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Virtuelle Währungen Bitcoin & Co.: Modeerscheinung oder Zukunft?

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Problem staatlicher Einmischung

Vor dem Hintergrund, dass rund 79 Prozent der Bitcoin-Rechenleistung (Mining) aus China stammt, und dass die Chinesen zu den größten Bitcoin-Besitzern gehören, besteht ein nicht unerhebliches Risiko, dass die Behörden in Peking einen Weg finden, die Kryptowährung unter ihre Kontrolle zu bringen. Dass sich eine Regierung einmischen könnte, ist die größte Gefahr für Bitcoin und andere digitale Währungen. Die Aufsichtsbehörden machen sich Sorgen, dass Kryptowährungen dem Schwarzmarkt in die Hände arbeiten könnten.

Ein weiteres Problem ist der ohnehin schon enorme Stromverbrauch für das Mining (Was ist das?): Allein im November stieg der Energieverbrauch für Bitcoin-Mining um rund 30 Prozent und machte 0,13 Prozent des weltweiten Energiebedarfs aus. Bedenken bestehen auch hinsichtlich ihres Potenzials, systemische Bankingprobleme auszulösen, weil die Leute Schulden machen, um die Kryptowährung kaufen zu können. Die südkoreanische Regierung zum Beispiel dachte bereits darüber nach, den Bitcoin-Handel zu verbieten, was vor dem Hintergrund, dass das Land einer der größten Bitcoin-Märkte ist, recht bedenklich wäre; sie machte dann aber einen Rückzieher.

Das Potenzial systemischer Probleme betrifft nicht nur die Tatsache, dass Privatpersonen Kreditkarten für den Kauf von Bitcoins nutzen. Berücksichtigt man die aktuellen Marktpreise, liegt der Wert der in Umlauf befindlichen Bitcoins bei 170 Milliarden US-Dollar, was 4,2 Prozent der Geldmenge in den USA, 2,1 Prozent der weltweiten Goldvorräte und 0,8 Prozent der weltweiten Geldmenge entspricht. Wir schätzen, dass dem Bitcoin-Mining 11 Prozent des Wachstums der weltweiten Geldmenge zuzuschreiben ist. (siehe Abb.1)

Interessant ist unter anderem auch, dass – wenngleich Kryptowährungen eine Absicherung gegen Seigniorage, das heißt die Möglichkeit der Regierungen, ihre Währungen abzuwerten, sein sollen – die Währungshüter auf diese Macht nicht verzichten wollen und sicherlich alles dafür tun werden, um diesen Tendenzen entgegen zu wirken.

Eine Anlageform auf Achterbahnfahrt

Wenn Kryptowährungen keine echten Währungen sind, was sind sie dann? Eine Zeitlang erschienen sie aufgrund ihrer schwindelerregenden Bewertungen (im traditionellen Sinne einer Währung) wie eine spektakuläre Anlageform. Bitcoin startete 2017 bei 985 US-Dollar. Im August hatte sich der Wert bereits vervierfacht und kletterte dann Anfang Dezember erneut um das Vierfache auf über 19.000 US-Dollar. Aber wie gewonnen, so zerronnen. Die Preise liegen nach den ständigen negativen Meldungen wieder unter 10.000 US-Dollar. (siehe Abb.2) Da Bitcoin von nichts anderem lebt als der Begeisterung der Anleger, gibt es keinen Grund, warum die Bewertungen nicht weiter auf den Wert fallen sollten, den sie Anfang letzten Jahres hatten. Als Anlageform haben Kryptowährungen gezeigt, dass sich mit ihnen spektakuläre Renditen erzielen lassen – aber auch spektakuläre Verluste.

Bitcoin als Anlage ist nur für Personen mit hoher Risikotoleranz geeignet. Die annualisierte Volatilität liegt bei 90 Prozent – das bringt vielleicht den Puls zum Rasen, ist an sich aber nichts Ungewöhnliches. Denken wir nur daran, dass Gold in den Jahren 1979/80, die durch einen starken Anstieg der Inflation geprägt waren, eine annualisierte Volatilität von 70 Prozent hatte.

Kryptowährungen werden nicht umsonst häufig mit Gold verglichen – die US Commodity Futures Trading Commission hat Bitcoin-Futures als Ware eingestuft. So wie Gold generiert Bitcoin keine Rendite und der Preis richtet sich nach der Wahrnehmung der Anleger. Aber digitale Währungen schreiben eine andere Geschichte als Gold. Wie lange sie sich des Vertrauens der Anleger sicher sein können, steht in den Sternen. Hinzu kommt, dass Bitcoin keine physische Form hat. Die digitalen Börsen, an denen die Kryptowährung gehandelt wird, wurden in der Vergangenheit bereits gehackt. Digitale Geldbörsen wurden geplündert. Und Computerabstürze und -ausfälle haben Bitcoin-Vermögen einfach ausgelöscht.

Abb. 2 Einmal zum Mond (und wieder zurück)

Bitcoin-Preis in USD

                                                                         Quelle: Bloomberg, Daten vom 01.02.2018