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„Viele Berater sind unterversichert“

Bernhard Prasnow (eFonds, links) und Jörg Steinbach (isFinance) beim Schlagabtausch im Dezember vergangenen Jahres in Berlin.
Bernhard Prasnow (eFonds, links) und Jörg Steinbach (isFinance) beim Schlagabtausch im Dezember vergangenen Jahres in Berlin.
DAS INVESTMENT: eFonds hat sein Haftungsdach vor einiger Zeit geschlossen. Warum?

Bernhard Prasnow:
Zunächst sah es so aus, als ob der freie Vertrieb geschlossener Fonds in Zukunft nur noch über Haftungsdächer stattfinden könne. Doch der Aufwand, ein solches zu betreiben, ist groß. Als es bei der Regulierung in eine andere Richtung ging, haben wir uns entschieden, nur noch als Serviceplattform zu agieren und uns auf Produkt- und Plausibilitätsprüfungen zu konzentrieren. Zudem bieten wir die Rückdeckung für die Beratungs- und Produkthaftung an.

Jörg Steinbach: In den Bilanzen der großen Haftungsdächer werden Sie kaum schwarze Zahlen finden. Aber wir setzenauf Klasse statt Masse: Ein Berater muss qualifiziert sein und mindestens 60.000 Euro im Jahr verdienen, damit wir ihn aufnehmen. Die wichtigsten Leistungen sind zwar bei allen Haftungsdächern gleich, im Detail sieht es dann aber anders aus. Vor allem auch bei den Kosten: Bei einigen Anbietern müssen Berater 40 Prozent und mehr der Provision abgeben, bei uns sind es 20 Prozent.

Wobei die Plattform-Gebühren noch darunter liegen dürften.

Prasnow: Ja, weil unsere Kosten geringer sind. Ein Haftungsdach wird mehr in das Paket packen müssen, als wir es können und wollen. Der Berater kann uns exklusiv nutzen, muss dies aber nicht.

Steinbach:
Aber wir sollten nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Zum einen muss eine Plattform für geschlossene Fonds nur einen Teil dessen leisten, was ein Haftungsdach abdeckt. Zum anderen kann ein Haftungsdach in einzelnen Produkt - sparten eine Analyse in solcher Tiefe, wie eFonds das macht, nicht darstellen. Das heißt: Entweder beschränke ich als Haftungsdach meine Leistung, oder ich brauche für solche Zwecke einen Dienstleister.

Geschlossene Fonds platzieren sich derzeit schleppend. Wie groß ist das Beraterpotenzial für Ihr Geschäftsmodell?

Prasnow:
In den kommenden zwei Jahren könnte die Zahl der freien Vermittler in unserem Markt um rund 30 Prozentzurückgehen. Das wird das platzierte Volumen nicht sonderlich herunterschrauben. Wegfallen werden in erster Linie diejenigen, für die Beteiligungen nur ein Randgeschäft waren. Von denen, die übrig bleiben, können 70 bis 75 Prozent mit dem Beteiligungsgeschäft Geld verdienen. Von diesen wiederum dürfte eher mehr als die Hälfte zu unserer Plattform- Lösung tendieren.

Steinbach:
Allerdings wollen und können sich die meisten Berater nicht mit allen Fragen beschäftigen, mit denen sich ein Haftungsdach auseinandersetzen muss. Denken Sie zum Beispiel an die neuen gesetzlichen Vorgaben für den 34f- Status. Oder ob die Vermögensschaden- Haftpflichtversicherung im Fall der Fälle auch wirklich in der benötigten Höhe leistet. Viele Berater sind unterversichert – und wissen etwa nicht, dass sie bei Gold- und Direktinvestmentanlagen persönlich haften.

Prasnow: Dennoch gibt es auch diejenigen, die selbstständig arbeiten und die Gängelung durch ein Haftungsdach bei der Produktauswahl nicht wollen. Und eine Berater-Haftpflicht-Police sollte anders als bei vielen Haftungsdächern individuell gestaltet sein. Bei Rahmenverträgen kann es sein, dass große Vertriebsgesellschaften mit hineingenommen und dann so viele Haftungsfälle produziert werden, dass der Versicherer den Vertrag irgendwann nicht mehr aufrechterhält.
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