IKB-Volkswirt Klaus Bauknecht
IKB-Volkswirt Klaus Bauknecht
Diese Sorge wird durch die Unsicherheit über die US-Handelspolitik und die Auswirkungen des Brexit weiter geschürt. Zudem belasten Zweifel an der Nachhaltigkeit des chinesischen Wachstumspfades die Stimmung. Ein Drittel des Weltwirtschaftswachstums wird in China generiert.
Auch wenn der Konsum als stabile Säule des deutschen Wachstums dargestellt wird, bleibt es die globale Konjunktur, die die deutsche BIP-Dynamik (s. IKB-Kapitalmarkt-News 17. Januar 2019). Mit erhöhten Risiken über den inländischen und globalen konjunkturellen Ausblick nehmen die Sorgen über das Gewinnpotenzial deutscher Unternehmen zu. Doch nicht nur das reale Wirtschaftswachstum sondern auch die Lohnentwicklung in Deutschland sollte hierbei im Fokus stehen.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Diese Sorge wird durch die Unsicherheit über die US-Handelspolitik und die Auswirkungen des Brexit weiter geschürt. Zudem belasten Zweifel an der Nachhaltigkeit des chinesischen Wachstumspfades die Stimmung. Ein Drittel des Weltwirtschaftswachstums wird in China generiert.
Auch wenn der Konsum als stabile Säule des deutschen Wachstums dargestellt wird, bleibt es die globale Konjunktur, die die deutsche BIP-Dynamik (s. IKB-Kapitalmarkt-News 17. Januar 2019). Mit erhöhten Risiken über den inländischen und globalen konjunkturellen Ausblick nehmen die Sorgen über das Gewinnpotenzial deutscher Unternehmen zu. Doch nicht nur das reale Wirtschaftswachstum sondern auch die Lohnentwicklung in Deutschland sollte hierbei im Fokus stehen.
Der Arbeitnehmeranteil am Volkseinkommen (Lohnquote) hat sich 2018 um 1,1 Prozentpunkte auf 69 % erhöht und hat damit den höchsten Wert seit 2003 erreicht. Der aktuelle Wert liegt nur noch rund 2 Prozentpunkte unter dem Niveau vor der Einführung der Arbeitsmarktreformen im Jahr 2002 (Hartz I-IV – die Lohnquote lag 2002 bei 71,1 %). Die Folgen der Reformen (moderate Lohnzuwächse) und die starke konjunkturelle Erholung von 2005 bis 2008 haben zu einer deutlichen Senkung der Lohnquote um 7 Prozentpunkte geführt. Seitdem steigt die Lohnquote in der Tendenz wieder.
Lohnquote versus Wirtschaftswachstum – wer treibt wen?
Wie verläuft die Beziehung zwischen der Lohnquote und dem BIP-Wachstum? Ist ein Anstieg der Lohnquote positiv in dem Sinne, dass der private Konsum ausgeweitet wird und sich damit das BIP erhöht? Oder wirkt er negativ, da Unternehmergewinne belastet werden und deshalb weniger investiert wird? In einem klassischen Konjunkturzyklus führt eine Erholung zu einem Investitionsboom, in dessen Folge Löhne stark steigen. Dabei legt die Lohnquote vor allem während der reifen Phase eines konjunkturellen Booms deutlich zu. In Folge von Übertreibungen oder Überhitzungen wird die Wirtschaft mit einem spürbaren Rückgang der Investitionen korrigieren. Dies dürfte in Abhängigkeit des Ausmaßes des vorherigen Investitions-booms zu einer Rezession bzw. BIP-Schrumpfung führen, was einem klassischen Konjunkturzyklus gleicht.
In der Abschwungphase kann die Lohnquote sogar noch weiter zulegen, da der Arbeitsmarkt relativ rigide und erst langsam mit einer steigenden Arbeitslosenquote oder moderaten Lohnzuwächsen reagiert und zu Produktivitätssteigerungen führt. Dies hat zur Folge, dass in einer Abkühlungsphase nicht nur die Umsätze der Unternehmen aufgrund der schwächeren Gesamtwirtschaft leiden. Die Kombination von relativ hohen Lohnkosten und sinkender Nachfrage dürften die Gewinnmargen der Unternehmen zudem unter Druck setzen. Insgesamt deutet dies auf einen deutlichen Gewinneinbruch hin. Lässt sich dies empirisch bestätigen?
Die empirische Analysen sind eindeutig: Die Beziehung zwischen Lohnquote und BIP-Wachstum ist negativ. Steigt das BIP-Wachstum, sinkt die Lohnquote. Schwächt sich das Wachstum ab, nimmt die Lohnquote zu. Beschleunigt sich die Wirtschaftsdynamik, erlaubt dies erhöhte Produktivitätssteigerungen und damit einen deutlicheren Anstieg des nominalen BIP relativ zum Arbeitnehmereinkommen. Außerdem scheint diese Beziehung seit der Finanzkrise deutlich signifikanter und ausgeprägter zu sein als in der Phase 1992 bis 2007. Auch ist die Kausalität eindeutig: Es ist nicht die steigende Lohnquote, die zu einem schwächeren Wirtschaftswachstum führt, sondern ein schwächerer Wachstumsverlauf lässt die Lohnquote steigen – wie angesichts des Konjunkturzykluses und eines trägen Arbeitsmarkts zu erwarten ist.
Damit ist 2019 in Folge der Wachstumseintrübung mit einer weiteren Ausweitung der Lohnquote auszugehen. Schätzungen deuten darauf hin, dass die Lohnquote aufgrund eines BIP-Wachstumsrückgangs auf 1,3 % in 2019 mit über einem halben Prozentpunkt ansteigen könnte – von rund 69 % auf über 69,5 %. Für den Gewinnausblick der Unternehmen bedeutet dies, dass sich der negative Einfluss der erwarteten Konjunktureintrübung durch eine steigende Lohnquote verstärken sollte. Demnach dürfte sich 2019 nicht nur das Umsatzwachstum der Unternehmen schwach ausfallen, der Margendruck dürfte sich zudem erhöhen. Nur der Einfluss von erneut sinkenden Rohstoffpreisen könnte hier teilweise entlasten. Doch wie bedeutend sind die Lohnquote und das deutsche BIP-Wachstum für den Gewinnausblick der DAX-Unternehmen tatsächlich?
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