BLI-Investmentchef Guy Wagner
Es ist noch zu früh für eine Rückkehr der Inflation
Guy Wagner: Der Investmentchef der Banque de Luxembourg Investments (BLI) blickt auf ein negatives Börsenjahr 2018 zurück und gibt Tipps für die richtige Anlagestrategie 2019. Foto: BLI - Banque de Luxembourg Investments
Bei der Wahl ihrer Anlagestrategie für das Börsenjahr 2019 sollten Anleger eine weltweite Konjunkturschwäche berücksichtigen, empfiehlt Guy Wagner, Investmentchef der Banque de Luxembourg Investments (BLI). Das sollte beispielsweise langfristigen US-Staatsanleihen zugutekommen.
Bewertungsunterschiede durch Indizes
Zum Jahresbeginn stellen Marktbeobachter gern die eine oder andere Region in den Vordergrund. Diese Empfehlungen basieren häufig auf dem Bewertungsgefälle, das zwischen den Regionen herrscht. Es ist jedoch festzuhalten, dass diese Bewertungsunterschiede zu einem großen Teil durch die Zusammensetzung der Indizes bedingt sind. Ein Index wie der Standard & Poor‘s 500 ist per se besserer Qualität als die meisten europäischen Indizes, da diese einen höheren Anteil an Branchen oder Unternehmen mit strukturell schwächeren Gewinnmargen enthalten.
In Bezug auf das Bewertungsniveau könnte man indes ein Argument für...
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Bewertungsunterschiede durch Indizes
Zum Jahresbeginn stellen Marktbeobachter gern die eine oder andere Region in den Vordergrund. Diese Empfehlungen basieren häufig auf dem Bewertungsgefälle, das zwischen den Regionen herrscht. Es ist jedoch festzuhalten, dass diese Bewertungsunterschiede zu einem großen Teil durch die Zusammensetzung der Indizes bedingt sind. Ein Index wie der Standard & Poor‘s 500 ist per se besserer Qualität als die meisten europäischen Indizes, da diese einen höheren Anteil an Branchen oder Unternehmen mit strukturell schwächeren Gewinnmargen enthalten.
In Bezug auf das Bewertungsniveau könnte man indes ein Argument für die asiatischen Märkte nennen. Sie litten im vergangenen Jahr unter dem starken Dollar, dem Anstieg der US-Anleiherenditen und der Ungewissheit in Bezug auf China. Der Index für die asiatischen Märkte außerhalb Japans sank auf seinen niedrigsten Stand seit elf Jahren, das Verhältnis Kurs/Buchwert dieser Unternehmen liegt deutlich unter seinem 20-Jahres-Durchschnitt.
Der japanische Markt profitiert weiterhin von einigen positiven Faktoren: Japanische Unternehmen verbessern strukturell ihre Rentabilität, ihr Verschuldungsniveau ist niedriger als das ihrer US-amerikanischen und europäischen Mitbewerber, und ihr Bewertungsniveau ist attraktiv.
Entwicklung des MSCI AC Far East ex Japan
In der Baisse des vierten Quartals 2018 haben Gold und hochwertige Staatsanleihen gezeigt, dass sie weiterhin ihren Platz in einem diversifizierten Portfolio haben und Schutz vor dem Aktienrisiko bieten für den Fall, dass die Risikoaversion weiter zunehmen sollte.
Für Staatsanleihen könnte sich dies künftig ändern. Durch den starken Anstieg der öffentlichen Verschuldung wird es immer schwerer, Staatsanleihen als „Qualitätswerte“ zu bezeichnen. Unter fundamentalen Gesichtspunkten würde ein Umfeld höherer Inflation dazu führen, dass es zu einer positiven Korrelation zwischen Aktien und Anleihen kommt.
Ähnliches geschah Anfang Februar 2018, als Inflationsängste zu einem simultanen Rückgang der Kurse von Aktien und Anleihen führten. Noch scheint es verfrüht, eine Rückkehr der Inflation zu erwarten, doch man sollte wachsam bleiben. Bis dahin dürfte die weltweite Konjunkturabschwächung langfristigen US-Staatsanleihen zugutekommen.
Entwicklung des Goldpreises
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