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Vontobel-Chefstratege Christophe Bernard „Eine weitere Yuan-Abwertung wäre sinnvoll“

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In unserem Hauptszenario gehen wir von einer sukzessiven Konjunkturabkühlung in China auf 6,9 Prozent in diesem Jahr und auf 6.6 Prozent im Jahr 2016 aus. Mit anderen Worten müsste das offizielle Wachstumsziel Chinas von 7 Prozent in den kommenden Quartalen gesenkt werden. Vergrößern >> Unser Modell für die Kaufkraftparität (Purchasing Power Parity Model, PPP) signalisiert, dass der Yuan bei rund 6,45 zum US-Dollar fair bewertet ist, was ungefähr dem aktuellen Spot-Preis entspricht. Handelsgewichtet scheint der Yuan gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner des Landes jedoch um 10 bis 15 Prozent überbewertet. Wir sind der Meinung, dass eine Abwertung auf 6,85 die chinesische Währung in einen angemesseneren Bewertungsbereich, auch im Vergleich zu den übrigen Handelspartnern, bringen würde. Der Yuan würde dadurch etwa eine Standardabweichung (7 Prozent) günstiger zum Greenback. Unser Yuan-Ziel auf zwölf Monate lautet folglich 6,85 zum US- Dollar. Auswirkungen auf die Schwellenländer Als Reaktion auf die Ankündigung der chinesischen Zentralbank gaben die Währungen anderer Emerging Markets anfänglich nach, insbesondere diejenigen von asiatischen Volkswirtschaften. Diese sind schließlich wirtschaftlich eng mit China verflochten. Ein schwächerer Yuan schmälert – bei sonst gleichen Bedingungen – die Wettbewerbsfähigkeit dieser Währungen. Eine Abwertung des Yuan um etwa 5 Prozent ist unseres Erachtens für die Emerging Markets allgemein verkraftbar. Dies sind jedoch weitere schlechte Nachrichten für Schwellenländerwährungen, die bereits seit Mitte 2011 unter den Folgen des schwachen Wachstums, der schlechteren politischen Rahmenbedingungen und einer Reihe länderspezifischer Ereignisse leiden. Sie beispielsweise die Rezession in Brasilien und Russland, die Verschlechterung der Handelsbedingungen, die nach wie vor hohe Unsicherheit in der Türkei oder die Wachstumsverlangsamung in China. Wir haben wiederholt betont, dass die Schwellenländer mittlerweile in einer besseren Verfassung sind als früher, um einen Zinsanstieg in den USA zu bewältigten. Ihre Fundamentaldaten sind derzeit deutlich solider als vor der Finanzkrise 2008/2009, der Asien-Krise 1997/1998 oder der Schuldenkrise in den 1980er Jahren. Aufgrund der Währungsschwäche zum US-Dollar könnten sich irgendwann die Renditedifferenzen von Unternehmensanleihen aus Emerging Markets aber ausweiten, was sich höchstwahrscheinlich ebenfalls negativ auf das Segment der Staatsanleihen auswirken würde. Aus diesem Grund sind wir gegenüber Emerging-Markets-Anleihen, allen voran denjenigen, die in den Währungen der entsprechenden Länder ausgegeben wurden, zurückhaltend eingestellt.
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