Volkswirte Henning Vöpel und Jörn Quitzau
Zwischenruf zur Reform des Profifußballs
Aktualisiert am 03.03.2021 - 14:16 Uhr
Henning Vöpel, Direktor und Geschäftsführer des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) Foto: HWWI
Die Bereitschaft für Reformen scheint angesichts der zum Teil existenzbedrohenden Krise des deutschen Fußballs aktuell hoch zu sein. Henning Vöpel, Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), und Jörn Quitzau, leitender Volkswirt bei der Berenberg Bank in Hamburg, präsentieren ihre Reformideen.
Zahlreiche Rufe nach tiefgreifenden Reformen im Profifußball sind unter dem Eindruck der Corona-Krise laut geworden. Die DFL beabsichtigt, eine Taskforce „Zukunft Profifußball“ einzurichten.
Typischerweise ist das Verlangen nach Veränderung in Notlagen besonders stark ausgeprägt. Doch nicht alles, was in der Not vielversprechend und realistisch erscheint, ist auch zielführend. Deshalb ist es zwar wichtig, das Momentum der Krise für Denkanstöße zu nutzen, aber die Besonderheiten des Fußballsports und die daraus resultierende Fehlentwicklungen dennoch nüchtern und ohne Zeitdruck zu analysieren.
Letztlich geht es darum, auch neben dem Platz die richtigen Spielregeln für einen fairen,...
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Zahlreiche Rufe nach tiefgreifenden Reformen im Profifußball sind unter dem Eindruck der Corona-Krise laut geworden. Die DFL beabsichtigt, eine Taskforce „Zukunft Profifußball“ einzurichten.
Typischerweise ist das Verlangen nach Veränderung in Notlagen besonders stark ausgeprägt. Doch nicht alles, was in der Not vielversprechend und realistisch erscheint, ist auch zielführend. Deshalb ist es zwar wichtig, das Momentum der Krise für Denkanstöße zu nutzen, aber die Besonderheiten des Fußballsports und die daraus resultierende Fehlentwicklungen dennoch nüchtern und ohne Zeitdruck zu analysieren.
Letztlich geht es darum, auch neben dem Platz die richtigen Spielregeln für einen fairen, aber nicht ruinösen Wettbewerb zwischen den Klubs zu finden. Da die Klubs aller nationalen Ligen in Europa miteinander im Wettbewerb stehen, sind idealerweise europäische Lösungen anzustreben.
Absicherung gegen Systemkrise
Die Corona-Pandemie hat den Profifußball auf dem falschen Fuß erwischt. Anders als während der globalen Finanzkrise 2008/2009 – als der Fußball die Wirtschaftskrise nahezu unbeschadet überstanden hat – gehört der Fußball diesmal zu den besonders stark betroffenen Branchen. Aufgrund der mit der Zwangspause und den Geisterspielen verbundenen Einnahmeausfälle haben Spieler auf Teile ihrer Gehälter verzichtet und damit einen Teil der finanziellen Einbußen ihrer Arbeitgeber abgefedert.
Einige Klubs waren oder sind dennoch in großen Schwierigkeiten. Der FC Schalke hat für einen Kredit eine Landesbürgschaft beantragen müssen und diese inzwischen auch zugesagt bekommen. Der Vorschlag, die 50+1-Regel aufzuweichen oder abzuschaffen und dadurch die Klubs für Investoren zu öffnen, ist kritisch zu sehen. Erstens sind in einer Notsituation wohl kaum angemessene Preise für die Anteile zu erzielen und zweitens würden damit die finanziellen Anreizstrukturen inkl. Investitionswettläufen im Profifußball verfestigt.
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