Hans-Jörg Naumer von AGI
„Wir brauchen eine Soziale Marktwirtschaft 2.0“
Hans-Jörg Naumer leitet das Kapitalmarkt-Research bei Allianz Global Investors. Foto: AGI
Die Eckpunkte der vor 70 Jahren eingeführten Sozialen Marktwirtschaft sind weiterhin aktuell, sagt Hans-Jörg Naumer. Sie müssen lediglich an die neuen Bedingungen angepasst werden. Hier plädiert der Leiter Kapitalmarktanalyse von Allianz Global Investors für die Rückbesinnung auf ein seiner Meinung nach bewährtes Konzept.
Wer auch in Zukunft eine freie und gerechte Gesellschaft und Wohlstand will, muss sich an den Prinzipien der damals formulierten und dann in der Folge weiter ausformulierten Ordnungspolitik orientieren und für die Bedürfnisse der Plattformökonomie und der Industrie 4.0 fortentwickeln. Es geht also um eine „Soziale Marktwirtschaft 2.0“ entlang der damals wie heute gültigen Eckpunkte:
Privateigentum fördern - Teilhabe sichern: Wer gerechte Teilhabe will, muss die Beteiligung an den volkswirtschaftlichen Chancen wie an den Risiken wollen. Bloße Umverteilung unterdrückt Leistungsanreize. Wer weniger Ungleichheit will, muss die Beteiligung an der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Wer auch in Zukunft eine freie und gerechte Gesellschaft und Wohlstand will, muss sich an den Prinzipien der damals formulierten und dann in der Folge weiter ausformulierten Ordnungspolitik orientieren und für die Bedürfnisse der Plattformökonomie und der Industrie 4.0 fortentwickeln. Es geht also um eine „Soziale Marktwirtschaft 2.0“ entlang der damals wie heute gültigen Eckpunkte:
Privateigentum fördern - Teilhabe sichern: Wer gerechte Teilhabe will, muss die Beteiligung an den volkswirtschaftlichen Chancen wie an den Risiken wollen. Bloße Umverteilung unterdrückt Leistungsanreize. Wer weniger Ungleichheit will, muss die Beteiligung an der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung in der Breite fördern. Das geht nur über die Förderung von Eigentum und damit des Vermögensaufbaus.
Wettbewerb ist nicht nur „das genialste Entmachtungsinstrument“ (Franz Böhm), das die niedrigsten Preise und den effizientesten Umgang mit knappen Ressourcen sichert, sondern auch ein Entdeckungsverfahren für Innovationen. Kurzum: Wettbewerb ist der Treiber des Wohlstands. Damit wird aber auch klar: „Globalisierung“ ist nichts anderes als weltweiter Wettbewerb. Globalisierung benötigt aber einen Ordnungsrahmen (nicht Zollmauern und Handelsschranken, wie sie heute so gerne diskutiert werden), der die Fairness des Wettbewerbs sichert und für den sozialen Ausgleich zwischen Gewinnern und Verlierern auf der individuellen Ebene sorgt. Es geht um gerechte Teilhabe an den Früchten des Erfolgs.
Was aber wären Privateigentum und Wettbewerb ohne stabiles Geld? Bei der aktuellen Preisentwicklung in der Eurozone und den großen Industriestaaten mag dies kaum ein Thema sein, es muss aber im Kontext der Geldpolitik gesehen werden, die weiterhin im Krisenmodus verharrt. Negativzinsen und Anleihekaufprogramme verzerren den Preis des Geldes – die Zinsen – und fördern die Fehlinvestition von Kapital. Es kommt zu Investitionen, die nur aufgrund der niedrigen Zinsen getätigt werden, die sich aber sonst nicht tragen würden.
Wer Fehlinvestitionen und negative Verteilungswirkungen vermeiden will, muss sich dafür einsetzen, dass sich die Geldpolitik wieder auf ihr Primärziel, die Geldwertstabilität, konzentriert, gerade damit die Zentralbank unabhängig bleibt. In Zeiten von Negativrenditen und aufgeblähten Zentralbankbilanzen infolge des „Quantitative Easing“ ist diese Maßgabe besonders aktuell.
Ob Verteilungs- oder Globalisierungsdebatte, ob Netzökonomie oder Geldpolitik – die Freiburger Denkschrift und in der Fortfolge die Soziale Marktwirtschaft weisen den Weg in die Zukunft. Es geht um eine Soziale Marktwirtschaft 2.0.
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