Von Wallwitz über den Markt und die Machtfrage Warum der Traum der Investoren bald ausgeträumt sein könnte

Dr. Georg Graf von Wallwitz, Fondsmanager der Phaidros Funds und Geschäftsführer der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH
Politische Börsen haben kurze Beine, heißt es. Daran ist auch nicht zu rütteln, die Erfahrung hat es Spekulanten jeden Kalibers gelehrt. Politik betrifft einzelne Branchen meist sehr viel stärker als ganze Länder - wie etwa die deutschen Versorger, denen nach Fukushima das Geschäftsmodell abhanden gekommen ist. Der Austausch des Personals an der Spitze ist oft irrelevant.
Etwas anderes ist es, wenn sich die politische Landschaft verändert. Dann ist der Investor sehr wohl angehalten, sich genau mit der Frage zu befassen, was sich da verschiebt. Denn von der politischen Landschaft hängt der Wohlstand eines Landes in nicht geringem Maße ab.
In die Politik in der westlichen Welt ist nun eine Bewegung gekommen, die über die Frage der Frisur der Kandidaten hinausgeht. Die Wählerschaft ist unzufrieden geworden mit den alten Eliten und Parteien. Zäune und Grenzkontrollen erfreuen sich steigender Beliebtheit, der Ton zwischen den Völkern wird rauher, es bilden sich neue ungewohnte Allianzen. Kurz, die Machtfrage wird in anderen Kategorien gestellt, als wir es in der Nachkriegsordnung gewohnt waren.
Die verunsicherte Mittelschicht
Fragt man nach den ökonomischen Gründen der Situation (und blendet die mentalitätsgeschichtlichen einmal aus), so ergibt sich etwa folgendes Argument: Seit den 90er-Jahren geht es für die Mittelschicht in der westlichen Welt nicht mehr aufwärts. Real stagnieren die Löhne.
Andererseits gab es im Rest der Welt einen erheblichen Zuwachs an Wohlstand, sodass wir im Westen heute nicht mehr in der gewohnten Weise auf Chinesen, Inder, Türken et cetera herabschauen können. Und innerhalb des Westens ist der ganze Zugewinn an Wohlstand an eine dünne Elite, das so genannte „eine Prozent“ gegangen. Die Mittelschicht fühlt sich also von den Reichen abgehängt und muss Angst haben, von den Armen bald überholt zu werden.
Die Mittelschicht muss aber auch viele echte Sorgen aushalten, ihr Problem ist nicht nur der Neid auf die anderen. Beispielsweise bedeutet das extrem niedrige Zinsniveau, dass für die Altersvorsorge immer mehr zurückgelegt werden muss. Die Versprechen der staatlichen Rente werden ja nicht besser (wenn wir uns nicht auf Zuwanderung ungekannten Ausmaßes einlassen wollen).
Neue Technologien und die Firmen der New Economy
Die vergreisende Gesellschaft kann sich selbst immer weniger versorgen. Daraus ergibt sich auch einer der Gründe, warum der Konsum zu schleppend in Gang kommt. Obwohl den Bürgern durch die niedrigeren Ölpreise erheblich mehr von ihrem Einkommen zur Verfügung steht, können sie nicht mehr ausgeben: Sie müssen umso mehr sparen, je weniger es sich lohnt.
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Hinzu kommt eine erhebliche Verunsicherung durch neue Technologien, welche die typischen Jobs der Mittelschicht bedrohen. Es geht nicht mehr nur um Fließbandarbeiter und Taxifahrer, sondern nun auch um Buchhändler, Anwaltsgehilfen, Buchhalter, Journalisten, Fondsmanager.
Auf der einen Seite beunruhigen die neuen Technologien weite Teile der Bevölkerung, auf der anderen machen sie ein paar wenige Spieler sinnlos reich. WhatsApp etwa hat den alten Telekommunikationsgesellschaften mit ihren unzähligen Mitarbeitern das profitable Geschäft mit den SMS kaputt gemacht, selbst hatte die Firma aber nur circa 30 Mitarbeiter, als sie an Facebook für gut 20 Milliarden Dollar verkauft wurde. Einige glückliche Milliardäre stehen vielen arbeitslosen Postlern gegenüber. Die einen brauchen jetzt keinen Job mehr, die anderen werden nur sehr schwer einen finden.
Etwas anderes ist es, wenn sich die politische Landschaft verändert. Dann ist der Investor sehr wohl angehalten, sich genau mit der Frage zu befassen, was sich da verschiebt. Denn von der politischen Landschaft hängt der Wohlstand eines Landes in nicht geringem Maße ab.
In die Politik in der westlichen Welt ist nun eine Bewegung gekommen, die über die Frage der Frisur der Kandidaten hinausgeht. Die Wählerschaft ist unzufrieden geworden mit den alten Eliten und Parteien. Zäune und Grenzkontrollen erfreuen sich steigender Beliebtheit, der Ton zwischen den Völkern wird rauher, es bilden sich neue ungewohnte Allianzen. Kurz, die Machtfrage wird in anderen Kategorien gestellt, als wir es in der Nachkriegsordnung gewohnt waren.
Die verunsicherte Mittelschicht
Fragt man nach den ökonomischen Gründen der Situation (und blendet die mentalitätsgeschichtlichen einmal aus), so ergibt sich etwa folgendes Argument: Seit den 90er-Jahren geht es für die Mittelschicht in der westlichen Welt nicht mehr aufwärts. Real stagnieren die Löhne.
Andererseits gab es im Rest der Welt einen erheblichen Zuwachs an Wohlstand, sodass wir im Westen heute nicht mehr in der gewohnten Weise auf Chinesen, Inder, Türken et cetera herabschauen können. Und innerhalb des Westens ist der ganze Zugewinn an Wohlstand an eine dünne Elite, das so genannte „eine Prozent“ gegangen. Die Mittelschicht fühlt sich also von den Reichen abgehängt und muss Angst haben, von den Armen bald überholt zu werden.
Die Mittelschicht muss aber auch viele echte Sorgen aushalten, ihr Problem ist nicht nur der Neid auf die anderen. Beispielsweise bedeutet das extrem niedrige Zinsniveau, dass für die Altersvorsorge immer mehr zurückgelegt werden muss. Die Versprechen der staatlichen Rente werden ja nicht besser (wenn wir uns nicht auf Zuwanderung ungekannten Ausmaßes einlassen wollen).
Neue Technologien und die Firmen der New Economy
Die vergreisende Gesellschaft kann sich selbst immer weniger versorgen. Daraus ergibt sich auch einer der Gründe, warum der Konsum zu schleppend in Gang kommt. Obwohl den Bürgern durch die niedrigeren Ölpreise erheblich mehr von ihrem Einkommen zur Verfügung steht, können sie nicht mehr ausgeben: Sie müssen umso mehr sparen, je weniger es sich lohnt.
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Hinzu kommt eine erhebliche Verunsicherung durch neue Technologien, welche die typischen Jobs der Mittelschicht bedrohen. Es geht nicht mehr nur um Fließbandarbeiter und Taxifahrer, sondern nun auch um Buchhändler, Anwaltsgehilfen, Buchhalter, Journalisten, Fondsmanager.
Auf der einen Seite beunruhigen die neuen Technologien weite Teile der Bevölkerung, auf der anderen machen sie ein paar wenige Spieler sinnlos reich. WhatsApp etwa hat den alten Telekommunikationsgesellschaften mit ihren unzähligen Mitarbeitern das profitable Geschäft mit den SMS kaputt gemacht, selbst hatte die Firma aber nur circa 30 Mitarbeiter, als sie an Facebook für gut 20 Milliarden Dollar verkauft wurde. Einige glückliche Milliardäre stehen vielen arbeitslosen Postlern gegenüber. Die einen brauchen jetzt keinen Job mehr, die anderen werden nur sehr schwer einen finden.
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