Im Oktober musste die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) wieder einmal diverse Finanzmarktteilnehmer verwarnen und Ermittlungen einleiten. Besonders häufig ging es um Bankgeschäfte oder Finanzdienstleistungen ohne die dafür nötige Erlaubnis nach deutschem Kreditwesengesetz (KWG) oder Wertpapierinstitutsgesetz (WpIG). Auch gegen Betrug mit Whatsapp-Gruppen und unter falschem Namen schritten die Finanzaufseher ein.
Hier kommt der Überblick:
Warnung vor Whatsapp-Angeboten
Immer öfter werden unseriöse Angebote in Whatsapp-Gruppen veröffentlicht. Häufig nutzen die Betrüger die Namen bekannter Unternehmen. Dabei sei der Ablauf meist ähnlich, schreibt die Bafin auf ihrer Website. Zusammengefasst läuft der Betrug meist wie folgt ab:
- In Werbeanzeigen in sozialen Medien wird mit kostenlosen Aktientipps geworben, Verbraucher werden aufgefordert, Whatsapp-Gruppen beizutreten.
- In den Gruppen teilen vermeintliche Experten ihr Wissen und empfehlen bestimmte Anlagemodelle oder Aktien, oft gibt es zusätzlich Seminare.
- Meist wird dann ein Finanzinvestitionssystem vorgestellt, mit dem sich hohe Gewinne erzielen lassen sollen. Anleger werden aufgefordert sich über eine Online-Handelsbörse oder App anzumelden und dort zu handeln. Das Geld wird dabei meist über ein ausländisches Konto oder Kryptowerte eingezahlt.
- In der Regel erhöhen die Betreiber dann den Druck auf Anleger, weitere Einzahlungen zu leisten. Manchmal gibt es zunächst kleinere Auszahlungen, um Vertrauen aufzubauen.
- Im weiteren Verlauf sind Auszahlungen dann jedoch an Bedingungen geknüpft oder nicht mehr möglich. Schließlich sind die vermeintlichen Experten nicht mehr erreichbar und das investierte Geld ist weg.
Im Namen von Candriam Europa treten angebliche Mitarbeiter – Marius Schnider und und seine Assistentin Amelie Kaiser – in Whatsapp-Gruppen und -Chats an Anleger heran. Sie empfehlen den Kauf verschiedener Finanzinstrumente und Kryptowährungen, die sich angeblich über eine App handeln lassen. Die Angebote stammen jedoch nicht von dem Asset Manager oder deren Mitarbeitern, warnt die Bafin.
Ähnlich steht es um Whatsapp-Gruppen, die angeblich von Deutsche Digital Assets betrieben werden. Es wird fälschlicherweise behauptet, die Chats würden von den Mitarbeitern des Unternehmens geleitet.
Die Finanzaufsicht Bafin warnt außerdem vor Whatsapp-Gruppen (z.B. H312-Gewinn-Beschleunigungs-Plan, F904-Baader Europa), die angeblich von Mitarbeitern des Unternehmens Baader Bank AG betrieben werden. In den Whatsapp-Gruppen werden Verbraucherinnen und Verbraucher dazu verleitet, über die angebotenen Apps Finanzinstrumente zu handeln. Es besteht der Verdacht, dass die unbekannten Betreiber ohne Erlaubnis Bankgeschäfte und/oder Finanzdienstleistungen betreiben. Die Betreiber werden nicht von der Bafin beaufsichtigt und sind nicht mit dem lizenzierten Institut Baader Bank AG verbunden.
Weitere ähnliche Fälle:
- Die Bafin warnt vor den Whatsapp-Gruppen „Innovationsforum E68“, „Freiheitskompass F185“, „Wissenschaftsaustausch Focus Money“ und „Freiheitsweg VIP12“, die angeblich von Mitarbeitern des in Luxemburg ansässigen Unternehmens Azimut Investments S.A. betrieben werden. In den Whatsapp-Gruppen werden Verbraucherinnen und Verbraucher dazu verleitet, über die Apps „PAEXUP“ und „SSIK“ Finanzprodukte zu handeln.
- Tenzor wirbt auf der Website tzrprime.com sowie in Whatsapp-Gruppen, die unter dem Firmennamen Tenzor betrieben werden, für den Kauf von Finanzinstrumenten und Kryptowährungen.
- Die Bafin warnt vor Whatsapp-Gruppen (z.B. R8 Vermögenswachstums Forschungsgruppe, 107-Exklusive VIP), die von der SFM Pro betrieben werden. In den Whatsapp-Gruppen werden Verbraucherinnen und Verbraucher dazu verleitet, über die SFM Pro App Finanzinstrumente zu handeln.
- Die Bafin warnt vor den Whatsapp-Gruppen „VIP-Kundenbetreuung Nr. (…)“ und „Aktienclub Nr. (…)“, die von einer angeblichen Bayshore Kapitalverwaltung GmbH betrieben werden. In den Whatsapp-Gruppen werden Verbraucherinnen und Verbraucher dazu verleitet, über die Apps „BayGo“ und „BayGoPro“ Finanzprodukte zu handeln. Es besteht der Verdacht, dass die unbekannten Betreiber ohne Erlaubnis Bankgeschäfte und Finanzdienstleistungen anbieten. Nach bisherigen Erkenntnissen besteht kein Zusammenhang mit dem in den USA ansässigen Unternehmen Bayshore Global Management.
- Außerdem warnt die Bafin vor den Whatsapp-Gruppen „Dax-Jäger Team“, „Dax-Turbo Union“, „Kapitaljäger DAX II“, „10 Kapitaljäger Dax“, „N Dax Strategen Crew“, „Dax Union“, „6. FAX Turbo Union“, „Kapitaljäger DAX II“, „Dax Strategen crew“, „Reichtums-Express Dax“ und „Kapitaljäger DAX III“, die angeblich von Mitarbeitern der in Frankfurt am Main ansässigen Unternehmen Houlihan Lokey (Europe) GmbH und Houlihan Lokey Germany AG betrieben werden.
- Bei den Whatsapp-Gruppen „A4-Rendite-Ratgeber“ und „Aktienanalyse-Studio“, die von einer angeblichen BMBEX GmbH betrieben werden, sollten Anleger Vorsicht walten lassen. In den Whatsapp-Gruppen werden Verbraucherinnen und Verbraucher dazu verleitet, über die App „BMEBEX“ Finanzprodukte zu handeln. Es besteht keine Verbindung mit dem in Spanien ansässigen Unternehmen Bestinver Gestion, S.A., S.G.I.I.C.
- Vorsicht auch bei Whatsapp-Gruppen, die angeblich von Mitarbeitern des in Frankfurt am Main ansässigen Unternehmens Finacor Deutschland GmbH betrieben werden. Es besteht der Verdacht, dass die unbekannten Betreiber ohne Erlaubnis Bankgeschäfte und Finanzdienstleistungen anbieten. Es besteht kein Zusammenhang mit dem Unternehmen Finacor Deutschland GmbH, einem mit ihm verbundenen Unternehmen oder seinen Mitarbeitern. Finacor Deutschland GmbH vertreibt keine Finanzprodukte über WhatsApp-Gruppen und der zugehörigen Handelsplattform inv.my-own-space.com. Die von den Betreibern der Whatsapp-Gruppen behauptete Partnerschaft mit der N26 Bank SE besteht ebenfalls nicht.
- Vorsicht ist auch bei den Whatsapp-Gruppen „F99-Dax Chancen verändern die Zukunft“ und „Dax Chancen verändern die Zukunft“ geboten, über die die App ZKTrade Pro angeboten wird. Die Gruppen werden angeblich von der ZKTrade Pro betrieben. Es bestehe aber kein Zusammenhang zu der ZacksTrade Advisory LLC mit Sitz in USA.
- Die Betreiber der Whatsapp-Gruppe „Investorenallianz S106“, „Investorenallianz 3761“, „E11-Investorenallianz“, „Investorenallianz H12“, „Akademie der Investorenallianz“ geben sich als Mitarbeiter von dem in Den Haag, Niederlande, ansässigen Aegon Asset Management aus. Es bestehe kein Zusammenhang zur Aegon Gruppe sowie deren Mitarbeiter, sagt die Bafin.
Vorsicht, betrügerisches Jobangebot
Immer wieder weist die Bafin auf vermeintlich lukrative Jobangebote von dubiosen Anbietern hin. Im Oktober warnt die Finanzaufsicht vor Jobs unter anderem als „Support (m/w/d) for trading systems - in the home office“, die über die Website klarstruktur.de angeboten werden. Diese Stellenangebote stammen nicht – wie angegeben – von der in Wismar ansässigen ME.VS Digital GmbH. Die angebotene Tätigkeit besteht darin, auf den eigenen Namen ein Zahlungskonto zu eröffnen und dieses für die Entgegennahme von Geldern sowie für den Erwerb von Kryptowerten und deren Weiterleitung an Dritte zur Verfügung zu stellen.
Zudem warnt die Bafin vor Jobangeboten wie „Mitarbeiter*in (m/w/d) für digitale Prozesse & Datenorganisation - Home Office, Minijob“ anzunehmen, die angeblich von der Service you GmbH, Kiel, stammen oder über die Website „serviceyou24.de“ angeboten werden. Das Unternehmen hat diese Anzeigen nicht verfasst, heißt es.
Die Finanzaufseher haben bereits mehrfach davor gewarnt, auf solche Angebote einzugehen. Wer in Deutschland Zahlungsdienste sowie Kryptowerte-Dienstleistungen anbietet, benötigt dazu die Erlaubnis der Bafin – diese fehlt Firmen, die solche Jobangebote unterbreiten, in der Regel. Das Geld, das weitergeleitet werden soll, stamme zudem vermutlich von Personen, die Opfer krimineller Handlungen geworden sind.
Wer auf ein solches Angebot eingeht, macht sich strafbar. Zudem könnten die Personen, von denen das Geld ursprünglich stammt, Rückzahlungsansprüche geltend machen. Eine weitere Gefahr: Auch die persönlichen Daten der Bewerber könnten für kriminelle Zwecke missbraucht werden. Wer auf ein solches Jobangebot stößt, sollte die Polizei einschalten.

