Asienexpertin Gabriela Tinti von Erste Asset Management
Chinas langfristige Wirtschaftsinitiativen und gefährliche Asymmetrien
Gabriela Tinti, Erste Asset Management / Erste-Sparinvest
Die Volksrepublik China ist einer der Gewinner der Globalisierung. Seit ihrem Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) 2001 hat sie ein rasantes Wachstum verzeichnet. Mit ihrer Wirtschaftsleistung liegt sie mittlerweile auf dem zweiten Platz hinter den USA – und wird in den nächsten Jahren die amerikanische Volkwirtschaft hinsichtlich der Größe des Bruttoinlandsprodukts überholen.
Auch in der Automobilbranche streben chinesische Akteure strategische Partnerschaften an. Die Beteiligung des chinesischen Autobauer Geely an dem deutschen Autokonzern Daimler hat heuer viele überrascht. Dabei hat Geely schon in den vergangenen Jahren seine Expansion durch Zukäufe der Volvo PKW-Sparte, vom US-Flugautobauer Terrafugia oder dem englischen London Taxi Company vorangetrieben und sich Innovationsvorsprünge gesichert.
China: Entwicklung BIP pro Kopf
Mit der rapiden Weiterentwicklung der chinesischen Ökonomie werden sich die Rollen der Märkte und Regionen entlang der Wertschöpfungskette ändern. Die Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen und...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Auch in der Automobilbranche streben chinesische Akteure strategische Partnerschaften an. Die Beteiligung des chinesischen Autobauer Geely an dem deutschen Autokonzern Daimler hat heuer viele überrascht. Dabei hat Geely schon in den vergangenen Jahren seine Expansion durch Zukäufe der Volvo PKW-Sparte, vom US-Flugautobauer Terrafugia oder dem englischen London Taxi Company vorangetrieben und sich Innovationsvorsprünge gesichert.
China: Entwicklung BIP pro Kopf
Mit der rapiden Weiterentwicklung der chinesischen Ökonomie werden sich die Rollen der Märkte und Regionen entlang der Wertschöpfungskette ändern. Die Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen und deren Produktion als strategischer Partner ersetzt mehr und mehr das Bild einer Sourcing-Quelle als „Billiglohnland“-Zulieferer. Von vielen Staaten wird diese Tatsache als Chance und Bedrohung zugleich gesehen. Dabei könnten Beziehungen auf Augenhöhe entstehen, falls China einen Teil seines Protektionismus abbaut.
Mit Alibaba, Baidu und Tencent zum Internet Giganten
Die Strategie „Internet Plus“ komplementiert das Restrukturierungsziel. Durch sie sollen Internet-Technologien wie Mobile Internet, Cloud Computing, Big Data und Internet of Things in traditionelle Industrien integriert werden, um den Informationsfluss sowie die Effizienz zu verbessern und Kosten zu minimieren.
Gleichzeitig fördert China Start-Ups, E-Commerce-Unternehmen und FinTechs. Mit einer Welle von Neugründungen wird zu rechnen sein, denn die junge Bevölkerung fühlt sich durch die Attraktivität und den schnellen Erfolg solcher Start-Up-Gründungen zunehmend angezogen. Die Strategie soll ganze Wirtschaftsbereiche umwandeln und die ländlichen Gebiete des Landes in die Wirtschaft integrieren und transformieren.
Erfolgreiche Internetgiganten wie Alibaba Group, Tencent Holding und Baidu, die sich nicht im staatlichen Besitz befinden, gelten als große Vorbilder. Durch Protektionismus behält aber gleichzeitig der chinesische Staat die Kontrolle über die private Webnutzung, denn ausländische Webplattformen wie Google, Facebook, Amazon, etc. werden weiterhin nicht zugelassen.
Markt mit über 4 Mrd. Menschen: One Belt, One Road soll es richten
Die dritte chinesiche Initiative – die „One Belt, One Road“-Strategie, die der chinesische Präsident Xi Jinping 2014 in Leben gerufen hat – bezieht sich auf die Kombination eines landgestützen Wirtschaftsgürtels Seidenstraße (ein ökonomischer Korridor entlang des eurasischen Kontinents bis nach Westeuropa) und einer maritimen Seidenstraße des 21. Jahrhunderts (ein Netzwerk von maritimen Handelswegen, die Asien mit Afrika und Europa verbinden).
Laut chinesischer Regierung haben bereits 65 Länder weltweit ihr Interesse an einer Mitarbeit bekundet, wodurch ein potenzieller Markt mit 4,4 Mrd. Menschen enstehen würde. China versucht so, geoökonomische Interessen wie eine stärkere Einflussnahme auf den Welthandel zu verfolgen, Überkapazitäten ab- und Wirtschaft sowie Infrastruktur in Westchina aufzubauen. Investitionen im eurasischen Raum, beispielsweise in Afghanistan oder Pakistan, würden das Wirtschaftswachtum und die politische Stabilität in dieser Weltregion fördern sowie Wirtschaftsmigration eindämmen.
Damit adressiert die chinesische Führung mit ihrem Strategiepaket eine Kombinantion externer und interner Risikofaktoren, die die Widerstandsfähigkeit der chinesischen Wirtschaft kurzfristig beeinträchtigen könnten. Reduziert Peking seinen wirtschaftlichen Protektionismus und öffnet sich für strategische Partnerschaften auf Augenhöhe, werden auch die US-Sanktionen die Entwicklung des Reichs der Mitte zur Wirtschaftsmacht Nummer eins nicht verhindern können.
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