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Von passiv bis aktiv Das gesamte Anlagespektrum nutzen

James Bateman, Multi-Asset-Experte bei Fidelity

Die Aktiv-versus-passiv-Debatte bewegt seit Jahren die Marktteilnehmer. Lange Zeit waren aktive Mandate das Non-plus-Ultra. Mit dem Vormarsch der ETF-Industrie hat die passive Seite jedoch deutlich an Boden gewonnen – auch unterstützt durch die lange Niedrigzinsphase und MiFID II, die die Produktkosten stärker ins Rampenlicht rücken. So stehen kostengünstigen Fonds auf Standardindizes, die mehr oder weniger genau die Marktperformance liefern, ausgeklügelte, aktiv gemanagte Strategien gegenüber, die oft merklich teurer sind, aber auch eine deutliche Outperformance anpeilen.

Auch passive Investments erfordern Aktion

Ganz außen auf der passiven Seite des Fondsmarkts (siehe Grafik) befinden sich Indexfonds – ob als börsennotierte Variante (ETF) oder als klassisches Modell –, die kapitalisierungsgewichtete Indizes abbilden. Fidelity weist jedoch darauf hin, dass selbst ein solches Investment nicht wirklich nur passiv ist. Denn schließlich müsse der Anleger zuerst über die Allokation entscheiden, also beispielsweise wie stark er in welche Region investieren will. Darüber hinaus habe er dann die Wahl zwischen mehreren Indizes. Der breite US-Markt könnte zum Beispiel über den S&P 500, den MSCI USA oder den Russell 1000 abgedeckt werden. Ebenso könnten taktische Wetten auf spezielle Sektoren-Indizes eingegangen werden. Hier sind überall aktive Entscheidungen erforderlich. „Das zeigt, wie irreführend die Begriffe aktiv und passiv sein können“, so Fidelity-Experte James Bateman.

Das Aktiv-Passiv-Spektrum:

                                                                                               Quelle: Fidelity International, Mai 2018

Smart-Beta-Produkte können Überrendite erzielen

Standardindizes, in denen die Unternehmen nach ihrer Marktkapitalisierung gewichtet sind, haben den Vorteil, dass sie einfach strukturiert und oft sehr liquide sind. Entsprechende Produkte können kostengünstig angeboten werden – aber eben immer nur die Marktrendite, das Beta, erzielen. Die im Aktiv-Passiv-Spektrum angrenzenden Smart-Beta-Produkte sollen demgegenüber ein optimiertes Risiko-Rendite-Profil bieten. „Smart-Beta-Produkte können ein Portfolio flexibler machen. Sie erleichtern es Anlegern, ihre jeweiligen individuellen Ziele mittels entsprechender Risikofaktoren wie zum Beispiel Wert, Qualität und Momentum anzustreben“, erklärt Bateman.

Alpha zu geringeren Kosten

Der nächste Bereich des Fondsmarkts in Richtung aktives Management sind quantitative Strategien, die aktives Research mit systematischen Marktsignalen kombinieren. Damit soll ein Alpha, also ein Mehrwert gegenüber dem Beta erzielt werden – allerdings mit geringeren Kosten als bei einem vollumfänglich aktiven Management. Nach Ansicht von Fidelity lassen sich damit maßgeschneiderte Kundenportfolios realisieren, die zunehmend auch psychologische Aspekte einbeziehen, während früher quantitative Ansätze für die Titelauswahl und Portfoliogewichtung vorrangig große Mengen strukturierter Daten nutzten. „Diese psychologischen Aspekte sollen berücksichtigen, dass die Entscheidungsfindung des Menschen unvollkommen ist und sie – so die Hoffnung – verbessern“, erläutert Bateman.

Hierzu ein Beispiel: Fondsmanager versuchen mit ihrer Arbeit, die bei Anlegern oft ausgeprägten Verlustängste zu mindern. Dazu werden mithilfe des aktiven Research zunächst Wertpapiere für ein Portfolio ausgewählt, das dann systematisch nach Regeln verwaltet wird, die der Neigung entgegenwirken sollen, zu lange an verlustreichen Positionen festzuhalten, wenn die Kurse sinken. Das Ergebnis ist ein aktienähnliches Renditeprofil mit verbessertem Schutz vor Verlusten.