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Volkswirt in Rumänien Von Transsilvanien aus deutet sich EZB-Zinsschritt für 2018 an

Der größte Ausreißer gegenüber der Median-Prognose in einer aktuellen Bloomberg-Umfrage zur Höhe des Einlagensatzes der Europäischen Zentralbank (EZB) zum zweiten Quartal 2019 kommt von Andrei Radulescu. Der Volkswirt beobachtet die Geldpolitik der Eurozone von den Bergen Transsilvaniens aus. Er prognostiziert, dass die Finanzierungskosten möglicherweise schon im ersten Quartal des kommenden Jahres steigen werden – obwohl EZB-Chef Mario Draghi erklärte hatte, dass die Zinsen für einen längeren Zeitraum niedrig bleiben werden.

Für den Euroraum könnte es indes durchaus Sinn machen, Außenseiter im Blick zu behalten. Rumänien nutzt den Euro nicht. Im März 2016, als die EZB den Leitzins auf null senkte, war der Schritt von niemandem vorab prognostiziert worden. Und im September 2014, als die EZB den Satz auf 0,05 reduzierte, was dies nur von 6 der insgesamt 57 befragten Volkswirte erwartet worden.

Radulescu, führender Ökonom der Banca Transilvania, sieht sich selbst in diesem Klub. „Ich bin unabhängig. Ich war immer unabhängig und in vielen Fällen außerhalb vom Konsens – wobei ich den Konsens im positiven Sinne schlug“, sagt er in einem Interview mit Bloomberg. „Falls es bei der Konjunktur zu einer Evolution rund um das Potenzial kommt und sich die Inflation schrittweise annähert, dann ist es für die EZB ein sehr gute Zeitpunkt den Normalisierung-Zyklus zu beginnen.“

Zinsen auf dem Weg nach unten

Mit Ausnahme eines kleinen Ausreißers 2011 haben sich die Zinsen in der 19 Staaten umfassenden Eurozone seit mehr als acht Jahren nach unten bewegt. Daran wird sich wohl auch nichts ändern, bis ein 2,28 Billionen Euro schweres Anleihen-Aufkaufprogramm endet. Derzeit sehen die Planungen vor, dass dies im Dezember der Fall sein wird.

Der rumänische Volkswirt geht davon aus, dass der Anstieg der Verbraucherpreise in der Region in diesem und nächstem Jahr bei durchschnittlich 2 Prozent liegen wird – bevor es 2019 zu einer Verlangsamung auf 1,9 Prozent kommen dürfte.

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Das unterstreicht seine Erwartung, dass die Einlagen- und die Refinanzierungssätze der EZB alle drei Monate um einen Viertelpunkt ab diesem Zeitpunkt nächsten Jahres bis Mitte 2019 steigen werden. Derzeit liegen sie bei minus 0,4 Prozent beziehungsweise null.

Auffällige Expertenprognosen

Radulescu ist nicht der einzige Volkswirt, der mit seiner Erwartung auffällt. Michala Marcussen von Société Générale prognostiziert zum Beispiel, dass die EZB möglicherweise schon im Juni dieses Jahres ihre quantitative Lockerung zurückfahren und das Programm Anfang kommenden Jahres ganz auslaufen lassen könnte.

Weniger dramatisch, aber dennoch außerhalb des Konsens, ist die Erwartung von Yoshimasa Maruyama bei SMBC Nikko Securities. Er geht davon aus, dass der Einlagensatz bis zum zweiten Quartal des kommenden Jahres heraufgesetzt werden könnte. Das wäre immer noch zwölf Monate vor der Median-Prognose.

Ein finaler Grund für eine schnellere Zinsanhebung durch die EZB könnte laut Radulescu sein, dass der Nutzen ihrer Politik über die Zeit abnimmt, falls die USA ihre Geldpolitik schneller straffen sollten. Denn das werde Investoren dazu veranlassen, nach höheren Erträgen in Übersee zu jagen.

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