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BlackRock zu Geldanlage 2022 „Von der hohen Inflation dürften wir zügig herunterkommen“

Rotorblätter warten auf ihre Verschiffung
Rotorblätter warten auf ihre Verschiffung: Ob Windräder, Solaranlagen oder Leitungstechnologie – Anlegern bieten sich große Chancen. | Foto: Imago Images / VCG
Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie
für Deutschland, Österreich, die Schweiz
und Osteuropa bei BlackRock

Omikron verbreitet sich derzeit rasch. Es kommen aber ermutigende Signale aus Ländern, die im Hinblick auf die Ansteckungen weiter sind als Europa und einen schlechteren Impfstatus, dafür aber viele Genesene haben.

Die Inzidenz liegt in Deutschland bei rund 840, hier nimmt die Ansteckungsrate einen milden Verlauf im Vergleich zu Frankreich (wo die Inzidenz bei 4.900 liegt) und Großbritannien (mit einem Wert von 925 bei niedrigen Hospitalisierungsraten).

Mit Blick auf 2022 sind wir daher durchaus optimistisch. Interessant dabei: Wir sind Zeuge eines neuen Marktregimes; die globale Konjunkturentwicklung ist mitten in einem Neustart. Es handelt sich allerdings um keine typische Makroerholung nach einer konventionellen Konjunkturkrise. Dieser Umstand beeinflusst, wie sich Angebot und Nachfrage entwickeln. Bis 2019 war die globale Wirtschaft extrem synchronisiert, doch in der seither stark entschleunigten Konjunktur sind die Logistikketten gerissen. Mit einer „Policy Revolution“ im Hinblick auf die Geld- und Fiskalpolitik haben die Regierungen in einem Maß gegengesteuert, wie wir es noch nie gesehen haben. Das hat die Märkte in den vergangenen beiden Jahren stark geprägt.

Je nach Wirtschaftsraum haben wir regionale Unterschiede bei den Unterstützungsmaßnahmen gesehen – dementsprechend beobachten wir jetzt unterschiedliche wirtschaftspolitische Verläufe. Am prominentesten ist das Beispiel der US-Notenbank: Sie vollzieht jetzt den Strategieschwenk in ihrer Geldpolitik, den aufmerksame Beobachter bereits aus den Andeutungen auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole im Herbst herauslesen konnten.

Inflation verfestigt sich

Die Unsicherheit vieler Marktteilnehmer nimmt derweil deutlich zu, wodurch die Volatilität an den Märkten steigt. Wir gehen davon aus, dass sich in den USA die Zinsen bald leicht von ihren Tiefstständen lösen werden: Innerhalb der vergangenen vier oder sechs Wochen hat das Lager derjenigen, die nur eine vorübergehende Inflation sehen wollten, darunter auch die US-Notenbank, das Handtuch geworfen.

Die Europäische Zentralbank hingegen beharrt weiterhin auf einem vorübergehenden Charakter der Teuerung. Wir erwarten daher am Ende des Jahres im Hinblick auf die Inflation eine 2 vor dem Komma in Europa, in den USA dürfte es eine 3 sein; nicht zuletzt, weil die USA mit einer bereits höheren Inflation in die Pandemie gegangen waren.

Es ist wahrscheinlich, dass wir von den derzeit enorm hohen Inflationswerten zügig herunterkommen. Der Hintergrund: In der Pandemie waren Ölpreise und Energiepreise sehr niedrig. Inzwischen machen sich deren gestiegene Notierungen in den Warenkörben bemerkbar. Es ist zu erwarten, dass sich die Probleme in den Lieferketten auflösen und die Preise wieder nach unten gehen. Viele Verbraucher können die höheren Preise wegen der hohen Corona-Ersparnisse locker berappen, doch das wird in Zukunft nicht haltbar sein. Der starke Nachfrage-Schwall, den wir derzeit sehen, wird zurückgehen.

Disinflationäre Tendenzen bleiben nicht aus

Auf der anderen Seite bleiben strukturelle Effekte bestehen: Aufgrund der Transformation hin zu erneuerbaren Energien werden wir weiterhin einen Aufwärtstrend bei den Energiepreisen sehen. Doch wenn Energie teuer ist müssen die Verbraucher etwa beim Kauf von Schuhen, bei der Urlaubsreise oder beim Erwerb eines Autos knapsen – daher wirkt der Energiepreisanstieg disflationär.