Credit-Suisse-Anlagechef Burkhard Varnholt über die Aktien-Hausse
Können Bullen fliegen?
Burkhard Varnholt, Anlagechef der Credit Suisse (Schweiz) Foto: Credit Suisse (Schweiz)
Bullen können nicht fliegen, das weiss jedes Kind. Oder eben doch? 2009 hob der Aktien-Bullenmarkt ab und seitdem fliegt und fliegt er – wie lange noch? Das fragen sich viele Anleger. Auch im amerikanischen Jackson Hole haben sich die Chefs der weltgrössten Notenbanken diese Frage gestellt.
Anleger sind derzeit ungewöhnlich verunsichert – auch wenn die Fakten weder für eine Rezession noch für eine Inflationswende sprechen. Man kann die aktuelle Stimmung sehr gut am Ausschlag unseres globalen Credit Suisse Risikoaversions-Index ablesen. Weil derartige Niveaus in der Vergangenheit regelmässig gute Kaufgelegenheiten darstellten, nehmen wir eine Standortbestimmung vor.
Abbildung 2: Anleger sind aktuell extrem risikoavers
CS GES Globaler Risikoappetit Index < 0 = Risikoaversion
Was Haussen antreibt
Haussen beziehen ihre Energie meist aus zwei Quellen. Erstens: Gewinnwachstum. Zweitens: Sie nähren sich aus jener...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Anleger sind derzeit ungewöhnlich verunsichert – auch wenn die Fakten weder für eine Rezession noch für eine Inflationswende sprechen. Man kann die aktuelle Stimmung sehr gut am Ausschlag unseres globalen Credit Suisse Risikoaversions-Index ablesen. Weil derartige Niveaus in der Vergangenheit regelmässig gute Kaufgelegenheiten darstellten, nehmen wir eine Standortbestimmung vor.
Abbildung 2: Anleger sind aktuell extrem risikoavers
CS GES Globaler Risikoappetit Index < 0 = Risikoaversion
Was Haussen antreibt
Haussen beziehen ihre Energie meist aus zwei Quellen. Erstens: Gewinnwachstum. Zweitens: Sie nähren sich aus jener sprichwörtlichen «Mauer der Skepsis». Das ist eine Metapher für Kapital, das Anlagen sucht, sich aber skeptisch zurückhält. Diese Reserviertheit liefert Liquidität und sorgt für steigende Bewertungen.
Zur Orientierung: Seit 2009 wuchsen die Unternehmensgewinne im S&P 500 um +370 %, dieses Jahr allein um +26 %. Auch im SMI konnten sie sich mehr als verdoppeln. Kein Wunder, dass auch die meisten Aktienmärkte sich seitdem mehr als verdoppelten. Und obwohl die Gewinndynamik unverändert intakt ist, agieren Investoren nicht annähernd so euphorisch wie im Jahr 2000. Auch die Inflation wird weltweit vom Druck des Wettbewerbes tief gehalten. Sie verbirgt sich zumeist in Produzentenpreisen und springt nur selten auf Konsumenten über. Unsere Geldpolitik ist seit Jahren ein starker Anker für Stabilität. Wer anderes behauptet, müsste schon gute Gründe dafür liefern. Die Fiskalpolitik unterstützt – vor allem in den USA und in China – das Wachstum, und global fördert und fordert der Technologiezyklus zahlreiche Unternehmensinvestitionen. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Wir erleben einen soliden, positiven Konjunkturzyklus.
Hier einige Charts, die vielleicht mehr sagen als viele Worte:
Nie waren Umsätze höher
Im letzten Quartal erreichten die Unternehmensumsätze weltweit neue Höchststände. Es ist also wenig überraschend, dass viele Börsen ihre frühsommerliche Schwäche überwinden.
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