Hans-Jörg Naumer von AGI
„Wir brauchen eine Soziale Marktwirtschaft 2.0“
Hans-Jörg Naumer leitet das Kapitalmarkt-Research bei Allianz Global Investors. Foto: AGI
Die Eckpunkte der vor 70 Jahren eingeführten Sozialen Marktwirtschaft sind weiterhin aktuell, sagt Hans-Jörg Naumer. Sie müssen lediglich an die neuen Bedingungen angepasst werden. Hier plädiert der Leiter Kapitalmarktanalyse von Allianz Global Investors für die Rückbesinnung auf ein seiner Meinung nach bewährtes Konzept.
2018 war nicht nur an den Kapitalmärkten ein ganz besonderes Jahr, gekennzeichnet von vielen geopolitischen Irrungen und Wirrungen. Es war auch ein Jahr zweier Jubiläen, die zeitlich zwar auseinander liegen, die aber trotzdem eng miteinander verbunden sind: Der Dax, der Wohlstandsindikator der Deutschen, wurde 30 Jahre alt, und die Soziale Marktwirtschaft wurde 70. Als ihre Geburtsstunde gilt die Einführung der D-Mark durch Ludwig Erhard. Eine Sternstunde in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands. Sie hat uns gerade im Digitalisierungszeitalter noch viel zu sagen.
Dabei geht die Soziale Marktwirtschaft zu weiten Teilen konzeptionell auf die Freiburger Denkschrift zurück. Ein konspirativ...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
2018 war nicht nur an den Kapitalmärkten ein ganz besonderes Jahr, gekennzeichnet von vielen geopolitischen Irrungen und Wirrungen. Es war auch ein Jahr zweier Jubiläen, die zeitlich zwar auseinander liegen, die aber trotzdem eng miteinander verbunden sind: Der Dax, der Wohlstandsindikator der Deutschen, wurde 30 Jahre alt, und die Soziale Marktwirtschaft wurde 70. Als ihre Geburtsstunde gilt die Einführung der D-Mark durch Ludwig Erhard. Eine Sternstunde in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands. Sie hat uns gerade im Digitalisierungszeitalter noch viel zu sagen.
Dabei geht die Soziale Marktwirtschaft zu weiten Teilen konzeptionell auf die Freiburger Denkschrift zurück. Ein konspirativ tagender Arbeitsausschuss, dem zunächst nur die Freiburger Nationalökonomen Constantin von Dietze, Walter Eucken und Adolf Lampe sowie der Historiker Gerhard Ritter angehörten, bereitete diese Programmschrift auf Anregung von Dietrich Bonhoeffer vor. Ziel war es, eine Nachkriegsordnung für Deutschland zu entwickeln. Hochverrat! Der für die Entwicklung der Sozialen Marktwirtschaft so wichtige Anhang 4 zur Wirtschaft- und Sozialordnung wurde von den drei Nationalökonomen Dietze, Lampe, Eucken gemeinsam formuliert.
Das eigentliche „Wunder“ des „Wirtschaftswunders“ war es also, dass die Blaupause dazu, die Freiburger Denkschrift, unter konspirativen Umständen verfasst wurde und trotz Verfolgung ihrer Autoren durch den Nationalsozialismus Eingang in die neue Wirtschaftsordnung fand. Ohne dieses „Wunder“ ist das Deutschland von heute mit seinem Wohlstand und seiner ökonomischen Kraft nicht denkbar.
Dabei ging es den Freiburgern darum, den „Laissez-Faire-Liberalismus“, wie er vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten gewirkt hatte, durch ordnungspolitische Rahmenbedingungen zu bändigen, ohne ihn durch einen Kollektivismus, wie er sich im Sozialismus wiederfindet, zu ersetzen.
Privateigentum, Wettbewerb, freie Preisbildung, stabiles Geld, das Verantwortungsprinzip und ein starker Staat, der die Spielregeln/Prinzipien aufstellt und deren Einhaltung überprüft, gehören zu den Ecksteinen dieser Ordnungspolitik ebenso wie eine solide Finanzpolitik und der Kampf gegen Kartelle und Monopole, die dem „Leistungswettbewerb“ entgegenstehen. Prinzipien, die den Weg in die Zukunft weisen.
- Seite 1 − Freiburger Denkschrift - Wiege der Sozialen Marktwirtschaft
- Seite 2 − Diese Eckpunkte gelten weiterhin
Über den Autor