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Jupiter-Fondsmanager im Gespräch „Vorsicht bei China-Investments“

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Mit welchen Trends liebäugeln Sie schon, sind aber noch nicht investiert?

De Blonay: Wir investieren kaum im Kryptosektor. Oft heißt es, er sei ein bisschen wie das Internet in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren. Dem stimmen wir zu. Die Geschäftsmodelle vieler Unternehmen verändern sich, wir steuern auf dezentralisierte Finanzmärkte mit weniger Vermittlern und letztlich niedrigeren Kosten und besserem Zugang für Verbraucher zu. Derzeit ist jedoch noch unklar, nach welchen Regeln das neue System funktioniert und welche Firmen auf der Gewinnerseite stehen. China und Indien haben Kryptowährungen praktisch bereits verboten, die USA werden diesem Beispiel voraussichtlich nicht folgen. Wir nehmen alle Trends genau unter die Lupe.

Von welchen Wertpapieren lassen Sie lieber die Finger?

De Blonay: In der Finanzbranche gab es eine Reihe öffentlichkeitswirksamer Skandale wie im Fall Wirecard. Wir arbeiten deshalb im Anlageprozess mit Nachhaltigkeitskriterien. Wenn die Geschäftsleitung eines Unternehmens Fragen zur Rechnungslegung oder dem Umgang mit Verbraucherdaten nicht beantworten kann, kann die Lage kritisch sein. Bei manchen Unternehmen ist auch die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells an sich fraglich. Viele digitale Versicherungsanbieter aus den USA wachsen beispielsweise zwar schnell, sind aber teuer und möglicherweise nicht rentabel. In einigen Fällen sind die Kosten für die Gewinnung eines neuen Kunden höher als der Lebenszeitwert des Kunden.

Der Jupiter Financial Innovation hat seine Outperformance gegenüber dem Index deutlich gesteigert. Wie haben Sie das geschafft?

De Blonay: Die neue Positionierung des Fonds mit Fokus auf Unternehmen, die entweder Finanzinnovationen vorantreiben oder davon profitieren, hat wesentlich dazu beigetragen. Außerdem war die Fähigkeit, das Portfolio durch dynamische Marktumfelder zu steuern, entscheidend für den Erfolg. Teile des Markts werden von kletternden Zinssätzen, Kursschwankungen und höherer Inflation profitieren. Die Möglichkeit, überall investieren zu können, ist ein entscheidender Vorteil für eine Strategie, die darauf abzielt, unter allen Marktbedingungen gute Ergebnisse zu erzielen.

Bedeutet der Fondsname, dass Sie eine bestimmte Summe in Fintechs investieren müssen?

De Blonay: Konkret fließen mindestens 70 Prozent des Nettoinventarwerts in internationale Unternehmen, die unserer Meinung nach Innovationen in der Finanzbranche fördern oder davon profitieren.

Was spricht im aktuellen Marktumfeld allgemein für Finanz-Investments?

De Blonay: Wir gehen davon aus, dass sich die Lage an der Corona-Front bessern wird. Die abklingende Delta-Welle markiert wahrscheinlich das Ende der Pandemie. Angesichts des seit mehreren Jahrzehnten niedrigen Investitionsniveaus, niedriger Lagerbestände und der guten Verfassung der Verbraucherbilanzen dürfte dies zu einer kräftigen Konjunkturerholung führen, die mindestens bis zum nächsten Jahr andauern sollte. Die Kapitalrückführung hat begonnen, da Aufsichtsbehörden Finanzdienstleistern die Rückzahlung von überschüssigem Kapital gestatten. Auch dürften Erträge weiter steigen. Vor dem Hintergrund höherer Inflationserwartungen und höherer Anleiherenditen sind internationale Finanzwerte gegenüber anderen Sektoren eindeutig im Vorteil.

Beeinflusst die Corona-Krise das Portfoliomanagement?

De Blonay: Die Pandemie beschleunigt Finanzinnovationen. Blockchain-Technologie, digitale Versicherungen, Neobanken und Wealth-Tech stehen kurz davor, Massenanwendungen zu werden.

Guy de Blonay kam im Jahr 2010 zu Jupiter Asset Management. Seit Januar 2015 verwaltet er den Jupiter Financial Innovation (vormals Jupiter Global Financials).

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