Carsten Klude
Wie man sich in einem Abschwung richtig verhält
Carsten Klude ist Chefvolkswirt bei der Bank M.M. Warburg. Foto: M.M. Warburg
Die Konjunktur wackelt, Anleger sollten hier und da in Deckung gehen. Nur wie? M.M.-Warburg-Chefvolkswirt Carsten Klude nimmt die Situation auseinander und gibt Tipps, wie man am besten durch mögliche Schwächephasen kommt.
Aus diesem Grund haben wir überlegt, ob es nicht eine andere Möglichkeit geben könnte, sich diesem Thema zu nähern. Dabei sind wir im eigenen Haus fündig geworden – bei einer träge modellierten Variante unseres Konjunkturzyklusmodells. In dieser Variante wird eine besonders hohe Anzahl global konjunkturrelevanter Zeitreihen auf eine sehr robuste Weise ausgewertet und zu einem Index verkettet. Das Modell schwankt tendenziell zwischen minus Eins und plus Eins, kann aber in Extremphasen über diese Werte hinausschießen. Das Modell ist so konstruiert, dass Werte um die Null mit einer global konjunkturneutralen Situation kompatibel sind.
Träge modelliertes M.M.-Warburg-Konjunkturmodell
Da...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Aus diesem Grund haben wir überlegt, ob es nicht eine andere Möglichkeit geben könnte, sich diesem Thema zu nähern. Dabei sind wir im eigenen Haus fündig geworden – bei einer träge modellierten Variante unseres Konjunkturzyklusmodells. In dieser Variante wird eine besonders hohe Anzahl global konjunkturrelevanter Zeitreihen auf eine sehr robuste Weise ausgewertet und zu einem Index verkettet. Das Modell schwankt tendenziell zwischen minus Eins und plus Eins, kann aber in Extremphasen über diese Werte hinausschießen. Das Modell ist so konstruiert, dass Werte um die Null mit einer global konjunkturneutralen Situation kompatibel sind.
Träge modelliertes M.M.-Warburg-Konjunkturmodell
Da das Modell durch die hohe Anzahl der verwendeten Zeitreihen kaum kurzfristigen Schwankungen unterliegt und im Verlauf einer Sinuskurve ähnelt, kann das Modell fast idealtypisch genutzt werden, um daran eine Aufteilung in Konjunkturphasen vorzunehmen. Wir haben dies wie folgt gemacht: Phasen, in denen der Indikator über Null liegt und steigt haben wir einem Boom zugeordnet. Fallende Phasen mit positivem Vorzeichen werten wir als Abschwung, fallende Phasen mit negativem Vorzeichen als Rezession. Steigende Phasen mit negativem Vorzeichen sind dann folgerichtig ein Aufschwung.
Diesen Phasen lässt sich jetzt die Wertentwicklung von Sektoren zuordnen. Dabei sind wir wie folgt vorgegangen. Wir haben auf monatlicher Basis die Performance von 18 STOXX-Sektoren bestimmt und davon den Mittelwert errechnet. In einem zweiten Schritt haben wir die monatliche Wertentwicklung eines jeden Sektors relativ zum Durchschnitt aller Sektoren bestimmt. Für diese relativen Monatsrenditen auf Sektorbasis haben wir anschließend für jede Konjunkturphase den Mittelwert über den Zeitraum von 2008 bis 2019 berechnet. Die so erhaltene konjunkturphasenspezifische relative Performance haben wir in eine Rangreihenfolge gebracht. Das Ergebnis kann der folgenden Tabelle entnommen werden.
Das Ergebnis ist fast schon so lehrbuchmäßig und idealtypisch, dass man es kaum glauben mag: Im Aufschwung sollte man vor allem Grundstoffe, Bauwerte und Autoaktien halten, im Boom ebenfalls Autos, aber auch Finanzdienstleister und Chemiewerte. Im Abschwung weisen defensive Titel wie Pharmawerte sowie Telekom-Aktien und Nahrungsmittel die beste Wertentwicklung auf. In der Rezession sollte man ebenfalls auf Nahrungsmittelwerte, aber auch auf persönliche Haushaltsgüter und Versicherungsaktien setzen. Die resultierende Outperformance kann dabei durchaus einen halben Prozentpunkt und mehr pro Monat betragen. Aktuell befindet sich unser Modell im Abschwungmodus und ist kurz vor Erreichen des Rezessionssegmentes. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass man sich auch für diese Phase mit der entsprechenden Sektorallokation gut wappnen kann.
Über den Autor