikle Kombination. Personalknappheit bedeutet Mehrbelastung und höherer Leistungsdruck bei den Beschäftigten. Krankheitsbedingte Ausfälle und Minderleistungen sind die Folge. Die Produktivität sinkt und die betrieblichen Kosten steigen. Eine gesunde Belegschaft ist also ein echter Kosten- und Wettbewerbsfaktor. 

 

Wichtig ist daher, Prävention zu betreiben. Viele Krankheiten können durch ein gesundheitsbewusstes Verhalten vermieden oder durch frühzeitiges Erkennen schneller und wirkungsvoller behandelt werden. Eine betriebliche Krankenversicherung hilft dabei. Gesundheitsbewusste Mitarbeitende werden die Vorteile einer bKV auch zur Prävention nutzen. Dennoch wissen wir: Viele Menschen nutzen die vorhandenen Angebote nicht ausreichend – unabhängig davon, ob sie nur gesetzlich versichert sind oder auch eine zusätzliche bKV haben.