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Institut Diva meint
Vier von zehn Deutschen halten nachhaltige Geldanlage für Modeerscheinung
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Institut Diva meint Vier von zehn Deutschen halten nachhaltige Geldanlage für Modeerscheinung

Model vor Windrädern
Model vor Windrädern: Viele Verbraucher zweifeln an der Sinnhaftigkeit nachhaltiger Investments. | Foto: Thiago Schlemper/Pexels

Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (Diva) schlägt Alarm: Nachhaltig Geld anzulegen werde in Deutschland zunehmend unpopulärer. In einer aktuellen Umfrage unter rund 2.000 Bürgerinnen und Bürgern sagten demnach lediglich noch 37,7 Prozent, dass sie Anlageentscheidungen auch mit Blick auf Nachhaltigkeit träfen. Im Umkehrschluss: Für fast zwei Drittel der Befragten spiele das Thema keine Rolle.

Dabei sei die Stimmung schon einmal anders gewesen, erinnert man sich beim Diva: Im vergangenen Sommer hätten nur 60 Prozent der Befragten einer ähnlichen Erhebung gesagt, dass das Thema bei Geldanlageentscheidungen für sie keine Rolle spiele – deutlich weniger als aktuell. Beim Diva folgert man: Die nachhaltige Geldanlage hat hierzulande ein Glaubwürdigkeitsproblem.

In der Umfrage sagten demnach 41 Prozent der Befragten ebenfalls, dass sie nachhaltiges Investieren für eine Modeerscheinung hielten. Die größten Zweifel hegten dabei Menschen mit einem höheren Einkommen. Von ihnen habe dies knapp die Hälfte so eingeschätzt, 46,6 Prozent. Vor eineinhalb Jahren, im Sommer 2021, waren laut Diva noch 10 Prozent weniger der wohlhabenden Befragten dieser Ansicht. „Dies ist eine schlechte Nachricht, denn naturgemäß könnten Besserverdienende den größten finanziellen Beitrag zur Transformation leisten“, kommentiert Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des Diva.

 

Zu den Ergebnissen bezog unter anderem auch Norman Wirth, Vorstand des Bundesverbands Finanzdienstleistung AfW, Stellung. Der AfW, der in Deutschland Angehörige des unabhängigen Finanzvertriebs vertritt, ist einer der Trägerverbände des Diva. „Bislang ist noch nicht einmal geklärt, was überhaupt eine nachhaltige Geldanlage sein soll“, kritisiert Wirth. In der Tat ist die europäische EU-Taxonomie, die nachhaltiges Wirtschaften definieren soll, erst in Teilen ausgestaltet. Um nun zu bestimmen, was nachhaltig ist, so Wirth, bedürfe es jedoch nachvollziehbarer Kriterien. Diese müsste die Politik festlegen. „Die regulatorischen Vorgaben sind nahezu unverständlich, viel zu kompliziert und komplex“, moniert der AfW-Vorstand - womit er auf die europäische Offenlegungsverordnung und neuere Mifid-Vorgaben anspielen dürfte, die für Finanzberater wie Kunden Vorgaben machen, welche vielerorts sehr erklärungsbedürftig sind.  

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Beim Diva schätzt man, dass sich viele Verbraucher weiterhin nicht mit dem Thema der nachhaltigen Geldanlage auskennen würden – und dass darin das Hauptproblem liege. Am Thema Nachhaltigkeit an sich könne es nicht liegen – immerhin sei Verbrauchern die Dringlichkeit nachhaltigen Handelns in anderen Lebensbereichen sehr wohl bewusst.  

Nachhaltige Geldanlage – die Lichtblicke

Vergleicht man die Ergebnisse der Diva-Umfrage mit jüngeren Daten zu dem Thema, die von anderen Stellen erhoben wurden, könnte man allerdings auch zu einem positiveren Ergebnis kommen: Um die nachhaltige Geldanlage ist es möglicherweise doch gar nicht ganz so übel bestellt. Laut einer Messung des deutschen Fondsverbands BVI legte das verwaltete Vermögen in nachhaltigen Fonds im vergangenen Jahr ein weiteres Mal deutlich zu: ESG-Produkte (ESG = ökologisch, sozial, gute Unternehmensführung) verzeichneten 2022 um 12 Prozent höhere Zuflüsse als im Jahr zuvor. Der Löwenanteil der Zuflüsse ging demnach in Publikumsfonds – also in Produkte, die sich vornehmlich an Privatanleger richten.

Darüber hinaus zeigten sich in einer kürzlich durchgeführte Umfrage des IT-Dienstleisters Adesso 60 Prozent der Befragten aufgeschlossen, für nachhaltige Finanzprodukte sogar tiefer in die Tasche zu greifen als für herkömmliche Finanz- und Versicherungsanlageverträge.  

Um die nachhaltige Geldanlage als notwendigen Baustein für ein nachhaltiges Wirtschaften noch stärker bei Verbrauchern zu verankern, schlägt AfW-Vorstand Wirth übrigens vor: Man solle bei den Finanzberatern ansetzen. Diese sieht Wirth mit Blick auf Investments von Privatkunden als einen wichtigen Hebel: „Investiert ein Kunde am Ende in einen nachhaltig ausgerichteten Fonds, ist es in neun von zehn Fällen der Berater, der den Kunden auf diese Möglichkeit angesprochen hat“, so der AfW-Vorstand.

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