Carsten Fritsch
US-Sanktionen gegen Venezuela treiben Ölpreis
Carsten Fritsch ist Rohstoff-Analyst bei der Commerzbank. Foto: Commerzbank
Wegen der von der US-Regierung gegen den Ölsektor Venezuelas verhängten Sanktionen werden die USA voraussichtlich kein Öl mehr aus Venezuela einführen. Damit verliert das Land seinen wichtigsten Abnehmer, die Ölproduktion dürfte wohl weiter zurückgehen. Dies macht es der Opec leichter, den Ölmarkt wieder ins Gleichgewicht zu bringen, so dass sich ein Barrel der Ölsorte Brent bis Ende dieses Jahres auf 70 US-Dollar verteuern dürfte.
Mit den gegen den staatlichen Ölkonzern Venezuelas, PDVSA, verhängten Sanktionen will die US-Regierung offensichtlich Staatspräsident Maduro von seiner wichtigsten Einnahmequelle abschneiden und Neuwahlen erzwingen. Denn die USA erachten Maduros Wiederwahl als illegitim und haben stattdessen Oppositionsführer Guaido als rechtmäßiges Staatsoberhaupt anerkannt. Wegen der Sanktionen dürften die USA kein Öl mehr aus Venezuela importieren. Schon im vergangenen Jahr hatten die USA pro Tag nur noch 500 Tsd Barrel aus Venezuela importiert (Grafik 1), womit sie aber immer noch dessen wichtigster Abnehmer waren.
Grafik 1: Venezuela – USA bisher wichtiger Kunde Öllieferungen in die USA,...
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Mit den gegen den staatlichen Ölkonzern Venezuelas, PDVSA, verhängten Sanktionen will die US-Regierung offensichtlich Staatspräsident Maduro von seiner wichtigsten Einnahmequelle abschneiden und Neuwahlen erzwingen. Denn die USA erachten Maduros Wiederwahl als illegitim und haben stattdessen Oppositionsführer Guaido als rechtmäßiges Staatsoberhaupt anerkannt. Wegen der Sanktionen dürften die USA kein Öl mehr aus Venezuela importieren. Schon im vergangenen Jahr hatten die USA pro Tag nur noch 500 Tsd Barrel aus Venezuela importiert (Grafik 1), womit sie aber immer noch dessen wichtigster Abnehmer waren.
Grafik 1: Venezuela – USA bisher wichtiger Kunde Öllieferungen in die USA, in Tsd Barrel pro Tag
Aufgrund der schweren Wirtschaftskrise und der schon zuvor bestehenden US-Sanktionen ist die Ölproduktion Venezuelas in den vergangenen Jahren bereits deutlich gefallen. 2018 erreichte sie mit etwa 1,2 Mio Barrel pro Tag den tiefsten Stand seit mehreren Jahrzehnten (Grafik 2). Nachdem sie sich zuletzt auf diesem niedrigen Niveau stabilisiert hat, dürfte sie nun weiter fallen. Zum einen dürfte Venezuela kurzfristig kaum alternative Abnehmer finden. Schließlich werden die US-Sanktionen auch Käufer außerhalb der USA abschrecken, die kaum ihr US-Geschäft aufs Spiel setzen wollen.
Gleiches gilt für Banken und Versicherungen. Zwar wird häufig China als potenzieller Käufer genannt. Allerdings würde dies von US-Präsident Trump wohl als Affront gewertet werden und könnte die derzeit laufenden Handelsgespräche mit den USA gefährden. Für eine geringere Produktion spricht auch, dass das in Venezuela geförderte zähflüssige Öl mit Verdünnungsmitteln wie Naphtha oder leichterem Rohöl versetzt werden muss, damit es durch Pipelines abtransportiert werden kann. Diese Stoffe bezog Venezuela bislang aus den USA, was wegen der Sanktionen nun nicht mehr möglich ist.
Grafik 2: Venezuela – Ölproduktion deutlich gefallen Ölförderung, in Mio Barrel pro Tag
Der zu erwartende weitere Produktionsrückgang in Venezuela dürfte der Opec, wenn auch ungewollt, in die Hände spielen. Denn dadurch sinkt die Opec-Produktion ohne weiteres Zutun der anderen Länder, was es wahrscheinlicher macht, dass die Anfang des Jahres in Kraft getretenen Produktionskürzungen der Opec den Ölmarkt wieder ins Gleichgewicht bringen. Dies spricht dafür, dass die Ölpreise im Dezember ihr Tief gesehen haben und im Jahresverlauf steigen werden. Brentöl dürfte Ende des Jahres bei 70 US-Dollar je Barrel notieren.
Langfristig könnte die politische Entwicklung in Venezuela allerdings zu einem preisdämpfenden Faktor werden. Denn laut BP Statistical Review verfügt das Land mit gut 300 Milliarden Barrel über die höchsten nachgewiesenen Ölreserven der Welt. Sollte es zu einem Regierungswechsel kommen und ausländische Investitionen in den maroden Ölsektor fließen, dürfte in Venezuela langfristig deutlich mehr Öl produziert werden, wie es auch im Irak der Fall war, wo sich die Ölproduktion binnen zehn Jahren verdoppelt hat. Allerdings zeigt dieses Beispiel auch, dass bis dahin mehrere Jahre vergehen dürften.
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