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in FinanzberatungLesedauer: 6 Minuten

Vom Bankberater zum unabhängigen Vermögensverwalter

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Der Wechsel zu einer anderen Großbank gilt vielen unzufriedenen Private Bankern deshalb als wenig attraktiv. Besonders wahrgenommen werden indes Vermögensverwalter wie etwa Flossbach von Storch, die innerhalb weniger Jahre ihr verwaltetes Vermögen auf rund fünf Milliarden Euro mehr als verdoppelt haben, ein ungetrübtes Renommee aufweisen und für eine produktunabhängige und ganzheitliche Beratung stehen. „Ab einer bestimmten Größe werden unabhängige Vermögensverwalter für Top-Berater aus den Banken attraktiv“, sekundiert Udo Schindler von der KSW Vermögensverwaltung, der ebenfalls den unbelasteten Image-Faktor als großes Plus sieht. „Das Gehalt steht als Wechselmotiv dabei nicht an erster Stelle – wichtig ist, die Bestätigung für die eigene Leistung unabhängig von Bonustöpfen und Produktverkauf zu erhalten und über mehr Freiräume in der Betreuung der Kunden zu verfügen“, betont Schindler.

Und: „Gesucht wird ein menschlich wie fachlich einwandfreies Umfeld, in dem der Berater wieder einen guten Job machen kann und vor allem auch wieder Spaß an der Arbeit hat“, ergänzt Michael Reuss von Huber Reuss & Kollegen.
Der Zukauf von Assets führt nicht zum Erfolg

Die Vermögensverwalter gehen dabei den Weg organischen Wachstums und weisen eine Personalfluktuation nahe null auf. Sich Assets zu kaufen funktioniert nicht nachhaltig, weiß Vermögensverwalter Reuss und nennt ein abschreckendes Beispiel: „Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich viele Schweizer Banken vor einigen Jahren mit Gewalt Assets zulegen wollten und sehr hohe Fixgehälter bezahlt haben – jetzt ist die Abwanderung dort extrem hoch, da weder beim Berater noch bei der Bank die Erwartungen erfüllt werden konnten.“

Offizielle Statistiken über den Wechsel vom Banken- in den freien Beraterbereich gibt es nicht. Die V-Bank hat jedoch eine Hochrechnung aufgestellt, die auf der eigenen Geschäftsentwicklung in Verbindung mit ihrer hohen Marktdurchdringung beruht. Das Institut schaltet regelmäßig Imageanzeigen für die freien Vermögensverwalter und erhält Anfragen der unzufriedenen Banker. Ausgehend von ihrer Marktdurchdringung
schätzt die V-Bank, dass 2011 in Deutschland rund 350 Top-Private-Banker, einige davon mit verwaltetem Vermögen im achtstelligen Bereich, ihren Instituten den Rücken gekehrt haben.

Wie kommen die Hochkaräter von der Bank zur neuen Wirkungsstätte? Headhunter scheinen nach Befragung mehrerer Vermögensverwalter bislang keine große Rolle zu spielen. Diese arbeiten meist für den sehr viel größeren Markt der Banken. Einen Top-Berater in die Selbstständigkeit zu begleiten, hieße, einen potenziellen Vermittlungskandidaten zu verlieren. Service-Dienstleister wie Hauck & Aufhäuser, Hansainvest oder Kontaktvermittler wie die V-Bank bieten hingegen angehenden Vermögensverwaltern gern ihre Unterstützung an.

Aus Sicht der Vermögensverwalter stammen neue Kollegen meist aus den Banken und aus dem freien Finanzvertrieb, selten direkt von anderen Vermögensverwaltern. Die Empfehlung gilt dabei als das A und O. „Unsere Partner und intern eingebundene Personalberater empfehlen uns weiter, daher verzichten wir auf teure externe Personaldienstleister“, sagt Tobias Eckl vom Beraternetzwerk Vermögensberatung Select (VB Select), einem Zusammenschluss selbstständiger Berater aus dem Versicherungs- und Bankenbereich. Zufriedene Berater aus anderen Systemen werden nicht aktiv abgeworben.
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