Thorsten Polleit über den Währungswettbewerb
„Die Welt leidet unter Fiat-Geld“
Aktualisiert am 04.09.2018 - 16:28 Uhr
Thorsten Polleit ist Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel Foto: Degussa Goldhandel
Schon heute ist das Fiat-Geld ein Verlustgeschäft für die, die ihm ihre Ersparnisse anvertrauen, und die Verluste werden ganz sicher zunehmen, wenn der Währungswettbewerb an Fahrt gewinnt.
Lösungen
Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,
ökonomische und ethische Überlegungen führen uns zur Schlussfolgerung: Das Fiat-Geld ist schlechtes Geld. Ein staatliches Fiat-Geld ist eine akute Bedrohung für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.
Man kann daher sagen: Die Welt leidet unter Fiat-Geld. Doch welche Alternative gibt es denn zum Fiat-Geld? Und wie kann das gelingen?
Friedrich August von Hayek (1899 – 1992) erinnert uns daran, dass das Geld in den Händen des Staates nicht gut aufgehoben ist, und er plädiert für einen freien Markt für Geld, also für ein „natürliches Geld“:
„Die Geschichte staatlichen Umgangs mit Geld ist, mit Ausnahme...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,
ökonomische und ethische Überlegungen führen uns zur Schlussfolgerung: Das Fiat-Geld ist schlechtes Geld. Ein staatliches Fiat-Geld ist eine akute Bedrohung für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.
Man kann daher sagen: Die Welt leidet unter Fiat-Geld. Doch welche Alternative gibt es denn zum Fiat-Geld? Und wie kann das gelingen?
Friedrich August von Hayek (1899 – 1992) erinnert uns daran, dass das Geld in den Händen des Staates nicht gut aufgehoben ist, und er plädiert für einen freien Markt für Geld, also für ein „natürliches Geld“:
„Die Geschichte staatlichen Umgangs mit Geld ist, mit Ausnahme einiger kurzer glücklicher Perioden, eine Geschichte von unablässigem Lug und Trug. In dieser Hinsicht haben sich Regierungen als weit unmoralischer erwiesen, als es je eine privatrechtliche Körperschaft hätte sein können, die im Wettbewerb mit anderen eine eigene Art von Geld auf den Markt bringt.”
Gutes Geld, so Hayek, entsteht im freien Markt, und zwar durch die freie Nachfrage nach und das freie Angebot von Geld.
Ein freier Markt für Geld funktioniert wie jeder andere Markt auch: genauso wie die Märkte für Sportschuhe, Urlaubsreisen, Bücher, Unterhaltungselektronik – durch die ja bekanntlich die Kundenwünsche bestmöglich bedient werden.
In einem freien Markt für Geld bildet sich gutes Geld heraus: Die Geldnachfrager wählen nämlich das Gut als Geld, das ihren Anforderungen und Wünschen am besten erfüllt; schlechtes Geld fragen sie nicht nach.
Doch wie kann ein freier Markt für Geld entstehen? Im Grunde ist das ganz einfach: Um einen freien Markt für Geld zu schaffen, müssen beispielsweise die Zahlkraftgesetze und die steuerliche Benachteiligung von Gütern, die zu Zahlungszwecken verwendet werden können, abgeschafft werden.
Doch gerade das mag ja kein Staat, werden Sie nun entgegnen! Und damit haben Sie grundsätzlich Recht.
Wenn es aber Wettbewerb zwischen Staaten um internationales Kapital und Talente gibt, wenn die Staaten nicht im Gleichschritt marschieren, sondern im internationalen Standortwettbewerb stehen, ändert sich das Bild.
Unter diesen Bedingungen kann es für ein Land durchaus sinnvoll sein, alternative Zahlungsmittel zuzulassen und sich dadurch einen internationalen Standortvorteil zu verschaffen.
Ich möchte an dieser Stelle unsere Vorstellungskraft nicht überstrapazieren, sondern nur darauf hinweisen, dass die Bedingungen für die Möglichkeit, dass ein freies Marktgeld spontan entsteht, nicht unerreichbar sind, wenn zwei Hürden überwunden werden.
(1) Die erste Hürde ist ein Erkenntnis- und Aufklärungsproblem: Das Wissen um die schädlichen Folgen des Fiat-Geldes ist bei den Betroffenen in der Regel immer noch nicht allzu groß.
Ein Grund ist, dass die moderne Volkswirtschaftslehre keinen Anstoß am Fiat-Geldsystem nimmt. Sie problematisiert nicht die ökonomischen und ethischen Folgen des Fiat-Geldes.
Namhafte Ökonomen empfehlen beispielsweise unverdrossen, den Euro zu retten mit neuen Regeln, Gesetzen, Garantien, einem Europäischen Währungsfonds oder einer Bankenunion – obwohl das nur an den Symptomen der Missstände herumkuriert, die Ursachen aber unangetastet bleiben.
Man muss sich in der Tat fragen, ob die vielen „Hauptstrom”-Ökonomen tatsächlich nicht um die Fiat-Geld-Problematik wissen, oder ob sie sie sehr wohl kennen, sich aber scheuen, Ross und Reiter zu nennen, um bei der Politik nicht in Missgunst zu geraten und ihre Karriere zu gefährden.
Doch im Zeitalter des Internets, der Social Media bestehen mittlerweile sehr gute Chancen, das Erkenntnis- und Aufklärungsproblem zu lösen: Viele Menschen lassen sich auf diese Weise aufklären über die Defekte des Fiat-Geldes und die Möglichkeiten, es durch gutes Geld zu ersetzen.
(2) Die zweite Hürde ist das Eigennutzproblem. Natürlich halten viele Menschen am Status quo fest – weil sie sich vom Fiat-Geldsystem als begünstigt ansehen, oder weil sie die Vorteile, die ein Wechsel zum freien Marktgeld bringen würde, nicht abschätzen können.
Ob sich das Eigennutzproblem politisch lösen lässt, ist fraglich – und das gilt gerade für Volkswirtschaften, in denen der Staat bereits eine große Rolle im Wirtschafts- und Gesellschaftsleben spielt.
Was es braucht, ist zumindest ein erfolgreiches Referenzprojekt, ein Zahlungsmittel mit einem praktikablen Zahlungsabwicklungssystem, das die Geldverwender als attraktive Alternative zum Fiat-Geld erblicken – weil es zum Beispiel schneller, sicherer und billiger ist.
Der Markt bringt bereits solche Angebote hervor. Stichworte sind hier die Blockchain, Cybereinheiten wie Bitcoin & Co sowie goldgedeckte Spar- und Zahlungssysteme.
Derartige Angebote lenken die Geldnachfrage um, vom Fiat-Geld weg, hin zum freien Marktgeld. Das würde anfänglich vermutlich mit Kleinzahlungen beginnen, aber auch das Motiv, die Ersparnisse nicht mehr dem Fiat-Geld anzuvertrauen, sondern auf zum Beispiel Gold und Silber oder auch auf Aktien zu setzen, senkt die Fiat-Geldnachfrage zu Gunsten der Nachfrage nach dem besseren Geld.
Nach und nach kann sich dann auch ein Kredit- und Kapitalmarkt in der neuen Währung herausbilden. Damit wird das Fiat-Geld „diszipliniert”, möglicherweise auch schrittweise aus dem Markt gedrängt.
Würde man einen freien Markt für Geld zulassen – hier und jetzt in Europa oder in der gesamten Welt –, so wäre meine Vermutung, dass sehr rasch, vielleicht schon binnen weniger Tage oder Stunden, das Gold – in Form eines digitalen Goldgeldes – zum Grundgeld des monetären Systems gewählt würde.
Wie gesagt, eine persönliche Spekulation, die allerdings auf zeitlose geldtheoretische Überlegungen zurückgreift, und die in einem Zitat von Ludwig von Mises ihre Grundlage finden:
„Man hat an der Goldwährung manches auszusetzen gewusst; man hat ihr den Vorwurf gemacht, dass sie nicht vollkommen sei. Doch niemand weiss anzugeben, wie man an Stelle der Goldwährung Vollkommeneres und Besseres setzen könnte.“
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