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Von Koks zu Kohle: Finanzexpertin will Ex-Drogendealer als Investmentbanker

Lesedauer: 2 Minuten
John ist Anfang 30, verheiratet, hat Kinder. Er arbeitet in einer Investmentbank, wo er bis zu 100.000 britische Pfund im Monat verdient. Doch ganz reibungslos verlief seine Karriere nicht: Bevor er zur Bank wechselte, verkaufte John Kokain, Heroin und Crack im Londoner West End. So viel wie bei der Bank verdiente John dort allerdings nicht: Für eine Sieben-Tage-Woche sprangen gerade einmal 550.000 Pfund jährlich – und zwei Gefängnisaufenthalte – für ihn raus. Seine Geschichte erzählte John der Londoner Zeitung “Evening Standard“. Seinen richtigen Namen sowie den Namen seiner Bank nannte der Investmentbanker mit krimineller Vorgeschichte nicht.

Wenn es nach Simone Haynes ginge, wäre John kein Einzelfall. Die ehemalige Barclays-Bankerin und derzeit Leiter einer gemeinnützigen Stiftung arbeitet mit jungen Straftätern und versucht, sie weiterzubilden und in reguläre – gut bezahlte – Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln. „Denn welchen Anreiz haben Ex-Drogendealer, einen schlechtbezahlten Job anzunehmen, wenn sie sich bereits an die Verdienstmöglichkeiten im kriminellen Milieu gewöhnt haben?“ fragt sie.

Investmentbanking hingegen ist nach Haynes‘ Auffassung genau der richtige Beruf für Ex-Drogenhändler. Denn die Arbeit sei ähnlich: Management. Nur managten die einen ein Portfolio aus Wertpapieren und Finanzinstrumenten, die anderen eben illegale Substanzen. Kenntnisse in Marketing und Vertrieb seien in beiden Jobs von existenzieller Bedeutung.

Darüber hinaus sei die Vergütungshierarchie von Investmentbanken, die einer Pyramide mit breiter Basis und schmaler Spitze ähnelt, mit der Bezahlung von Gangs im Drogenmilieu vergleichbar. Auch das Ansehen, das einem Banker, der eine hohe Position in einem bekannten Finanzunternehmen hat, sei mit dem Respekt anderer Krimineller vor einem ranghohen Gangmitglied vergleichbar. 
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