Feri-Chefvolkswirt Axel D. Angermann
Feri-Chefvolkswirt Axel D. Angermann
Die Perspektiven der Weltwirtschaft im Jahr 2019 hängen unter anderem stark davon ab, wie sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China entwickelt. Trump hatte im Herbst des vergangenen Jahres auf eine Ausweitung der Zölle zunächst verzichtet und eine Verhandlungsphase von 90 Tagen eingeräumt. Diese neigt sich nun allmählich dem Ende zu.
Bis zum 1. März sollten die laufenden Handelsgespräche zu einem Ergebnis kommen. Zwei Optionen zeichnen sich ab: Es werden keine weiteren Strafzölle erhoben oder sogar bestehende Zölle wieder gestrichen, oder die Auseinandersetzung zwischen beiden Ländern erreicht eine neue Stufe der Eskalation. Welche der beiden Optionen wahrscheinlicher ist, hängt auch davon ab, ob Trump sich pragmatisch von seinen Wiederwahlchancen leiten lässt oder aber das Grundsätzliche des Konflikts in den Mittelpunkt stellt.
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Die Perspektiven der Weltwirtschaft im Jahr 2019 hängen unter anderem stark davon ab, wie sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China entwickelt. Trump hatte im Herbst des vergangenen Jahres auf eine Ausweitung der Zölle zunächst verzichtet und eine Verhandlungsphase von 90 Tagen eingeräumt. Diese neigt sich nun allmählich dem Ende zu.
Bis zum 1. März sollten die laufenden Handelsgespräche zu einem Ergebnis kommen. Zwei Optionen zeichnen sich ab: Es werden keine weiteren Strafzölle erhoben oder sogar bestehende Zölle wieder gestrichen, oder die Auseinandersetzung zwischen beiden Ländern erreicht eine neue Stufe der Eskalation. Welche der beiden Optionen wahrscheinlicher ist, hängt auch davon ab, ob Trump sich pragmatisch von seinen Wiederwahlchancen leiten lässt oder aber das Grundsätzliche des Konflikts in den Mittelpunkt stellt.
Ein pragmatischer Trump sollte einen Blick auf die Entwicklung des Handels zwischen beiden Ländern im vergangenen Jahr werfen. Die Importe aus China stiegen bis zum Herbst weiter an, der Zuwachs lag mit knapp 9 Prozent nur unwesentlich unter der Zuwachsrate der Gesamtimporte (9,5 Prozent).
Die US-Exporte nach China dagegen entwickelten sich mit einem Zuwachs von 3 Prozent wesentlich schwächer als die Gesamtexporte (9,6 Prozent). Insbesondere seit Mai 2018 brachen die Exporte nach China regelrecht ein und lagen im Oktober um mehr als 20 Prozent niedriger als im Frühjahr.
Bei einzelnen Produktgruppen kam der Handel fast vollständig zum Erliegen: So lagen die Exporte von Ölsaaten im September und Oktober im Monatsmittel um 87 Prozent unter den Werten der ersten Jahreshälfte. Bei Getreide betrug das Minus 94 Prozent, bei Textilfasern 73 Prozent.
Es zeigt sich, dass China wesentlich bessere Möglichkeiten hat, Importgüter aus den USA durch Produkte aus anderen Ländern zu substituieren als umgekehrt. Landwirtschaftliche Produkte wie Sojabohnen kann China auch aus anderen (lateinamerikanischen) Ländern beziehen, während die USA zumindest vorläufig auf Handy-Bauteile aus chinesischer Fertigung angewiesen sind.
Die Folge dieser Entwicklung ist ein weiterer Anstieg des Handelsdefizits der USA mit China. Im Jahr 2017 hatte dieses Defizit etwa 370 Milliarden Dollar betragen. Für das Jahr 2018 liegen noch keine abschließenden Zahlen vor, aber angesichts der Zahlen aus den ersten zehn Monaten des Jahres ist mit einem Defizit von mehr als 400 Milliarden Dollar zu rechnen.
Für einen Präsidenten, der angetreten war, das Handelsdefizit zu bekämpfen, ist das keine Erfolgsgeschichte. Dies und die Unzufriedenheit amerikanischer Farmer mit den verschlechterten Absatzchancen für ihre Produkte könnte Trump dazu bewegen, den Konflikt nicht um jeden Preis weiter zu verschärfen.
Gut möglich also, dass im Februar eine Zwischenlösung gefunden wird, die zumindest fürs Erste eine Ausweitung von Strafzöllen verhindert, zumal auch China durchaus erheblich unter den von den USA verhängten Strafzöllen leidet. Für den Welthandel und die Wirtschaft beider Länder wäre das ein positives Signal.
Allerdings dürfte selbst in einem solchen Fall schon bald die nächste Runde der Auseinandersetzung eingeläutet werden. Denn grundsätzlich geht es weiterhin um Fragen des Marktzugangs, eines fairen Wettbewerbs, um den Schutz von Eigentumsrechten oder die Abwehr von Industriespionage.
Bei diesen konfliktgeladenen Themen ist eine Einigung, die beide Seiten zufriedenstellt, eher nicht zu erwarten, und der aktuelle Fall von Huawei verdeutlich dies einmal mehr. Die Rivalität beider Länder wird uns als Unsicherheitsfaktor also erhalten bleiben.
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