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"Vielleicht sehen wir heute schon Kaufkurse"

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Europa hat in diesem Sinne sein Schuldenproblem noch nicht akzeptiert. Es ist noch nicht einmal in der Depression, die sich normalerweise vor der Akzeptanz des Übels einstellt. Wir sind nach wie vor im Stadium der Leugnung ("Der Süden Europas kommt aus eigener Kraft aus dem Sumpf, es fehlt ihm nur etwas Zeit, die ihm von den Finanzmärkten nicht zugestanden wird"),der Wut ("Die Ratingagenturen sind schuld! Die Kapitalisten!") und des Verhandelns ("Wir versprechen, dass wir unsere Haushalte in Ordnung bringen!").

Solange nicht alle hochverschuldeten Länder ihre Haushalte massiv sanieren, solange die Kapitalexporteure sich nicht klar machen, dass sie zu einem teilweisen Verzicht bereit sein müssen, und solange die EZB klar macht, dass sie im Notfall Geld zu drucken bereit ist, bleibt uns die Krise erhalten.

Da ist der Ausgang ungewiss und es ist nur klar, dass es bis zu einer Lösung noch eine ganze Weile dauern wird. Die Deutschen werden dem Süden so lange nur irgendwie möglich die Folterwerkzeuge zeigen, bevor sie zur Hilfe kommen (wenn überhaupt).

Sonst, so befürchten sie, wird der Reformeifer im Süden mit dem Tag der Rettung verpuffen. Alles eigentlich bekannte Probleme. Der Dax ist bei 6.000 ziemlich billig, die Unternehmen stehen gut da und werden auch nach dem Ende der Krise (das irgendwann kommen wird) noch immer gutes Geld abwerfen, in welcher Währung auch immer.

Dasselbe gilt für den Dow Jones oder andere global aufgestellte Firmen wie Nestle oder Vodafone oder LVMH. Im Umkehrschluss bedeutet dies alles, dass die Märkte sich leicht stabilisieren können, insbesondere wenn die EZB eine konstruktivere (vulgo: inflationsfreundlichere) Haltung einnimmt. Dies könnte seit gestern bereits der Fall sein. Aktien haben heute gelitten, denn in einem Klima allgemeiner Verunsicherung - und das haben wir jedenfalls - wird jedes unvorhergesehene Ereignis wie ein Downgrade zunächst mit fallenden Kursen beantwortet.
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