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Volkswirte über die Zukunft der Euro-Zone „Die EZB-Leitzinssenkung gibt dem Euro Auftrieb“

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Leitzinssenkung könnte den Euro aufwerten


Auch Michael Hünseler, Leiter Credit Portfolio Management bei Assenagon, begrüßt die Leitzinssenkung. Trotzdem warnt er Anleger davor, Zinsrisiken einzugehen. Er erklärt, in welchen Marktsegmenten Anleger stattdessen gute Erträge erzielen können und warum die Leitzinssenkung das Gegenteil von der beabsichtigten Abwertung des Euros erreichen könnte.

„Die jüngsten europäischen Konjunkturdaten sind eher enttäuschend ausgefallen, und es ist immer wieder die Rede von einem möglichen verlorenen Jahrzehnt in Europa.  Das alarmiert Mario Draghi. Insofern wollte er offenbar ein Zeichen setzen, dass er keinen weiteren Preisrückgang dulden wird.

Der Fokus der EZB dürfte in diesem Zusammenhang auf dem ABS-Kaufprogramm liegen. Aber vermutlich erscheint es ihr noch zu früh, Details dazu bekannt zu geben. In der Zwischenzeit erschien ihr
die heutige Zinssenkung um zehn Basispunkte offenbar als sinnvolle Lösung.
 
Ein ABS-Kaufprogramm im Volumen von 500 Milliarden Euro erscheint ziemlich groß angelegt – vor allem angesichts der Tatsache, dass die Emissionstätigkeit in letzter Zeit eher verhalten war. Entscheidend wird sein, wie viel Risiko die EZB tatsächlich auf ihr Buch nimmt. Denn für
die Banken dürfte es mitunter deutlich günstiger sein, sich im Rahmen des TLTRO Liquidität zu beschaffen anstatt durch den Verkauf von ABS.
 
Auch wenn der Markt mit anhaltend niedrigen Zinsen in Europa rechnet, erscheint es nicht angeraten, Zinsrisiken einzugehen. Aber es gibt noch immer Marktsegmente, die attraktive Risikoprämien bieten. Dazu gehören Hochzinsanleihen, unter anderem angesichts ihrer niedrigen Ausfallraten.
 
Es besteht ein Interesse daran, den Euro zu drücken. Das Dilemma ist nur: Immer dann, wenn die EZB die Märkte so wie heute positiv überrascht, ermuntert sie dadurch ausländische Investoren – und das gibt dem Euro Auftrieb.“