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Vorsicht bei Mag 7: Europa und Gold bevorzugt

Nicht in den Mag 7 investiert zu sein, hat Investoren im vergangenen Jahr ordentlich Rendite gekostet. Allerdings hat sich dort über die Zeit ein erhebliches Klumpenrisiko aufgebaut.
Die großen amerikanischen Technologiewerte dominieren mittlerweile mit einem Anteil von rund 30 Prozent nicht nur den S&P 500, sondern spielen auch im MSCI World eine gewichtige Rolle. Gleiches gilt für die entsprechenden ETFs.
In der jüngeren Vergangenheit war es fast immer falsch, gegen US-Aktien zu wetten. Seit dem Ende der Finanzkrise 2008 hat sich der amerikanische Aktienmarkt um ein Vielfaches besser entwickelt als der europäische oder der japanische.
Das lag vor allem an der Rally der Glorreichen Sieben. Mit den rasanten Kursanstiegen sind aber auch die Bewertungen zum Teil massiv gestiegen. Dies macht sie anfällig für Korrekturen, wie sie im Frühjahr 2024 bereits zu beobachten waren.
Zuletzt hat das plötzliche Auftauchen von Deepseek aus China mit seinem KI-Modell R1 gezeigt, wie verwundbar die Mag 7 sind. Nvidia reagierte auf den Chat-GPT-Konkurrenten mit einem Kursabschlag von rund 20 Prozent. Das bedeutet zwar nicht, dass die Begeisterung um Künstliche Intelligenz (KI) schon vorbei ist.
KI wird auch im laufenden Jahr ein fester Bestandteil der Finanzwelt bleiben und die Anleger bis aufs Weitere begleiten. Wenn aber die Euphorie einer Beruhigung weicht, dürfte sich dies in den entsprechenden Kursen niederschlagen, was dann auch an den genannten Indizes nicht spurlos vorbeigehen dürfte.
Enorme Investitionen in KI
Eine entscheidende Frage lautet sicherlich, in welchem Zeitraum sich die milliardenschweren Investments in Rechenzentren mit teuren Hochleistungs-Halbleitern und in sonstige KI-Infrastruktur auszahlen. Geht es hier um fünf, zehn oder sogar 15 Jahre?
Allein die Google-Mutter Alphabet will dieses Jahr seine Investitionen insgesamt um fast 50 Prozent auf 75 Milliarden Dollar steigern. Anleger reagierten auf die Ankündigung von CEO Sundar Pichai eher verschnupft.
Und was die Billigkonkurrenz aus China für die Mag 7 bedeutet, scheint noch nicht ganz klar zu sein. Was sich aber bereits abzeichnet, ist, dass die Gewinndynamik von Amazon, Alphabet und Co. nachlässt.
Generell bleibt die Wall Street bei Aktieninvestments das Maß aller Dinge. Anleger sollten jedoch durch ein regelmäßiges Rebalancing entstandene Übergewichtungen wieder abbauen. Auch in den USA gibt es zu den Mag 7 vielversprechende Alternativen, die meistens auch noch sehr viel günstiger bewertet sind.
Historischer Abschlag
Regional könnte Europa wieder in den Fokus der Anleger rücken. Zwar ist das Wirtschaftswachstum auf dem alten Kontinent deutlich geringer als in den USA. Dafür sind die Bewertungen spürbar günstiger. Gemessen am MSCI Europe ex UK ist der Abschlag mittlerweile so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Das spricht eigentlich für einen regionalen Favoritenwechsel.
Und europäische Exporttitel würden von einer weiteren Abwertung des Euros profitieren, die durchaus wahrscheinlich scheint. Die EZB wird aufgrund der europäischen Wachstumsschwäche voraussichtlich deutlich häufiger und stärker die Leitzinsen senken als ihr amerikanisches Pendant.
Die Fed hat bereits im Dezember mit ihrer Ankündigung, 2025 wohl nur zwei kleinere Zinsschritte vorzunehmen, in den USA das Ende der Zinsphantasie eingeläutet. Und Strafzölle seitens Washingtons wie zuletzt gegen China verhängt und gegen Mexiko sowie Kanada angedroht unterstützen den Dollar und damit auch die Exporte aus Europa.
Natürlich trägt auch Gold zu einer effizienten Diversifikation des Portfolios bei. Das Edelmetall ist tendenziell negativ mit Aktien korreliert. Für Anleger aus dem Euroraum gewinnt Gold zudem durch eine mögliche Aufwertung des Dollars an Wert.
Für den Goldpreis gibt es mehrere Treiber. So halten die Zentralbanken Chinas und Indiens trotz ihrer jüngsten Käufe immer noch vergleichsweise geringe Mengen des Edelmetalls in ihren Währungsreserven. Hinzu kommt die weiter steigende Staatsverschuldung der USA, die Zweifel an der Stabilität des Dollars nährt.
Außerdem unterliegt Gold im Gegensatz zum Dollar nicht dem Einfluss der USA und bietet den Zentralbanken damit ein höheres Maß an Unabhängigkeit. Zuletzt haben auch die mit Gold unterlegten ETFs ihre Bestände wieder aufgestockt.
Europäische Aktien und Gold mögen im Vergleich zu den Mag 7 eher als langweilige Investments gelten. Eine mögliche Outperformance könnte in diesem Jahr dafür entschädigen.
Über den Autor:

Thomas Buckard ist seit dem Jahr 2000 Gründungsmitglied der MPF. Als Vorstandssprecher ist er für die Kundenakquisition und -betreuung sowie die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. MPF gehört nach eigener Aussage mit einem verwalteten Vermögen von mehr als zwei Milliarden Euro zu den größten unabhängigen Vermögensverwaltern in Deutschland.