Was an Regelverstößen und Betrugsversuchen am deutschen Finanzdienstleistungsmarkt vorkommt, dokumentiert regelmäßig die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Die Finanzaufseher haben stets den hiesigen Markt im Blick und geben dort, wo sie es für nötig erachten, Warnungen an Verbraucher heraus. Diese stehen zum einen auf der Internetseite der Bafin, zum anderen verschicken die Finanzaufseher sie auf Wunsch auch regelmäßig per E-Mail.
DAS INVESTMENT hat zusammengetragen, welche Warnungen die Bafin im abgelaufenen Monat März herausgegeben hat:
Finanzgeschäfte unter gestohlener Identität
Um zu verbergen, dass ihnen die Erlaubnis für Finanzgeschäfte fehlt, nutzen Betrüger häufig die Namen bestehender Unternehmen. Unter der geklauten Identität werden dann vermeintliche Finanzangebote unterbreitet:
So warnt die Finanzaufsicht vor der Website eblt-ag.com. Diese wird angeblich von der EBLT Vermögensverwaltung AG mit Sitz in der Schweiz, Dänemark und Deutschland betrieben. Hier wird der Eindruck erweckt, dass ein Zusammenhang mit der EBLT Vermögensverwaltung AG besteht, die allerdings inzwischen in Rüselbächli AG umbenannt wurde.
Auch die Raisin GmbH, die Raisin Bank AG sowie die Sutor Bank GmbH sind Opfer eines Identitätsmissbrauchs geworden. So behauptet Liberty KapitalPartner auf der Website libertykapitalpartner.com, dass er mit diesen bei der Bafin registrierten Banken zusammenarbeiten würde, was falsch ist. Auch die Website liberty-kapitalpartner.com gehört dem Betrüger.
Die Raisin Bank AG ist noch ein weiteres Mal Opfer eines Identitätsmissbrauchs geworden: So behauptet die Financial Asset Management Corporation auf ihrer Website famc-group.de, mit dieser sowie der „USA Bank“ zusammenzuarbeiten. Das ist jedoch nicht der Fall. Zudem ist laut Bafin vollkommen unklar, welches Kreditinstitut mit der Bezeichnung „USA Bank“ gemeint sein soll. Auffällig ist laut Finanzaufsicht jedoch, dass die Website famc-group.de in großen Teilen identisch ist mit derjenigen der libertykapitalpartner.com, vor der die Bafin bereits gewarnt hatte.
Ein Identitätsmissbrauch liegt auch bei der Berliner Catena Capital GmbH vor. Diese steht in keiner Verbindung mit der Website catena-kreditbank.com. Außerdem wird auf dieser Webseite behauptet, dass die Betreiber mit Qonto (Olinda Bank) zusammenarbeiten. Dies ist jedoch falsch, die Olinda-Zweigniederlassung Deutschland kooperiert nicht mit ihnen, hier lieg ebenfalls ein Identitätsmissbrauch vor.
Ebenfalls warnt die Bafin vor den Angeboten von Tago Festgeld. Das Unternehmen erweckt im Impressum den Eindruck, dass es sich um ein Projekt der Verwaltung Steinberger GmbH, Kerpen, handelt. Das ist jedoch falsch und es handelt sich um einen Identitätsmissbrauch. Zudem besteht der Verdacht, dass auf der Website tago-festgeld.news, auf die man beim Aufrufen der Website sowie tago-festgeld.de weitergeleitet wird, ohne Erlaubnis Finanz- und Wertpapierdienstleistungen angeboten werden.
Ein weiterer Fall von Identitätsmissbrauch liegt bei der in Berlin ansässigen FMD Finanzen GmbH vor: Diese steht in keiner Verbindung mit der Website zinspro.de.
Die in Hamburg ansässige FFG Finanzcheck Finanzportale GmbH ist ebenfalls Opfer eines Identitätsdiebstahl geworden. So verwendet die SEGIT.ES24, Dortmund, auf der Website segites24.com in ihrem Impressum die Registriernummer, Umsatzsteuer-Identifikationsnummer und den Namen des Geschäftsführers des Hamburger Unternehmens.
Von einem Identitätsdiebstahl ist auch die in Berlin ansässige Matrix GmbH Fibu-Datenerfassung und Lohnabrechnung betroffen. Diese steht in keinerlei Verbindung mit der Website matrix-datenerfassung.net. Besonders perfide: Das betrügerische Unternehmen bietet Jobs an, bei denen die Tätigkeit darin besteht, Bankkonten mit dem Video-Ident-Verfahren zu eröffnen. Auf diesen Konten werden anschließend Gelder entgegengenommen und an Dritte weitergeleitet. Diese Gelder stammen vermutlich von Personen, die selbst Opfer krimineller Handlungen geworden sind. Die Bafin warnt deshalb: Privatpersonen, die Gelder entgegennehmen und an Dritte weiterleiten, können sich wegen des Betreibens unerlaubter Zahlungsdienste strafbar machen.
Ebenfalls ein scheinbar lukrative Jobangebote bietet angeblich die SMMS Vermögensmanagement GmbH an. Das Angebot als „Transaktionsverarbeitungs-Mitarbeiter*in (m/w/d) im Home-Office“ wird unter anderem auf der Website smms-finanzberatung.de veröffentlicht. Die SMMS Vermögensmanagement hat jedoch diese Stellenanzeige nicht verfasst und betreibt auch nicht die genannte Website. Hier liegt ein Identitätsmissbrauch vor.
Die Bafin warnt auch vor der Website lyxor.io: Hier wird die Identität der Lyxor Asset Management S.A. missbraucht. Diese seht in keinerlei Verbindung mit der Website.
Auch die Apollo Investment Holdco S.A. ist vermutlich Opfer eines Identitätsmissbrauchs geworden: Die ApolloKapital Ltd. Luxemburg behauptet auf ihrer Website apollokapital.com, ein Tochterunternehmen zu sein und nennt eine Handelsregisternummer. Laut Bafin gibt es hier jedoch keine Beziehung.
Eine falsche Identität verwendet auch die als internationaler Online-Broker ChomCapitals. Auf der Website chomcapitals.com sowie per Telefon und E-Mail werden ohne Erlaubnis die Eröffnung von Handelskonten angeboten und fremde Gelder entgegengenommen. Dabei wird der Eindruck erweckt, es handele sich um die von der Bafin beaufsichtige CHOM CAPITAL GmbH. Es besteht auch kein Zusammenhang mit der Website chomcapital.com.
Finanzdienstleistungen ohne Erlaubnis
Um Bankgeschäfte zu betreiben, benötigen Unternehmen eine Erlaubnis der Bafin. Häufig bieten Firmen ohne Zulassung Geldanlageprodukte im Internet an. Verbraucher sollten deshalb bei Investments im Internet immer wachsam sein. Ob ein Unternehmen von der Bafin zugelassen ist, lässt sich in der Unternehmensdatenbank der Finanzaufsicht nachschauen.
In diesem Monat hat die Bafin Ermittlungen gegen folgende Firmen aufgenommen, die Finanzdienstleistungen ohne Erlaubnis angeboten haben:
- Archax LTD auf der Website archax.ltd
- Promarket-AI auf der Website promarket-ai.com
- Zinsniveau24 auf der Website zinsniveau24.de
- BluestarPros auf der Website bluestar-pros.com
- DCPGT LLC, New York, auf den Websites dcptg.xyz und dcptg.com
- Unbekannter in Singapur ansässiger Betreiber auf der Website immediateneupro.app
- Bitcoin Buyer auf der Website bitcoinbuyer-app.com
- Aegion Group Ltd., St. Vincent und die Grenadinen auf der Website safecap.io
- Vow Limited in der Vow App
- AIFMD auf den Websites aifmd.xyz sowie aifmd.info
- die Online-Handelsplattform ProTrade24 auf der Website protrade24.net
- BisonTradePro auf der Website bisontradepro.com
- TrustsCapital Ltd. auf der Website trustscapital.com
- Unbekannte Betreiber der Websites archax-finance.com sowie archax.ltd
- CapitalPartners24 auf der Website capitalpartners24.com
- CoinCoreX auf der Website coincorex.com
- die Online-Handelsplattform Steem auf der Website steemwin.com
- FinanzEU auf den Websites finanzeu.com und pt.finanzen-area.com
- Tradexperts beziehungsweise Trade Exerts auf der Website tradexerts.com
- Finanzwelt auf der Website finanzwelt.pro
- Unbekannte Betreiber der YEM FOUNDATION
- Taurumax auf der Website taurumax.com
- Swift International Finance Bank auf der Website swiftintfinance.com
- International Business Company Boundless Limited auf der Website interactivecapital.org
- die Online-Handelsplattform Bitkapital auf der Website bitkapital.io
- Unbekannte Betreiber auf der Website cryptomedti.com
Die Finanzaufsicht warnt außerdem vor der Swiss Financial Services AG beziehungsweise der Website sparzinsinvest.de. Das Unternehmen täuscht vor, dass bei ihm Aktien der Beijing Bytedance Technology („Tik-Tok-Aktien“) gekauft werden können. Zudem soll in diese angebliche Vermittlungstätigkeit die Fire Financial Service Limited, New York einbezogen sein. Allerdings ist diese laut Finanzaufsicht nicht in das Unternehmensregister des Staates New York eingetragen. Zudem liegt kein Prospekt nach dem Wertpapierprospektgesetz vor. Auf der Website sparzinsinvest.de werden außerdem angeblich Festgeldanlagen bei europäischen Banken vermittelt. Zudem werden dort weitere Kapitalanlagemöglichkeiten aufgeführt, darunter „Aktien und IPO“.
Des Weiteren liegt in diesem Fall auch noch Identitätsmissbrauch vor: So behauptet der Betreiber im Impressum, Mitglied der Raisin Unternehmensgruppe zu sein. Dabei bezieht er sich auf die Raisin Bank AG, die bei der Bafin als Kreditinstitut registriert ist. Diese Angaben sind allerdings falsch.
Auch die Burberryinvest, New York und London, behauptet, dass bei ihr solche sogenannten „Tik-Tok-Aktien“ erworben werden können. Deshalb warnt die Bafin auch vor diesem Unternehmen, dass auf der Website burberryinvest.com auch unter den Bezeichnungen BBI beziehungsweise BBI Holdings auftritt. Auch hier liegt außerdem der Wertpapierprospekt nicht vor.
Ähnlich verhält es sich bei Angeboten der Kantonal Finanz, ansässig in New York und London: Die Gesellschaft täuscht vor, dass bei ihr Aktien der Starlink Inc. gekauft werden können. Auf der Website kantonalfinanz.com tritt der Betreiber auch unter der Bezeichnung Kantonal Finanz Limited Company (Ltd.) auf. Zudem hat das Unternehmen keine Erlaubnis der Bafin und es liegt auch kein erforderlicher Wertpapierprospekt vor.
Auch Hills & Partners Ltd., London, behauptet, dass bei ihr Aktien der Starlink Inc. Gekauft werden können. Zudem wird auf der Website hills-partners.com angeboten, Kundenportfolios mit weiteren Finanzinstrumenten zu verwalten und das Unternehmen behauptet, weltweit Festgeldanlagen vermitteln zu können. Die im Impressum angegebenen Registrierungen im britischen Unternehmensregister („Companies House“) und bei der britischen Finanzmarktaufsicht FCA existieren jedoch nicht. Das Unternehmen hat auch keine Erlaubnis der Bafin, zudem liegt kein Wertpapierprospekt vor.
Ohne Erlaubnis arbeitet auch die Asset Management One Germany auf der Website am-one-germany.com. Das Unternehmen verspricht, eingezahlte Einlagen zuzüglich Zinsen vollständig zurückzuzahlen (unbedingte Rückzahlbarkeit). Dabei sollen für die unterschiedlichen Anlagemöglichkeiten angeblich Depots bei der Julius ||| JLS Bank (vormals: Julius IPB), Brüssel, eröffnet werden. Dieses Unternehmen ist jedoch der belgischen Finanzaufsicht weder bekannt noch wird es dort beaufsichtigt.
Die Bafin warnt außerdem vor den Angeboten der Consumer Financial Group. Diese bietet Darlehensverträge an, bei denen Verbraucher vor der Auszahlung des Darlehens eine Gebühr leisten sollen. Zu einer Auszahlung des Darlehens kommt es dann jedoch nicht.
Die Finanzaufsicht warnt zudem vor den Angeboten der FK Finanz Kontor BENELUX. Das Unternehmen mit Sitz in Ranst, Belgien sowie Frankfurt am Main bietet auf der Website fk-benelux.com ohne Erlaubnis Beratung in Vermögensanlagen an. Doch nicht nur das: Darüber hinaus kontaktieren Mitarbeiter Verbraucher auch telefonisch und per E-Mail und bieten festverzinsliche Geldanlagen an. Dabei erweckt das Unternehmen den Anschien, mit lizensierten Banken zu kooperieren, was nicht der Fall ist.
Ebenfalls ohne Erlaubnis der Bafin arbeitet die in Berlin ansässige Xeventy beziehungsweise Xe7enty. Bei einem Initial Coin Offering (ICO) kann hier ein XeventyCoin (XVT) genannter ERC-20-Token erworben werden. Dieser soll, nachdem eine digitale Plattform eingerichtet wurde, gegen Finanz- und Wertpapierdienstleistungen sowie Zahlungsdienste eingetauscht werden können. Das Unternehmen täuscht dabei vor, von der Bafin beaufsichtigt zu werden.
Noch einen Schritt weiter ist die Bafin bei der DR Deutsche Rücklagen GmbH gegangen: Hier hat die Finanzaufsicht angeordnet, dass das Kreditgeschäft eingestellt und abgewickelt wird, da das Unternehmen keine Erlaubnis hat.
Auch die PBT Consulting GmbH, Dübendorf, ist ein solcher Fall: Hier hat die Bafin ebenfalls angeordnet, dass die Anlagevermittlung und -beratung eingestellt werden soll, da keine Erlaubnis vorliegt.
Und auch dem nicht-rechtsfähigen Verein „Konvent zur Reformation Deutschlands – Die Goldene Mitte“ hat die Bafin untersagt, auf eigenen Konten für Peter Fitzek bestimmte Gelder anzunehmen. Besagter Fitzek hatte zuvor über seine Internetseite um „Euro-Spenden“ geworden. Der Verein betreibt dadurch ohne Erlaubnis das Finanztransfergeschäft.
Gefälschte E-Mails von angeblicher Bafin-Adresse
Die Bafin weist außerdem darauf hin, dass sie nur E-Mails mit der Domain @bafin.de sowie [email protected] versendet. E-Mails, in denen das Wort „bafin“ an anderer Stelle auftaucht oder die Mailadresse zum Beispiel mit .com statt .de endet, stammen von Betrügern. Auf solche Mails sollte auf keinen Fall reagiert und stattdessen bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet werden. Im Zweifel könne man sich direkt unter 0800 2100500 an die Bafin wenden, das Verbrauchertelefon ist kostenfrei.
Ein aktuelles Beispiel dafür sind Mails mit dem Absender [email protected]. Darin wird behauptet, dass sie Verbraucher unterstützen, die angeblich Geld bei betrügerischen Finanzmarktgeschäften verloren haben. Angeblich gebe es von der Bafin zugelassene „Wiederbeschaffungsmaßnahmen“. Dies alles ist jedoch falsch. Die Bafin betont ausdrücklich, dass dies nicht zu ihren Aufgaben gehört.

