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Aktualisiert am 24.06.2011 - 11:38 Uhrin MärkteLesedauer: 3 Minuten

Vietnam vor der Trendwende

Von Ekkehard Wiek, Fondsmanager für asiatische Märkte in Singapur und Beirat der Asia4Europe Investment. Die Bedingungen scheinen verlockend: Vietnam gilt wegen seines noch sehr niedrigen Lohnniveaus und der motivierten, disziplinierten Arbeitskräfte als einer der interessantesten internationalen Produktionsstandorte. Viele Unternehmen sehen in dem Land eine echte Alternative zum inzwischen merklich teureren China.

Zudem steigt die Konsumfreude der 90 Millionen Vietnamesen, was für einen attraktiven Binnenmarkt mit anhaltendem Wachstum spricht – wenn auch von niedrigem Niveau ausgehend.

Sehr attraktiver New-Frontier-Markt

Analysten trauen dem Land daher zu, das von der Regierung angestrebte jährliche Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 7 Prozent in der kommenden Dekade tatsächlich zu erreichen. Das überträfe sogar die Wachstumserwartungen für die anderen Länder Südostasiens.

Auch für die Börsen wurde einiges getan: So sollen Reformen für mehr Rechtssicherheit sorgen, Insider Trading verhindern und den Banken- und Börsensektor stabilisieren. Für einige Asset Manager ist Vietnam der attraktivste New-Frontier-Markt in Asien.

Trübe Börsenstimmung

Doch diese Begeisterung ähnelt derzeit einer verzweifelten Durchhalteparole. Schließlich sieht die Bilanz für Anleger aktuell mehr als ernüchternd aus: Rund 45 Prozent hat der Aktienmarkt, gemessen am FTSE Vietnam, in den vergangenen eineinhalb Jahren eingebüßt – im Vergleich dazu stiegen die Börsen in Asien ex Japan um etwa 20 Prozent. Und gegenüber dem Hoch im Jahr 2007 steht ein herber Verlust von 70 Prozent zu Buche.

Kein Wunder, dass lokale Investoren derzeit kaum Interesse am Kapitalmarkt oder Vertrauen darin haben. Die Börsenumsätze sind erheblich gefallen; viele Unternehmen klagen über Schwierigkeiten, sich Kapital zu beschaffen.

Auch internationale Investoren zeigen sich aktuell sehr zurückhaltend: Sie sorgen sich um die hohe Inflation, die 2010 auf 12 Prozent kletterte. Zudem verunsichert sie die Schwäche des Dong, der allein in den vergangenen zwei Jahren gegenüber dem US-Dollar 15 Prozent an Wert verlor.

Potenzial zum Börsenstar

Bekanntlich liegt das größte Potenzial an der Börse meist im Verborgenen. Inzwischen sind die Unternehmen so niedrig bewertet wie beim historischen Tiefstand in der Welt-Finanzkrise Anfang 2009. Damit sind vietnamesische Aktien erheblich günstiger als vergleichbare Titel in anderen aufstrebenden Märkten der Welt.

Nach unseren technischen Indikatoren ist der Abwärtstrend derzeit noch nicht gebrochen. Es mehren sich jedoch die Zeichen, dass sich der Aktienmarkt inzwischen in einer Bodenbildung befindet. Schafft er den Ausbruch nach oben, ist die Chance für einen starken Anstieg sehr groß. Eine Preisverdopplung wäre dann nicht verwunderlich.

Zum Autor
: Ekkehard Wiek ist Asien Fonds-Manager und Geschäftsführer der W&M Wealth Managers (Asia) Pte. Ltd. in Singapur sowie Beirat der Asia4Europe Investment GmbH in Ettlingen und einer der Experten von www.vermoegensprofis.de.

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