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Natixis-Chefstratege David Lafferty
Wenn Indizes immer kopflastiger werden
David Lafferty
David Lafferty, Chief Market Strategist bei Natixis Investment Managers. Foto: Natixis Investment Managers
Sind Indizes, die nach dem Börsenwert der enthaltenen Aktien gewichtet werden, zu „kopflastig“ geworden? Das fragt David Lafferty von der Fondsgesellschaft Natixis und zeigt, warum die gestiegene Konzentration der Indizes höhere Verluste für Anleger bedeuten, wenn die Märkte einmal ins Stocken geraten.
Aspekt der Branchenkonzentration Allerdings fehlt in dieser Analyse ein Aspekt der Branchenkonzentration. Im Jahr 1999 lag die Marktkapitalisierung der Technologiewerte unter den 20 größten Unternehmen bei 17,1 Prozent, bestehend aus acht Titeln. Heute beinhalten die Top 20 nur noch sieben Tech-Titel, machen aber die gleichen 17,1 Prozent des Index aus. Wir können also sagen, dass der S&P 500® heute genauso technologielastig ist wie auf dem Höhepunkt der Tech-Blase. Warum aber war der Index 1999 insgesamt so viel kopflastiger (höherer HHI), obwohl das Gewicht der Technologiewerte in den Top-20-Namen ungefähr gleich groß war wie heute? Ein Name macht den Unterschied: General Electric,...
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Aspekt der Branchenkonzentration
Allerdings fehlt in dieser Analyse ein Aspekt der Branchenkonzentration. Im Jahr 1999 lag die Marktkapitalisierung der Technologiewerte unter den 20 größten Unternehmen bei 17,1 Prozent, bestehend aus acht Titeln. Heute beinhalten die Top 20 nur noch sieben Tech-Titel, machen aber die gleichen 17,1 Prozent des Index aus. Wir können also sagen, dass der S&P 500® heute genauso technologielastig ist wie auf dem Höhepunkt der Tech-Blase. Warum aber war der Index 1999 insgesamt so viel kopflastiger (höherer HHI), obwohl das Gewicht der Technologiewerte in den Top-20-Namen ungefähr gleich groß war wie heute? Ein Name macht den Unterschied: General Electric, das 1999 4,9 Prozent des Index ausmachte, heute aber nur noch 0,5 Prozent.
Was muss passieren, damit die Konzentration des Index wieder abnimmt? Auch hier sind die zwei Grafiken ziemlich konsistent: ein guter, altmodischer Bärenmarkt! Wie alle Kurven zeigen, steigt die Konzentration während der Boomphase (1999, 2007, 2018....) und fällt dann im Ausverkauf (2000-2001, 2008-2009). Auch das sollte nicht überraschen: Per Definition muss der Beitrag zur Indexrendite in einem starken Bullenmarkt von den großen Namen dominiert werden, was zu mehr Konzentration an der Spitze führt.
Der Verlustbeitrag bei einem signifikanten Ausverkauf muss auch von den größten Indexnamen angeführt werden, was natürlich zu einer geringeren Konzentration an der Spitze führt. Um es klarzustellen, dies ist kein kausaler Zusammenhang: Hohe Konzentration verursacht weder einen Ausverkauf, noch verursacht niedrige Konzentration eine Erholung. Wir stellen lediglich fest, dass starke Bullenmärkte, wie wir sie jetzt erleben, natürlich mit einer zunehmenden Indexkonzentration verbunden sind.
Einfluss der passiven Strategien
Damit kommen wir zur entscheidenden Frage: Wenn sich nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes wie der S&P 500® in den letzten Jahren stärker konzentriert haben und mehr Geld in passive Strategien fließt, wird dieser Trend dann zu größeren Verlusten führen, wenn schließlich die nächste Baisse kommt?
Man könnte argumentieren, dass aktives oder passives Investieren hier keinen Unterschied machen, weil ja das Geld, das jetzt in nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes fließt, ansonsten in aktiv verwaltete Aktienstrategien fließen würde – und die schließlich dieselben Aktien kaufen. Doch diese Vorstellung ist vielleicht nicht ganz korrekt. Eine schnelle Analyse mit Portfoliodaten von Morningstar Direct® zeigt, dass unter den aktiv verwalteten Fonds in der Kategorie US Large Cap Blend weniger als 20 Prozent die Werte höher gewichten als es der S&P 500® tut. Umgekehrt: Mehr als 80 Prozent dieser aktiv verwalteten Fonds werden „leichter“ geführt als der Index. Dies klingt plausibel, denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Mehrheit der aktiven Manager alle größten Aktien des Index übergewichten würde – also diejenigen, die bereits ihr Bestes getan haben.
Es ist das Wachstum des passiven indexbasierten Investierens, das den Markt am Ende etwas kopflastiger macht. Bedeutet dies, dass die nächste Baisse an der Börse schlimmer sein wird, als sie es ohne das Wachstum des passiven Investierens gewesen wäre? Ja, wahrscheinlich. Wir können es jedoch nicht mit Sicherheit im Voraus sagen, und so bezweifle ich, dass die Anleger den Unterschied im Nachhinein erkennen werden.
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ARTIKEL-INHALT
- Seite 1 − S&P 500 zu „kopflastig“ geworden?
- Seite 2 − Aspekt der Branchenkonzentration
Über den Autor
David Lafferty
ist leitender Vize-Präsident und Chefstratege bei Natixis Investment Managers. Lafferty ist für die Beurteilung von Konjunktur- und Kapitalmarkttrends und deren Auswirkungen auf Anlageportfolios zuständig.