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Vontobel-Chefstratege: Keine Angst vor Inflation

Quelle: Fotolia
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Der Vontobel-Chefstratege sieht praktisch keinen Zusammenhang zwischen Geldmengenentwicklung und Inflation. „Wesentlich stärker als von der Geldmenge hängt die Inflation von der Kapazitätsauslastung der Wirtschaft ab“, erklärt Steinemann. Diese liegt in Europa aber nur bei knapp über 60 Prozent. Bei einem derart hohen Prozentsatz an freien Kapazitäten könne von einem Nachfrageüberschuss jedoch keine Rede sein. Da eine Geldentwertung jedoch unter anderem einen Nachfrageüberschuss voraussetzt, hält der Vontobel-Chefstratege eine Hyperinflation für unwahrscheinlich. „Die Geschichte zeigt uns, dass man die Staatsverschuldung auch ohne Hyperinflation reduzieren kann“, so Steinemann weiter. Schließlich bauten beispielsweise die USA in den Jahren zwischen 1946 und 1974 ihre Schulden um 32 Prozent ab, bei einer durchschnittlichen Inflationsrate von 3,4 Prozent. Ein weiterer Faktor, der den Schuldenabbau begünstigt – das Wirtschaftswachstum – betrug dabei 3,7 Prozent. „Ein vernünftiges Wachstum und eine moderate Inflationsrate von 2 bis 3 Prozent sind völlig ausreichend, um die exorbitante Staatsverschuldung zu kompensieren“, folgert Steinemann. Auch was das Wirtschaftswachstum betrifft, zeigt sich der Schweizer verhalten optimistisch. Er sieht belastbare Anzeichen dafür, dass die Konjunkturpakete und die expansive Geldpolitik bereits erste Wirkungen zeigen. Einen ungebrochenen Aufwärtstrend erwartet der Stratege aber trotzdem nicht. Doch während viele Analysten mit einem L-förmigen Konjunkturverlauf und somit mit einer längeren Rezessionsphase rechnen, erwartet Steinemann einen W-förmigen Verlauf. Derzeit befinden wir uns im ersten aufsteigenden Bereich des Ws, sagt der Schweizer. Nach einem Höhepunkt 2010 erwartet er eine weitere Konsolidierungsphase, der dann wiederum die Rückkehr zu einem kontinuierlichen Aufschwung folgen soll. Auch wenn sich die Leitzinsen derzeit auf einem historischen Tiefpunkt befinden, sind laut Steinemann spätere Zinssteigerungen unumgänglich. Denn die enorme Staatsverschuldung muss durch entsprechendes Volumen an Rentenemissionen finanziert werden, was der Zinsentwicklung Auftrieb verleihen wird. Um die Wirtschaftsentwicklung nicht zu gefährden, dürften die Zinsen jedoch frühestens Mitte beziehungsweise Ende 2010 wieder angehoben werden. „Keine Panik“, so das Fazit des Vontobel-Strategen. „Von einer Rückkehr zu der dramatischen Lage in den 30er Jahren sind wir weit genug entfernt“. Nach einer Phase von rund 10 bis 20 Monaten, die von Auf- und Abwärtsbewegungen gezeichnet sein wird, soll es wieder bergauf gehen.

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