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Vierte industrielle Revolution Daten befeuern Effizienz und Produktivität

Ultraschall-Untersuchung per Smartphone und Notebook: Die telemedizinische Patientenversorgung wird in den kommenden Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen.
Ultraschall-Untersuchung per Smartphone und Notebook: Die telemedizinische Patientenversorgung wird in den kommenden Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen. | Foto: imago images / Cover-Images
Matt Moberg, Fondsmanager

Innovation hat es in der Geschichte der Menschheit immer gegeben, aber die Erfindung von Neuem ist nicht immer linear verlaufen: Innovation ist nicht vorhersehbar und ereignet sich episodisch. Perioden, die durch eine Zunahme neuer Ideen und Technologien hervorstechen, fallen typischerweise mit einem anhaltenden und sich beschleunigenden Wirtschaftswachstum zusammen.

Wirtschaftshistoriker der US-Universität Princeton haben berechnet: Das Wachstum in der westlichen Welt betrug zwischen dem Jahr 1 n. Chr. bis 1820 lediglich etwa 6 Prozent, pro Jahrhundert wohlbemerkt. Zum Vergleich: Im gesamten 20. Jahrhundert verdoppelte sich in den USA die Summe der hergestellten Produkte und erbrachten Dienstleistungen alle 32 Jahre. Zuvor brauchte es für diese Verdoppelung zwölf Jahrhunderte.

1760, 1870, 1970, Nullerjahre

Wirtschaftswissenschaftler definieren diese Zeiträume außergewöhnlichen Wachstums als industrielle Revolutionen. Beginnend ab 1760, als die erste industrielle Revolution ihren Lauf nahm und den Weg zur Industriegesellschaft ebnete, haben sich seither zwei weitere dieser bahnbrechenden Entwicklungsphasen ereignet. Mit den „Gründerjahren“ ab 1870 setzte die zweite Phase der Industrialisierung ein, gekennzeichnet durch die effektive Nutzung neuer Energieformen wie beispielsweise Elektrizität. In den 1970er Jahren setzte die dritte industrielle Revolution ein. Prägend für diese Phase sind die Entwicklung immer neuer IT-Anwendungen und die weitere Automatisierung durch Elektronik.

Seit den Nullerjahren sind wir Zeuge einer vierten industriellen Revolution; sie treibt das derzeitige Innovationstempo auf dem Markt. Aufbauend auf der dritten, der digitalen Revolution, sorgt die vierte Revolution für die Verbindung von Technologien aus den Bereichen Physik, Digitalisierung und Biologie.

Produktivitätssteigerungen sind Wohlstandstreiber

Technologischer und industrieller Fortschritt erhöht die wirtschaftliche Produktivität, die für die Schaffung von Wohlstand grundlegend ist. „Die Produktivität ist nicht alles. Auf lange Sicht gibt es jedoch kaum etwas Wichtigeres, um den Wohlstand zu steigern“, gab Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman zu bedenken. Heute muss ein durchschnittlicher US-Bürger nur elf Stunden pro Woche arbeiten, um die Produktivität einer 40-Stunden-Woche in den 1950er Jahren zu erreichen, belegt Krugmann in einem Forschungsbericht.

Praxisbeispiele für Produktivitätssteigerung

Als ich meine Karriere begann, war ich Kreditprüfer. In einer Bank genehmigten nur die Leute in den höchsten Führungspositionen Kredite. Dies geschah in der Regel in Gruppen, in denen hoch bezahlte Personen in Konferenzräumen saßen, Akten durchsahen, mit Zahlen arbeiteten und stundenlang berieten. Heute kann der FICO Score für internationale Märkte – der Industriestandard für objektive Risikobewertung – in jedem Land eingesetzt werden, wo es eine aktive und stabile Kreditauskunft gibt. Der FICO Score bewertet Kunden danach, wie wahrscheinlich es ist, dass sie ihren Kreditverpflichtungen nachkommen. Daher kümmert sich heute praktisch kein Mensch mehr um Kreditanträge unter 50.000 US-Dollar – alles läuft automatisiert.

Beispiel Preisgestaltung: Feinjustierung ohne Streuverluste

In den 1960er und 1970er Jahren, denen man in der legendären TV-Serie „Mad Men“ (2007 bis 2015) nachspüren kann, wurde Werbung auf der Grundlage des Seitenumfangs einer Zeitschrift oder als 30-Sekunden-Fernsehsendung verkauft. Die Verkaufszahlen waren hoch, und es wurde ohne mit der Wimper zu zucken hingenommen, dass ein Großteil der Werbeausgaben quasi „verschwendet“ wurde. Im heutigen Werbemarkt von jährlich 600 Milliarden US-Dollar setzen Google, Facebook und andere Player Algorithmen ein: So sollen nicht nur die Einnahmen, sondern auch die Kapitalrentabilität (Return on Investment, ROI) in Bezug auf die Kunden maximiert werden. Heutzutage ist der Kauf von Internet-Anzeigen nicht nur das am meisten automatisierte Werbemittel, sondern auch das effektivste.

Einer der wichtigsten Aspekte, der im Fokus von Unternehmen steht, ist die Preisgestaltung der jeweiligen Produkte oder Dienstleistungen. Die Preisgestaltung erfolgt in der Regel in Zusammenarbeit von Vertrieb, Finanzabteilung und Geschäftsleitung. Ziel ist es, den Gewinn zu maximieren. Historisch gesehen war dies eine sehr arbeitsintensive Aufgabe. Heute ist die Preisgestaltung auf den riesigen globalen Märkten vollständig automatisiert. E-Commerce-Anbieter, Hotels und Fluggesellschaften, um nur einige zu nennen, erlauben es Maschinen, ihre Angebote zu bepreisen. Sehr viele Faktoren fließen dabei in die Preisfindung ein: Die Preisgestaltung kann sich auf der Grundlage der Echtzeit-Verfügbarkeit von Produkten und Dienstleistungen, der Nachfrage und sogar des Wetterberichts von Minute zu Minute ändern. Algorithmen maximieren die Elastizität der Nachfrage über Hunderttausende von Produkten in Echtzeit.

Vierte industrielle Revolution erst am Anfang

Dieser Trend zur Produktivitätssteigerung, ein Ergebnis der vierten industriellen Revolution, steht erst am Anfang. Schon in den kommenden Jahren werden wir in vielen Bereichen bedeutende technologiebedingte Effizienzsteigerungen oder Produktverbesserungen sehen. Dazu gehören die Bereiche Versicherung, medizinische Diagnose, Automobilvertrieb, Industriedesign, Preisgestaltung und Kapitalaustausch sowie die Analyse von Daten.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.